sehr mild: "So, Eduard, urtheilt der Mann, und Du verdienst den Tadel. Der Vater be- dauert Dich in tiefster Seele, und wollte Gott! ich könnte Dir helfen. Mein Herz ist nicht so kalt geworden, daß ich Dein Leiden nicht ver- stehen könnte, aber weil ich Dich, mein Sohn, vor Reue, und Clara, die ich ehre, vor grö- ßerm Kummer bewahren möchte, darum warne ich Dich. Thue keinen Schritt vorwärts; ver- meide Alles, was Euch einander näher bringen, Clara's Erwartungen erhöhen könnte, bis Du weißt, ob Du auf sie hoffen darfst. Denn wenn selbst, was ich bezweifle, der Staat eine solche Verbindung zugibt, steht Dir mit Clara's Eltern noch ein schwerer Kampf bevor; doch wollte ich, sie allein wären es, die Du gegen Dich hast", schloß er, und sah bekümmert auf das verdüsterte Antlitz des Sohnes.
Dieser schwieg lange, dann sagte er: "Ich bin mir bewußt, daß der Gedanke an Clara's
ſehr mild: „So, Eduard, urtheilt der Mann, und Du verdienſt den Tadel. Der Vater be- dauert Dich in tiefſter Seele, und wollte Gott! ich könnte Dir helfen. Mein Herz iſt nicht ſo kalt geworden, daß ich Dein Leiden nicht ver- ſtehen könnte, aber weil ich Dich, mein Sohn, vor Reue, und Clara, die ich ehre, vor grö- ßerm Kummer bewahren möchte, darum warne ich Dich. Thue keinen Schritt vorwärts; ver- meide Alles, was Euch einander näher bringen, Clara's Erwartungen erhöhen könnte, bis Du weißt, ob Du auf ſie hoffen darfſt. Denn wenn ſelbſt, was ich bezweifle, der Staat eine ſolche Verbindung zugibt, ſteht Dir mit Clara's Eltern noch ein ſchwerer Kampf bevor; doch wollte ich, ſie allein wären es, die Du gegen Dich haſt“, ſchloß er, und ſah bekümmert auf das verdüſterte Antlitz des Sohnes.
Dieſer ſchwieg lange, dann ſagte er: „Ich bin mir bewußt, daß der Gedanke an Clara's
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ſehr mild: „So, Eduard, urtheilt der Mann,
und Du verdienſt den Tadel. Der Vater be-
dauert Dich in tiefſter Seele, und wollte Gott!
ich könnte Dir helfen. Mein Herz iſt nicht ſo
kalt geworden, daß ich Dein Leiden nicht ver-
ſtehen könnte, aber weil ich Dich, mein Sohn,
vor Reue, und Clara, die ich ehre, vor grö-
ßerm Kummer bewahren möchte, darum warne
ich Dich. Thue keinen Schritt vorwärts; ver-
meide Alles, was Euch einander näher bringen,
Clara's Erwartungen erhöhen könnte, bis Du
weißt, ob Du auf ſie hoffen darfſt. Denn
wenn ſelbſt, was ich bezweifle, der Staat eine
ſolche Verbindung zugibt, ſteht Dir mit Clara's
Eltern noch ein ſchwerer Kampf bevor; doch
wollte ich, ſie allein wären es, die Du gegen
Dich haſt“, ſchloß er, und ſah bekümmert auf
das verdüſterte Antlitz des Sohnes.
Dieſer ſchwieg lange, dann ſagte er: „Ich
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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/361>, abgerufen am 23.11.2024.
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