Die Vertheilung der Wärme in der Atmos- phere ist das wichtigste Moment für das menschliche Geschlecht. Darnach wird dieDie Wärme der Luft
geistige und physische Bildung aller Organismen modifizirt. Alle Einflüsse die wir bis jetzt betrachtet haben, brauchen große Räume um merklichen Unterschied zu bewirken, hier finden wir auf einer kleinen Strecke auffallende Contraste. Der Einfluß ist so groß, daß schon bei den Alten das Wort Climaihr Einfluß
eine doppelte Bedeutung hatte, Luft undTemperatur. Es ist ein caracterisirender Gesichtspunctder Weltbeschreibung, in der Culturdes Geistes und des Bodens. Die Geschichte des Abendlandes bewies, daß das gemäßigte Clima, beyden das günstigste sei. Indessen muß man nicht vergessen wie unbestimmt das Wort gemäßigt ist. Die eigentliche Zone der menschlichenEntwicklung war zwischen 30-45° nördlicher Breite vom termalischen Busen, bis zum Ausflusse des Aous, wie ver- schieden war die Cultur gleich nördlich, wo doch auch das mäßige Clima herrscht. Wenn wir die gemäßigte Zone als die Mitteltemperatur des Planeten annehmen, so fällt sie zwischen 11-14° wo der Oelbaum gedeiht wo die mittlere Temperatur. im Sommer 21° R ist, wehrend diese in Berlin nur
Die Vertheilung der Wärme in der Atmos- phere iſt das wichtigste Moment für das menſchliche Geſchlecht. Darnach wird dieDie Wärme der Luft
geistige und physiſche Bildung aller Organismen modifizirt. Alle Einflüſſe die wir bis jetzt betrachtet haben, brauchen große Räume um merklichen Unterſchied zu bewirken, hier finden wir auf einer kleinen Strecke auffallende Contraste. Der Einfluß iſt ſo groß, daß ſchon bei den Alten das Wort Climaihr Einfluß
eine doppelte Bedeutung hatte, Luft undTemperatur. Es iſt ein caracteriſirender Geſichtspunctder Weltbeſchreibung, in der Culturdes Geistes und des Bodens. Die Geſchichte des Abendlandes bewies, daß das gemäßigte Clima, beyden das günstigste ſei. Indeſſen muß man nicht vergeſſen wie unbeſtim̃t das Wort gemäßigt iſt. Die eigentliche Zone der menschlichenEntwicklung war zwiſchen 30–45° nördlicher Breite vom termaliſchen Busen, bis zum Ausflusse des Aous, wie ver- ſchieden war die Cultur gleich nördlich, wo doch auch das mäßige Clima herrſcht. Weñ wir die gemäßigte Zone als die Mitteltemperatur des Planeten annehmen, ſo fällt ſie zwiſchen 11–14° wo der Oelbaum gedeiht wo die mittlere Temperatur. im Som̃er 21° R iſt, wehrend dieſe in Berlin nur
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[333/0200]
47. Vorlesung, 1. April 1828
Die Vertheilung der Wärme in der Atmos-
phere iſt das wichtigste Moment für das
menſchliche Geſchlecht. Darnach wird die
geistige ud physiſche Bildung aller Organismen
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und des Bodens. Die Geſchichte ds Abendlandes
bewies, dß das gemäßigte Clima, beyden
das günstigste ſei. Indeſſen muß man nicht
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iſt. Die eigentliche Zone der menſchl. Entwicklug
war zwiſchen 30–45° n. Br. vom termaliſchen
Busen, bis zum Ausflusse des Aous, wie ver-
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Planeten annehmen, ſo fällt ſie zwiſchen 11–14°
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Die Wärme der Luft
ihr Einfluß
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um ein Fragment. Es setzt in der 23. Vorlesung (23.01.1828) ein und endet
mit der letzten Vorlesung am 26.04.1828.
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(Reihenfolge der Seiten im Manuskript: 141–156, 137–140, 157–414, 418,
417, 416, 415, 419–434). Die Reihenfolge der Biddigitalisate und der
Transkription wurde korrigiert.
Libelt, Karol: Wykłady Humboldta na uniwersytecie Berlińskim: notaty prelekcyj tych po uczniu Jego Karolu Libelcie. [s. l.], [1828]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 333. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/libelt_hs6623ii_1828/200>, abgerufen am 17.02.2025.
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