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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 2. Leipzig, 1843.

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Ich tadle Jenny nicht. Nur vor der Verderbt-
heit Derjenigen war mir bange, welche ihr ir-
gend ein unlauteres Motiv, ein Schaustellen
dabei zur Last legen könnten. Wir Frauen
sind so sehr gewöhnt, uns nur innerhalb un-
seres schützenden Hauses zu denken, daß wir
erschrecken, wenn wir uns außerhalb desselben
handelnd erblicken."

"Entschuldige Dich nicht und mich nicht,
Clärchen!" sagte Jenny, die bis dahin schwei-
gend einer Unterhaltung zugehört hatte, bei der
sie so nahe betheiligt war."Du kennst mei-
nen alten Wahlspruch: "Thue, was Du sollst,
komme, was mag." Kann ich dafür, wenn ich
den Muth dazu von früher Jugend an fühlte?"
Mit diesen Worten entfernte sie sich schnell,
um nach ihrem Schützling zu sehen, und ließ
Walter in großer Bewegung zurück. Es war
das erste Mal, daß er mit einer jüdischen Fa-
milie in nähere Berührung kam und Jenny's

Ich tadle Jenny nicht. Nur vor der Verderbt-
heit Derjenigen war mir bange, welche ihr ir-
gend ein unlauteres Motiv, ein Schauſtellen
dabei zur Laſt legen könnten. Wir Frauen
ſind ſo ſehr gewöhnt, uns nur innerhalb un-
ſeres ſchützenden Hauſes zu denken, daß wir
erſchrecken, wenn wir uns außerhalb deſſelben
handelnd erblicken.“

„Entſchuldige Dich nicht und mich nicht,
Clärchen!“ ſagte Jenny, die bis dahin ſchwei-
gend einer Unterhaltung zugehört hatte, bei der
ſie ſo nahe betheiligt war.„Du kennſt mei-
nen alten Wahlſpruch: „Thue, was Du ſollſt,
komme, was mag.“ Kann ich dafür, wenn ich
den Muth dazu von früher Jugend an fühlte?“
Mit dieſen Worten entfernte ſie ſich ſchnell,
um nach ihrem Schützling zu ſehen, und ließ
Walter in großer Bewegung zurück. Es war
das erſte Mal, daß er mit einer jüdiſchen Fa-
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[188/0198] Ich tadle Jenny nicht. Nur vor der Verderbt- heit Derjenigen war mir bange, welche ihr ir- gend ein unlauteres Motiv, ein Schauſtellen dabei zur Laſt legen könnten. Wir Frauen ſind ſo ſehr gewöhnt, uns nur innerhalb un- ſeres ſchützenden Hauſes zu denken, daß wir erſchrecken, wenn wir uns außerhalb deſſelben handelnd erblicken.“ „Entſchuldige Dich nicht und mich nicht, Clärchen!“ ſagte Jenny, die bis dahin ſchwei- gend einer Unterhaltung zugehört hatte, bei der ſie ſo nahe betheiligt war.„Du kennſt mei- nen alten Wahlſpruch: „Thue, was Du ſollſt, komme, was mag.“ Kann ich dafür, wenn ich den Muth dazu von früher Jugend an fühlte?“ Mit dieſen Worten entfernte ſie ſich ſchnell, um nach ihrem Schützling zu ſehen, und ließ Walter in großer Bewegung zurück. Es war das erſte Mal, daß er mit einer jüdiſchen Fa- milie in nähere Berührung kam und Jenny's

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Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 2. Leipzig, 1843, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny02_1843/198>, abgerufen am 21.11.2024.