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Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840.

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Die Wechselwirthschaft und der Dünger.
und 1/4 Lb fester Excremente), daß beide zusammengenommen
3 p. c. Stickstoff enthalten, so haben wir in einem Jahre
547 Lb Excremente, welche 16,41 Lb Stickstoff enthalten, eine
Quantität, welche hinreicht, um 800 Lb Weizen-, Rocken-, Ha-
fer- und 900 Lb Gerstenkörnern (Boussingault) den Stick-
stoff zu liefern.

Dieß ist bei weitem mehr, als man einem Morgen Land
hinzuzusetzen braucht, um mit dem Stickstoff, den die Pflan-
zen aus der Atmosphäre aufsaugen, ein jedes Jahr die reich-
lichsten Ernten zu erzielen. Eine jede Ortschaft, eine jede
Stadt könnte bei Anwendung von Fruchtwechsel alle ihre Fel-
der mit dem stickstoffreichsten Dünger versehen, der noch überdieß
der reichste an phosphorsauren Salzen ist. Bei Mitbenutzung
der Knochen und der ausgelaugten Holzasche würden alle Ex-
cremente von Thieren völlig entbehrlich sein.

Die Excremente der Menschen lassen sich, wenn durch ein
zweckmäßiges Verfahren die Feuchtigkeit entfernt und das freie
Ammoniak gebunden wird, in eine Form bringen, welche die
Versendung, auch auf weite Strecken hin, erlaubt.

Dieß geschieht schon jetzt in manchen Städten, und die Zu-
bereitung der Menschenexcremente in eine versendbare Form,
macht einen nicht ganz unwichtigen Zweig der Industrie aus.
Aber die Grundsätze, die man befolgt, um diesen Zweck zu er-
reichen, sind die verkehrtesten und widersinnigsten, die man sich
denken kann. Die in den Häusern in Paris in Fässern ge-
sammelten Excremente werden in Montfaucon in tiefen Gru-
ben gesammelt und sind zum Verkaufe geeignet, wenn sie einen
gewissen Grad der Trockenheit durch Verdampfung an der Luft
gewonnen haben; durch die Fäulniß derselben in den Behäl-
tern in den Häusern verwandelt sich aller Harnstoff zum größ-
ten Theil in kohlensaures Ammoniak; es entsteht milch- und

Die Wechſelwirthſchaft und der Dünger.
und ¼ ℔ feſter Excremente), daß beide zuſammengenommen
3 p. c. Stickſtoff enthalten, ſo haben wir in einem Jahre
547 ℔ Excremente, welche 16,41 ℔ Stickſtoff enthalten, eine
Quantität, welche hinreicht, um 800 ℔ Weizen-, Rocken-, Ha-
fer- und 900 ℔ Gerſtenkörnern (Bouſſingault) den Stick-
ſtoff zu liefern.

Dieß iſt bei weitem mehr, als man einem Morgen Land
hinzuzuſetzen braucht, um mit dem Stickſtoff, den die Pflan-
zen aus der Atmoſphäre aufſaugen, ein jedes Jahr die reich-
lichſten Ernten zu erzielen. Eine jede Ortſchaft, eine jede
Stadt könnte bei Anwendung von Fruchtwechſel alle ihre Fel-
der mit dem ſtickſtoffreichſten Dünger verſehen, der noch überdieß
der reichſte an phosphorſauren Salzen iſt. Bei Mitbenutzung
der Knochen und der ausgelaugten Holzaſche würden alle Ex-
cremente von Thieren völlig entbehrlich ſein.

Die Excremente der Menſchen laſſen ſich, wenn durch ein
zweckmäßiges Verfahren die Feuchtigkeit entfernt und das freie
Ammoniak gebunden wird, in eine Form bringen, welche die
Verſendung, auch auf weite Strecken hin, erlaubt.

Dieß geſchieht ſchon jetzt in manchen Städten, und die Zu-
bereitung der Menſchenexcremente in eine verſendbare Form,
macht einen nicht ganz unwichtigen Zweig der Induſtrie aus.
Aber die Grundſätze, die man befolgt, um dieſen Zweck zu er-
reichen, ſind die verkehrteſten und widerſinnigſten, die man ſich
denken kann. Die in den Häuſern in Paris in Fäſſern ge-
ſammelten Excremente werden in Montfaucon in tiefen Gru-
ben geſammelt und ſind zum Verkaufe geeignet, wenn ſie einen
gewiſſen Grad der Trockenheit durch Verdampfung an der Luft
gewonnen haben; durch die Fäulniß derſelben in den Behäl-
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[176/0194] Die Wechſelwirthſchaft und der Dünger. und ¼ ℔ feſter Excremente), daß beide zuſammengenommen 3 p. c. Stickſtoff enthalten, ſo haben wir in einem Jahre 547 ℔ Excremente, welche 16,41 ℔ Stickſtoff enthalten, eine Quantität, welche hinreicht, um 800 ℔ Weizen-, Rocken-, Ha- fer- und 900 ℔ Gerſtenkörnern (Bouſſingault) den Stick- ſtoff zu liefern. Dieß iſt bei weitem mehr, als man einem Morgen Land hinzuzuſetzen braucht, um mit dem Stickſtoff, den die Pflan- zen aus der Atmoſphäre aufſaugen, ein jedes Jahr die reich- lichſten Ernten zu erzielen. Eine jede Ortſchaft, eine jede Stadt könnte bei Anwendung von Fruchtwechſel alle ihre Fel- der mit dem ſtickſtoffreichſten Dünger verſehen, der noch überdieß der reichſte an phosphorſauren Salzen iſt. Bei Mitbenutzung der Knochen und der ausgelaugten Holzaſche würden alle Ex- cremente von Thieren völlig entbehrlich ſein. Die Excremente der Menſchen laſſen ſich, wenn durch ein zweckmäßiges Verfahren die Feuchtigkeit entfernt und das freie Ammoniak gebunden wird, in eine Form bringen, welche die Verſendung, auch auf weite Strecken hin, erlaubt. Dieß geſchieht ſchon jetzt in manchen Städten, und die Zu- bereitung der Menſchenexcremente in eine verſendbare Form, macht einen nicht ganz unwichtigen Zweig der Induſtrie aus. Aber die Grundſätze, die man befolgt, um dieſen Zweck zu er- reichen, ſind die verkehrteſten und widerſinnigſten, die man ſich denken kann. Die in den Häuſern in Paris in Fäſſern ge- ſammelten Excremente werden in Montfaucon in tiefen Gru- ben geſammelt und ſind zum Verkaufe geeignet, wenn ſie einen gewiſſen Grad der Trockenheit durch Verdampfung an der Luft gewonnen haben; durch die Fäulniß derſelben in den Behäl- tern in den Häuſern verwandelt ſich aller Harnſtoff zum größ- ten Theil in kohlenſaures Ammoniak; es entſteht milch- und

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Zitationshilfe: Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_agricultur_1840/194>, abgerufen am 25.11.2024.