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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843.

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erst mitzutheilen wünschte. Ebenso wahr und
offen als Eduard, war sie diesem von Tag zu
Tag mehr ans Herz gewachsen, ihre kindliche,
sich immer glänzender entfaltende Schönheit
entzückte ihn, und obgleich er gegen die Eltern
oft beklagte, daß sich in Jenny zu viel Stolz
und eine fast unweibliche Energie zeige, auch
Joseph zugestehen mußte, daß sich bei ihr die
Eigenschaften des Geistes nur zu früh, die des
Herzens aber scheinbar gar nicht entwickelten,
so war sie doch sein Abgott, als er nach zwei
Jahren den Unterricht derselben aufgeben mußte,
weil seine zunehmende Praxis ihm keine Zeit
dazu übrig ließ.

Eduard drang nun darauf, man möge seine
Schwester einer Privatschule anvertrauen, die
von den Töchtern der angesehensten Familien
besucht wurde, weil er hoffte, der Umgang und
das Zusammenleben mit Mädchen ihres Alters
werde bei Jenny die Härten und Ecken, die

erſt mitzutheilen wünſchte. Ebenſo wahr und
offen als Eduard, war ſie dieſem von Tag zu
Tag mehr ans Herz gewachſen, ihre kindliche,
ſich immer glänzender entfaltende Schönheit
entzückte ihn, und obgleich er gegen die Eltern
oft beklagte, daß ſich in Jenny zu viel Stolz
und eine faſt unweibliche Energie zeige, auch
Joſeph zugeſtehen mußte, daß ſich bei ihr die
Eigenſchaften des Geiſtes nur zu früh, die des
Herzens aber ſcheinbar gar nicht entwickelten,
ſo war ſie doch ſein Abgott, als er nach zwei
Jahren den Unterricht derſelben aufgeben mußte,
weil ſeine zunehmende Praxis ihm keine Zeit
dazu übrig ließ.

Eduard drang nun darauf, man möge ſeine
Schweſter einer Privatſchule anvertrauen, die
von den Töchtern der angeſehenſten Familien
beſucht wurde, weil er hoffte, der Umgang und
das Zuſammenleben mit Mädchen ihres Alters
werde bei Jenny die Härten und Ecken, die

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[55/0067] erſt mitzutheilen wünſchte. Ebenſo wahr und offen als Eduard, war ſie dieſem von Tag zu Tag mehr ans Herz gewachſen, ihre kindliche, ſich immer glänzender entfaltende Schönheit entzückte ihn, und obgleich er gegen die Eltern oft beklagte, daß ſich in Jenny zu viel Stolz und eine faſt unweibliche Energie zeige, auch Joſeph zugeſtehen mußte, daß ſich bei ihr die Eigenſchaften des Geiſtes nur zu früh, die des Herzens aber ſcheinbar gar nicht entwickelten, ſo war ſie doch ſein Abgott, als er nach zwei Jahren den Unterricht derſelben aufgeben mußte, weil ſeine zunehmende Praxis ihm keine Zeit dazu übrig ließ. Eduard drang nun darauf, man möge ſeine Schweſter einer Privatſchule anvertrauen, die von den Töchtern der angeſehenſten Familien beſucht wurde, weil er hoffte, der Umgang und das Zuſammenleben mit Mädchen ihres Alters werde bei Jenny die Härten und Ecken, die

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Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/67>, abgerufen am 24.11.2024.