tender Ton sonderbar gegen seine befehlende Haltung abstach, und man stand von der Tafel auf, weil der Graf schon in der Dämmerung auf das Land zu fahren wünschte, um vor der Nacht bei seinen Freunden einzutreffen.
In lebhafte Diskussionen über eine Maß- regel der Regierung vertieft, saßen nach dem Mittagsessen die beiden alten Herren ihren Kaffee trinkend vor der Flamme eines Ka- mins, während Walter mit seiner Braut in der Brüstung eines Fensters stand und Eduard und Joseph die neuesten Zeitungen durchflogen.
"Ich fahre ungern hinaus!" sagte Walter, "so sehr ich die Jagd liebe, so wenig sagt mir gerade diese Gesellschaft zu, die mich außerdem ein paar Tage von Dir trennt."
"Wie wäre es", fragte Jenny, "wenn ich den Onkel bäte, Dich mir und meinem Vater zu lassen, da wir ja doch kaum noch eine Woche bei ihm bleiben?"
tender Ton ſonderbar gegen ſeine befehlende Haltung abſtach, und man ſtand von der Tafel auf, weil der Graf ſchon in der Dämmerung auf das Land zu fahren wünſchte, um vor der Nacht bei ſeinen Freunden einzutreffen.
In lebhafte Diskuſſionen über eine Maß- regel der Regierung vertieft, ſaßen nach dem Mittagseſſen die beiden alten Herren ihren Kaffee trinkend vor der Flamme eines Ka- mins, während Walter mit ſeiner Braut in der Brüſtung eines Fenſters ſtand und Eduard und Joſeph die neueſten Zeitungen durchflogen.
„Ich fahre ungern hinaus!“ ſagte Walter, „ſo ſehr ich die Jagd liebe, ſo wenig ſagt mir gerade dieſe Geſellſchaft zu, die mich außerdem ein paar Tage von Dir trennt.“
„Wie wäre es“, fragte Jenny, „wenn ich den Onkel bäte, Dich mir und meinem Vater zu laſſen, da wir ja doch kaum noch eine Woche bei ihm bleiben?“
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0303"n="293"/>
tender Ton ſonderbar gegen ſeine befehlende<lb/>
Haltung abſtach, und man ſtand von der Tafel<lb/>
auf, weil der Graf ſchon in der Dämmerung<lb/>
auf das Land zu fahren wünſchte, um vor der<lb/>
Nacht bei ſeinen Freunden einzutreffen.</p><lb/><p>In lebhafte Diskuſſionen über eine Maß-<lb/>
regel der Regierung vertieft, ſaßen nach dem<lb/>
Mittagseſſen die beiden alten Herren ihren<lb/>
Kaffee trinkend vor der Flamme eines Ka-<lb/>
mins, während Walter mit ſeiner Braut in<lb/>
der Brüſtung eines Fenſters ſtand und Eduard<lb/>
und Joſeph die neueſten Zeitungen durchflogen.</p><lb/><p>„Ich fahre ungern hinaus!“ſagte Walter,<lb/>„ſo ſehr ich die Jagd liebe, ſo wenig ſagt mir<lb/>
gerade dieſe Geſellſchaft zu, die mich außerdem<lb/>
ein paar Tage von Dir trennt.“</p><lb/><p>„Wie wäre es“, fragte Jenny, „wenn ich<lb/>
den Onkel bäte, Dich mir und meinem Vater<lb/>
zu laſſen, da wir ja doch kaum noch eine Woche<lb/>
bei ihm bleiben?“</p><lb/></div></body></text></TEI>
[293/0303]
tender Ton ſonderbar gegen ſeine befehlende
Haltung abſtach, und man ſtand von der Tafel
auf, weil der Graf ſchon in der Dämmerung
auf das Land zu fahren wünſchte, um vor der
Nacht bei ſeinen Freunden einzutreffen.
In lebhafte Diskuſſionen über eine Maß-
regel der Regierung vertieft, ſaßen nach dem
Mittagseſſen die beiden alten Herren ihren
Kaffee trinkend vor der Flamme eines Ka-
mins, während Walter mit ſeiner Braut in
der Brüſtung eines Fenſters ſtand und Eduard
und Joſeph die neueſten Zeitungen durchflogen.
„Ich fahre ungern hinaus!“ ſagte Walter,
„ſo ſehr ich die Jagd liebe, ſo wenig ſagt mir
gerade dieſe Geſellſchaft zu, die mich außerdem
ein paar Tage von Dir trennt.“
„Wie wäre es“, fragte Jenny, „wenn ich
den Onkel bäte, Dich mir und meinem Vater
zu laſſen, da wir ja doch kaum noch eine Woche
bei ihm bleiben?“
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 2. Leipzig, 1843, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny02_1843/303>, abgerufen am 04.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.