Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 2. Leipzig, 1843.

Bild:
<< vorherige Seite

Tochter, das in einer vollkommen übereinstim-
menden Ehe mit William immer schöner er-
blühte. In Eduard's Brust schüttete die Com-
merzienräthin ihren Kummer über das Schicksal
ihres Sohnes aus, der unstät Deutschland und
Frankreich durchstreifte und, von seiner Frau
beherrscht, ein unwürdiges Leben führte. Ferdi-
nand fühlte bereits das Elend und die Schande,
in die er sich gestürzt, aber er war zu schwach,
die Sklavenketten zu brechen, die ihn entehrten.
Auf den ausdrücklichen Wunsch der Hornschen
Familie, war Eduard mit ihm in Verbindung
getreten, und da es ihm gelungen, Ferdinand's
Vertrauen zu gewinnen, gab er die Hoffnung
nicht auf, es werde ihm einst möglich sein, den
Verlornen seiner Familie wiederzugeben.

Mit herzlicher Freude empfingen Eduard
und der treue Joseph die heimkehrenden Lieben.
Der Anblick jener Räume, in denen sie so
glücklich gewesen und so unendlich gelitten hatte,

Tochter, das in einer vollkommen übereinſtim-
menden Ehe mit William immer ſchöner er-
blühte. In Eduard's Bruſt ſchüttete die Com-
merzienräthin ihren Kummer über das Schickſal
ihres Sohnes aus, der unſtät Deutſchland und
Frankreich durchſtreifte und, von ſeiner Frau
beherrſcht, ein unwürdiges Leben führte. Ferdi-
nand fühlte bereits das Elend und die Schande,
in die er ſich geſtürzt, aber er war zu ſchwach,
die Sklavenketten zu brechen, die ihn entehrten.
Auf den ausdrücklichen Wunſch der Hornſchen
Familie, war Eduard mit ihm in Verbindung
getreten, und da es ihm gelungen, Ferdinand's
Vertrauen zu gewinnen, gab er die Hoffnung
nicht auf, es werde ihm einſt möglich ſein, den
Verlornen ſeiner Familie wiederzugeben.

Mit herzlicher Freude empfingen Eduard
und der treue Joſeph die heimkehrenden Lieben.
Der Anblick jener Räume, in denen ſie ſo
glücklich geweſen und ſo unendlich gelitten hatte,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0169" n="159"/>
Tochter, das in einer vollkommen überein&#x017F;tim-<lb/>
menden Ehe mit William immer &#x017F;chöner er-<lb/>
blühte. In Eduard's Bru&#x017F;t &#x017F;chüttete die Com-<lb/>
merzienräthin ihren Kummer über das Schick&#x017F;al<lb/>
ihres Sohnes aus, der un&#x017F;tät Deut&#x017F;chland und<lb/>
Frankreich durch&#x017F;treifte und, von &#x017F;einer Frau<lb/>
beherr&#x017F;cht, ein unwürdiges Leben führte. Ferdi-<lb/>
nand fühlte bereits das Elend und die Schande,<lb/>
in die er &#x017F;ich ge&#x017F;türzt, aber er war zu &#x017F;chwach,<lb/>
die Sklavenketten zu brechen, die ihn entehrten.<lb/>
Auf den ausdrücklichen Wun&#x017F;ch der Horn&#x017F;chen<lb/>
Familie, war Eduard mit ihm in Verbindung<lb/>
getreten, und da es ihm gelungen, Ferdinand's<lb/>
Vertrauen zu gewinnen, gab er die Hoffnung<lb/>
nicht auf, es werde ihm ein&#x017F;t möglich &#x017F;ein, den<lb/>
Verlornen &#x017F;einer Familie wiederzugeben.</p><lb/>
        <p>Mit herzlicher Freude empfingen Eduard<lb/>
und der treue Jo&#x017F;eph die heimkehrenden Lieben.<lb/>
Der Anblick jener Räume, in denen &#x017F;ie &#x017F;o<lb/>
glücklich gewe&#x017F;en und &#x017F;o unendlich gelitten hatte,<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[159/0169] Tochter, das in einer vollkommen übereinſtim- menden Ehe mit William immer ſchöner er- blühte. In Eduard's Bruſt ſchüttete die Com- merzienräthin ihren Kummer über das Schickſal ihres Sohnes aus, der unſtät Deutſchland und Frankreich durchſtreifte und, von ſeiner Frau beherrſcht, ein unwürdiges Leben führte. Ferdi- nand fühlte bereits das Elend und die Schande, in die er ſich geſtürzt, aber er war zu ſchwach, die Sklavenketten zu brechen, die ihn entehrten. Auf den ausdrücklichen Wunſch der Hornſchen Familie, war Eduard mit ihm in Verbindung getreten, und da es ihm gelungen, Ferdinand's Vertrauen zu gewinnen, gab er die Hoffnung nicht auf, es werde ihm einſt möglich ſein, den Verlornen ſeiner Familie wiederzugeben. Mit herzlicher Freude empfingen Eduard und der treue Joſeph die heimkehrenden Lieben. Der Anblick jener Räume, in denen ſie ſo glücklich geweſen und ſo unendlich gelitten hatte,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny02_1843
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny02_1843/169
Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 2. Leipzig, 1843, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny02_1843/169>, abgerufen am 24.11.2024.