Elementen zusammengesetzt war, frei in einem Verbande, in dem Alle gleiche Rechte genossen.
Unter den ausgezeichnetsten Jünglingen in der Burschenschaft hatten sich viele an ihn an- geschlossen, deren Freundschaft ihm werth war, vor Allen Reinhard, dessen Liebe er auf das Innigste erwiderte. Dieser war der Sohn einer armen Predigerwittwe, die einer reichen und vornehmen Familie angehörte. Von seinen Verwandten unterstützt, hatte er die Schule besucht und kaum die Universität bezogen, als er erklärte, nun weiter keines Beistandes zu bedürfen, da er in sich die Kraft fühle, für seine Existenz selbst zu sorgen und hoffentlich auch seine Mutter ernähren zu können. Es hatte ihn seit Jahren schmerzlich gedrückt, von Andern abhängig zu sein, es hatte ihn ge- demüthigt bis in das tiefste Herz, seine Mutter von den Wohlthaten einer adelstolzen Familie leben zu sehen, welche ihr niemals die Heirath
Elementen zuſammengeſetzt war, frei in einem Verbande, in dem Alle gleiche Rechte genoſſen.
Unter den ausgezeichnetſten Jünglingen in der Burſchenſchaft hatten ſich viele an ihn an- geſchloſſen, deren Freundſchaft ihm werth war, vor Allen Reinhard, deſſen Liebe er auf das Innigſte erwiderte. Dieſer war der Sohn einer armen Predigerwittwe, die einer reichen und vornehmen Familie angehörte. Von ſeinen Verwandten unterſtützt, hatte er die Schule beſucht und kaum die Univerſität bezogen, als er erklärte, nun weiter keines Beiſtandes zu bedürfen, da er in ſich die Kraft fühle, für ſeine Exiſtenz ſelbſt zu ſorgen und hoffentlich auch ſeine Mutter ernähren zu können. Es hatte ihn ſeit Jahren ſchmerzlich gedrückt, von Andern abhängig zu ſein, es hatte ihn ge- demüthigt bis in das tiefſte Herz, ſeine Mutter von den Wohlthaten einer adelſtolzen Familie leben zu ſehen, welche ihr niemals die Heirath
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Elementen zuſammengeſetzt war, frei in einem
Verbande, in dem Alle gleiche Rechte genoſſen.
Unter den ausgezeichnetſten Jünglingen in
der Burſchenſchaft hatten ſich viele an ihn an-
geſchloſſen, deren Freundſchaft ihm werth war,
vor Allen Reinhard, deſſen Liebe er auf das
Innigſte erwiderte. Dieſer war der Sohn
einer armen Predigerwittwe, die einer reichen
und vornehmen Familie angehörte. Von ſeinen
Verwandten unterſtützt, hatte er die Schule
beſucht und kaum die Univerſität bezogen, als
er erklärte, nun weiter keines Beiſtandes zu
bedürfen, da er in ſich die Kraft fühle, für
ſeine Exiſtenz ſelbſt zu ſorgen und hoffentlich
auch ſeine Mutter ernähren zu können. Es
hatte ihn ſeit Jahren ſchmerzlich gedrückt, von
Andern abhängig zu ſein, es hatte ihn ge-
demüthigt bis in das tiefſte Herz, ſeine Mutter
von den Wohlthaten einer adelſtolzen Familie
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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/58>, abgerufen am 24.11.2024.
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