Photorin, Conrad [i. e. Georg Christoph Lichtenberg]: Timorus, das ist, Vertheidigung zweyer Israeliten, die durch die Kräftigkeit der Lavaterischen Beweisgründe und der Göttingischen Mettwürste bewogen den wahren Glauben angenommen haben. Berlin, 1773.so heißt er ein Landstreicher. Aber ist dieses philosophisch und christlich gedacht und gesprochen. Alle honetten deutschen Gesellschaften sollten alle ihre Macht, und wenn es nicht anders seyn könnte, wenigstens ihre Ohnmacht anwenden, einem solchen Uebel zu steuren, und entweder das Wort von dem Begrif durch Gelindigkeit scheiden, oder wenn die Scheidung nicht angehen sollte, den ganzen Plunder mit einem mal wegwerfen. Denn wenn dieses noch 200 Jahre so fort geht, so weiß ich nicht, was wir mittelmässigen Köpfe endlich anfangen wollen. Die güldne Mittelstraße und alle, die darauf wandeln, werden mit solchen Wörtern belegt werden, daß man sich lieber auf dem Wege zum Galgen als auf demselben wird antreffen lassen. Alle können wir doch fürwahr nicht immer mit sechsen fahren, oder mit vieren im Meßcatalogus stehen. Die Manns- und Weibsstühle im Tempel der Ewigkeit sind heut zu Tage alle besetzt, was will man denn anfangen? Man muß sich nach der Decke strecken. Und am Ende, was hat denn ein Landstreicher besonderes, ist denn so heißt er ein Landstreicher. Aber ist dieses philosophisch und christlich gedacht und gesprochen. Alle honetten deutschen Gesellschaften sollten alle ihre Macht, und wenn es nicht anders seyn könnte, wenigstens ihre Ohnmacht anwenden, einem solchen Uebel zu steuren, und entweder das Wort von dem Begrif durch Gelindigkeit scheiden, oder wenn die Scheidung nicht angehen sollte, den ganzen Plunder mit einem mal wegwerfen. Denn wenn dieses noch 200 Jahre so fort geht, so weiß ich nicht, was wir mittelmässigen Köpfe endlich anfangen wollen. Die güldne Mittelstraße und alle, die darauf wandeln, werden mit solchen Wörtern belegt werden, daß man sich lieber auf dem Wege zum Galgen als auf demselben wird antreffen lassen. Alle können wir doch fürwahr nicht immer mit sechsen fahren, oder mit vieren im Meßcatalogus stehen. Die Manns- und Weibsstühle im Tempel der Ewigkeit sind heut zu Tage alle besetzt, was will man denn anfangen? Man muß sich nach der Decke strecken. Und am Ende, was hat denn ein Landstreicher besonderes, ist denn <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0021" n="21"/> so heißt er ein Landstreicher. Aber ist dieses philosophisch und christlich gedacht und gesprochen. Alle honetten deutschen Gesellschaften sollten alle ihre Macht, und wenn es nicht anders seyn könnte, wenigstens ihre Ohnmacht anwenden, einem solchen Uebel zu steuren, und entweder das Wort von dem Begrif durch Gelindigkeit scheiden, oder wenn die Scheidung nicht angehen sollte, den ganzen Plunder mit einem mal wegwerfen. Denn wenn dieses noch 200 Jahre so fort geht, so weiß ich nicht, was wir mittelmässigen Köpfe endlich anfangen wollen. Die güldne Mittelstraße und alle, die darauf wandeln, werden mit solchen Wörtern belegt werden, daß man sich lieber auf dem Wege zum Galgen als auf demselben wird antreffen lassen. Alle können wir doch fürwahr nicht immer mit sechsen fahren, oder mit vieren im Meßcatalogus stehen. Die Manns- und Weibsstühle im Tempel der Ewigkeit sind heut zu Tage alle besetzt, was will man denn anfangen? Man muß sich nach der Decke strecken. Und am Ende, was hat denn ein Landstreicher besonderes, ist denn </p> </div> </body> </text> </TEI> [21/0021]
so heißt er ein Landstreicher. Aber ist dieses philosophisch und christlich gedacht und gesprochen. Alle honetten deutschen Gesellschaften sollten alle ihre Macht, und wenn es nicht anders seyn könnte, wenigstens ihre Ohnmacht anwenden, einem solchen Uebel zu steuren, und entweder das Wort von dem Begrif durch Gelindigkeit scheiden, oder wenn die Scheidung nicht angehen sollte, den ganzen Plunder mit einem mal wegwerfen. Denn wenn dieses noch 200 Jahre so fort geht, so weiß ich nicht, was wir mittelmässigen Köpfe endlich anfangen wollen. Die güldne Mittelstraße und alle, die darauf wandeln, werden mit solchen Wörtern belegt werden, daß man sich lieber auf dem Wege zum Galgen als auf demselben wird antreffen lassen. Alle können wir doch fürwahr nicht immer mit sechsen fahren, oder mit vieren im Meßcatalogus stehen. Die Manns- und Weibsstühle im Tempel der Ewigkeit sind heut zu Tage alle besetzt, was will man denn anfangen? Man muß sich nach der Decke strecken. Und am Ende, was hat denn ein Landstreicher besonderes, ist denn
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