ihre Zweifel an Jenny's Aufrichtigkeit und ihre ganze Unterredung mit Therese mittheilte.
Kaum aber hatte sie es gethan, als sie das Unheil zu bereuen anfing, das sie angerichtet. Ein Funke, der in eine Pulvermine fällt, kann keine zerstörendere Wirkung hervorbringen, als die Worte seiner Mutter auf Reinhard. Mit tiefer Wehmuth hatte er Jenny's bis jetzt ge- dacht. Sein Leiden und das ihre fühlte er gleichmäßig und vereint, und hätte sich alle Be- redsamkeit der Welt gewünscht, um Jenny eine Ueberzeugung zu geben, welche es möglich machte, ihre Trennung zu verhindern, die für sie in den jetzigen Verhältnissen unvermeidlich wurde. Nun, bei der Erzählung der Mutter, erwachte seine Eifersucht aufs Neue. Sein altes Miß- trauen fing sich zu regen an und wie eine Furie verfolgte ihn unablässig der Gedanke, das Spiel- zeug in den Händen eines Mädchens gewesen zu sein, das ihn verwarf, sobald ein neuer Wunsch
ihre Zweifel an Jenny's Aufrichtigkeit und ihre ganze Unterredung mit Thereſe mittheilte.
Kaum aber hatte ſie es gethan, als ſie das Unheil zu bereuen anfing, das ſie angerichtet. Ein Funke, der in eine Pulvermine fällt, kann keine zerſtörendere Wirkung hervorbringen, als die Worte ſeiner Mutter auf Reinhard. Mit tiefer Wehmuth hatte er Jenny's bis jetzt ge- dacht. Sein Leiden und das ihre fühlte er gleichmäßig und vereint, und hätte ſich alle Be- redſamkeit der Welt gewünſcht, um Jenny eine Ueberzeugung zu geben, welche es möglich machte, ihre Trennung zu verhindern, die für ſie in den jetzigen Verhältniſſen unvermeidlich wurde. Nun, bei der Erzählung der Mutter, erwachte ſeine Eiferſucht aufs Neue. Sein altes Miß- trauen fing ſich zu regen an und wie eine Furie verfolgte ihn unabläſſig der Gedanke, das Spiel- zeug in den Händen eines Mädchens geweſen zu ſein, das ihn verwarf, ſobald ein neuer Wunſch
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ihre Zweifel an Jenny's Aufrichtigkeit und ihre
ganze Unterredung mit Thereſe mittheilte.
Kaum aber hatte ſie es gethan, als ſie das
Unheil zu bereuen anfing, das ſie angerichtet.
Ein Funke, der in eine Pulvermine fällt, kann
keine zerſtörendere Wirkung hervorbringen, als
die Worte ſeiner Mutter auf Reinhard. Mit
tiefer Wehmuth hatte er Jenny's bis jetzt ge-
dacht. Sein Leiden und das ihre fühlte er
gleichmäßig und vereint, und hätte ſich alle Be-
redſamkeit der Welt gewünſcht, um Jenny eine
Ueberzeugung zu geben, welche es möglich machte,
ihre Trennung zu verhindern, die für ſie in
den jetzigen Verhältniſſen unvermeidlich wurde.
Nun, bei der Erzählung der Mutter, erwachte
ſeine Eiferſucht aufs Neue. Sein altes Miß-
trauen fing ſich zu regen an und wie eine Furie
verfolgte ihn unabläſſig der Gedanke, das Spiel-
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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 2. Leipzig, 1843, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny02_1843/149>, abgerufen am 24.11.2024.
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