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Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840.

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erde bei Gesneria und Gloxinia, so wie bei den tropischen
Aroideen mit knolligen Wurzeln. Die beiden ersteren Gattun-
gen erregten bald durch die größte Ueppigkeit aller ihrer Theile
die Bewunderung der Kenner. Die Stengel übertrafen an
Dicke, so wie die Blätter an dunkler Färbung und Straffheit,
die auf gewöhnliche Weise cultivirten Exemplare; die Blüthe
ließ nichts zu wünschen übrig, und ihre Vegetation dauerte
ausnehmend lange, so daß jetzt in Mitte des Novembers, wo
die meisten der anderen Exemplare bis auf die Knole abgestor-
ben, diese noch in üppiger Frische dastehen und theilweise blü-
hen. Die Aroideen zeigten ein sehr rasches Wurzelvermögen,
und ihre Blätter übertreffen an Größe die nicht so behandel-
ten um Vieles; die Arten, welche wir ihrer schönen Färbung
der Blätter wegen als Zierpflanzen ziehen (man denke nur
an Caladium bicolor, pictum, paecile etc.), machten sich durch
das lebhafteste Colorit noch bemerkbarer; auch trat hier der
Fall wieder ein, daß ihre Vegetationsperiode ungewöhnlich
lang fortdauerte. Cactus, die in einer Mischung von gleichen
Theilen Kohle und Erde gepflanzt wurden, wucherten förmlich
und überwuchsen ihre vorherige Größe in einigen Wochen um
die Hälfte. Bei einigen Bromeliaceen und Liliaceen leistete
die Anwendung der Kohle wesentliche Vortheile, ebenso bei
Citrus, Begonia und selbst bei Palmen. In geringeren Quan-
titäten bei fast allen Pflanzenarten, bei denen man Sand zur
Lockererhaltung der Erde anwendet; nach dem Verhältniß des
Sandzusatzes, anstatt diesen beigemischt, verfehlte die Kohle ihre
Wirkung nicht und erzielte immer eine kräftige Vegetation.

Zugleich mit obigen Versuchen der Untermischung der Kohle
unter Erdarten wurde sie auch rein ohne Zusatz zur Vermeh-
rung der Pflanzen angewendet und auch hierbei erhielt ich die
erfreulichsten Resultate. Stöcklinge, von den verschiedensten

Anhang.
erde bei Gesneria und Gloxinia, ſo wie bei den tropiſchen
Aroideen mit knolligen Wurzeln. Die beiden erſteren Gattun-
gen erregten bald durch die größte Ueppigkeit aller ihrer Theile
die Bewunderung der Kenner. Die Stengel übertrafen an
Dicke, ſo wie die Blätter an dunkler Färbung und Straffheit,
die auf gewöhnliche Weiſe cultivirten Exemplare; die Blüthe
ließ nichts zu wünſchen übrig, und ihre Vegetation dauerte
ausnehmend lange, ſo daß jetzt in Mitte des Novembers, wo
die meiſten der anderen Exemplare bis auf die Knole abgeſtor-
ben, dieſe noch in üppiger Friſche daſtehen und theilweiſe blü-
hen. Die Aroideen zeigten ein ſehr raſches Wurzelvermögen,
und ihre Blätter übertreffen an Größe die nicht ſo behandel-
ten um Vieles; die Arten, welche wir ihrer ſchönen Färbung
der Blätter wegen als Zierpflanzen ziehen (man denke nur
an Caladium bicolor, pictum, paecile ꝛc.), machten ſich durch
das lebhafteſte Colorit noch bemerkbarer; auch trat hier der
Fall wieder ein, daß ihre Vegetationsperiode ungewöhnlich
lang fortdauerte. Cactus, die in einer Miſchung von gleichen
Theilen Kohle und Erde gepflanzt wurden, wucherten förmlich
und überwuchſen ihre vorherige Größe in einigen Wochen um
die Hälfte. Bei einigen Bromeliaceen und Liliaceen leiſtete
die Anwendung der Kohle weſentliche Vortheile, ebenſo bei
Citrus, Begonia und ſelbſt bei Palmen. In geringeren Quan-
titäten bei faſt allen Pflanzenarten, bei denen man Sand zur
Lockererhaltung der Erde anwendet; nach dem Verhältniß des
Sandzuſatzes, anſtatt dieſen beigemiſcht, verfehlte die Kohle ihre
Wirkung nicht und erzielte immer eine kräftige Vegetation.

Zugleich mit obigen Verſuchen der Untermiſchung der Kohle
unter Erdarten wurde ſie auch rein ohne Zuſatz zur Vermeh-
rung der Pflanzen angewendet und auch hierbei erhielt ich die
erfreulichſten Reſultate. Stöcklinge, von den verſchiedenſten

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[186/0204] Anhang. erde bei Gesneria und Gloxinia, ſo wie bei den tropiſchen Aroideen mit knolligen Wurzeln. Die beiden erſteren Gattun- gen erregten bald durch die größte Ueppigkeit aller ihrer Theile die Bewunderung der Kenner. Die Stengel übertrafen an Dicke, ſo wie die Blätter an dunkler Färbung und Straffheit, die auf gewöhnliche Weiſe cultivirten Exemplare; die Blüthe ließ nichts zu wünſchen übrig, und ihre Vegetation dauerte ausnehmend lange, ſo daß jetzt in Mitte des Novembers, wo die meiſten der anderen Exemplare bis auf die Knole abgeſtor- ben, dieſe noch in üppiger Friſche daſtehen und theilweiſe blü- hen. Die Aroideen zeigten ein ſehr raſches Wurzelvermögen, und ihre Blätter übertreffen an Größe die nicht ſo behandel- ten um Vieles; die Arten, welche wir ihrer ſchönen Färbung der Blätter wegen als Zierpflanzen ziehen (man denke nur an Caladium bicolor, pictum, paecile ꝛc.), machten ſich durch das lebhafteſte Colorit noch bemerkbarer; auch trat hier der Fall wieder ein, daß ihre Vegetationsperiode ungewöhnlich lang fortdauerte. Cactus, die in einer Miſchung von gleichen Theilen Kohle und Erde gepflanzt wurden, wucherten förmlich und überwuchſen ihre vorherige Größe in einigen Wochen um die Hälfte. Bei einigen Bromeliaceen und Liliaceen leiſtete die Anwendung der Kohle weſentliche Vortheile, ebenſo bei Citrus, Begonia und ſelbſt bei Palmen. In geringeren Quan- titäten bei faſt allen Pflanzenarten, bei denen man Sand zur Lockererhaltung der Erde anwendet; nach dem Verhältniß des Sandzuſatzes, anſtatt dieſen beigemiſcht, verfehlte die Kohle ihre Wirkung nicht und erzielte immer eine kräftige Vegetation. Zugleich mit obigen Verſuchen der Untermiſchung der Kohle unter Erdarten wurde ſie auch rein ohne Zuſatz zur Vermeh- rung der Pflanzen angewendet und auch hierbei erhielt ich die erfreulichſten Reſultate. Stöcklinge, von den verſchiedenſten

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Zitationshilfe: Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_agricultur_1840/204>, abgerufen am 21.11.2024.