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Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840.

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Anhang.
dem nur im Allgemeinen gezeigt werden sollte, wie die Kohle
ihre Wirkungen auf die Vegetation äußerte. Ausführlichere
Mittheilungen mögen die verehrlichen Leser, die besonderes
Interesse an diesem Gegenstande finden, in der Allgemeinen
deutschen Gartenzeitung von Otto und Dietrich in Berlin
in der Folge nachsehen.

Die Kohle, die zu obigen Versuchen angewendet wurde,
war nur der staubige Abfall von Föhren- oder Fichtenkohle,
wie derselbe bei Schmieden, Schlossern etc. in Menge umsonst
zu haben ist. Dieses Kohlenpulver zeigte sich am wirksamsten,
nachdem es einen Winter hindurch der Luft exponirt gewesen
war. Für die Folge werden aber auch Versuche mit Kohle
von harten Holzarten, so mit Torfkohle, und mit thierischer
Kohle angestellt werden, obgleich wohl mit Wahrscheinlichkeit
vorauszusehen, daß keine derselben so entsprechen wird, als die
Fichtenkohle, ihrer Porosität und leichtern Zersetzbarkeit wegen.

Zu bemerken ist übrigens, daß alle auf erwähnte Art zu
behandelnden Pflanzen reichliches Begießen bedürfen, indem es
leicht begreiflich ist, daß ohne dieses, da die Luft bei weitem
leichter die Wurzelballen durchdringen und austrocknen kann,
ein Mißlingen jedes Versuchs fast unvermeidlich ist.

Dieser Wirksamkeit der Kohle liegt wohl zuerst zu Grunde,
die Theile der Pflanzen, die mit ihr in Berührung gebracht
werden, seien es Wurzeln, Zweige, Blätter oder Blattstücke,
eine geraume Zeit unverändert in ihrer Lebensthätigkeit zu er-
halten, so daß das Individuum Zeit gewinnt, aus sich selbst
die Organe zu entwickeln, die zu seiner weiteren Erhaltung
und Fortpflanzung nothwendig sind. Es leidet auch wohl fast
keinen Zweifel, daß die Kohle bei ihrer Zersetzung -- nach meh-
reren, vielleicht 5 bis 6 Jahren ist dieselbe, wenn sie beständig
in Thätigkeit bleibt, zu Kohlenerde geworden -- Kohlenstoff

Anhang.
dem nur im Allgemeinen gezeigt werden ſollte, wie die Kohle
ihre Wirkungen auf die Vegetation äußerte. Ausführlichere
Mittheilungen mögen die verehrlichen Leſer, die beſonderes
Intereſſe an dieſem Gegenſtande finden, in der Allgemeinen
deutſchen Gartenzeitung von Otto und Dietrich in Berlin
in der Folge nachſehen.

Die Kohle, die zu obigen Verſuchen angewendet wurde,
war nur der ſtaubige Abfall von Föhren- oder Fichtenkohle,
wie derſelbe bei Schmieden, Schloſſern ꝛc. in Menge umſonſt
zu haben iſt. Dieſes Kohlenpulver zeigte ſich am wirkſamſten,
nachdem es einen Winter hindurch der Luft exponirt geweſen
war. Für die Folge werden aber auch Verſuche mit Kohle
von harten Holzarten, ſo mit Torfkohle, und mit thieriſcher
Kohle angeſtellt werden, obgleich wohl mit Wahrſcheinlichkeit
vorauszuſehen, daß keine derſelben ſo entſprechen wird, als die
Fichtenkohle, ihrer Poroſität und leichtern Zerſetzbarkeit wegen.

Zu bemerken iſt übrigens, daß alle auf erwähnte Art zu
behandelnden Pflanzen reichliches Begießen bedürfen, indem es
leicht begreiflich iſt, daß ohne dieſes, da die Luft bei weitem
leichter die Wurzelballen durchdringen und austrocknen kann,
ein Mißlingen jedes Verſuchs faſt unvermeidlich iſt.

Dieſer Wirkſamkeit der Kohle liegt wohl zuerſt zu Grunde,
die Theile der Pflanzen, die mit ihr in Berührung gebracht
werden, ſeien es Wurzeln, Zweige, Blätter oder Blattſtücke,
eine geraume Zeit unverändert in ihrer Lebensthätigkeit zu er-
halten, ſo daß das Individuum Zeit gewinnt, aus ſich ſelbſt
die Organe zu entwickeln, die zu ſeiner weiteren Erhaltung
und Fortpflanzung nothwendig ſind. Es leidet auch wohl faſt
keinen Zweifel, daß die Kohle bei ihrer Zerſetzung — nach meh-
reren, vielleicht 5 bis 6 Jahren iſt dieſelbe, wenn ſie beſtändig
in Thätigkeit bleibt, zu Kohlenerde geworden — Kohlenſtoff

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[188/0206] Anhang. dem nur im Allgemeinen gezeigt werden ſollte, wie die Kohle ihre Wirkungen auf die Vegetation äußerte. Ausführlichere Mittheilungen mögen die verehrlichen Leſer, die beſonderes Intereſſe an dieſem Gegenſtande finden, in der Allgemeinen deutſchen Gartenzeitung von Otto und Dietrich in Berlin in der Folge nachſehen. Die Kohle, die zu obigen Verſuchen angewendet wurde, war nur der ſtaubige Abfall von Föhren- oder Fichtenkohle, wie derſelbe bei Schmieden, Schloſſern ꝛc. in Menge umſonſt zu haben iſt. Dieſes Kohlenpulver zeigte ſich am wirkſamſten, nachdem es einen Winter hindurch der Luft exponirt geweſen war. Für die Folge werden aber auch Verſuche mit Kohle von harten Holzarten, ſo mit Torfkohle, und mit thieriſcher Kohle angeſtellt werden, obgleich wohl mit Wahrſcheinlichkeit vorauszuſehen, daß keine derſelben ſo entſprechen wird, als die Fichtenkohle, ihrer Poroſität und leichtern Zerſetzbarkeit wegen. Zu bemerken iſt übrigens, daß alle auf erwähnte Art zu behandelnden Pflanzen reichliches Begießen bedürfen, indem es leicht begreiflich iſt, daß ohne dieſes, da die Luft bei weitem leichter die Wurzelballen durchdringen und austrocknen kann, ein Mißlingen jedes Verſuchs faſt unvermeidlich iſt. Dieſer Wirkſamkeit der Kohle liegt wohl zuerſt zu Grunde, die Theile der Pflanzen, die mit ihr in Berührung gebracht werden, ſeien es Wurzeln, Zweige, Blätter oder Blattſtücke, eine geraume Zeit unverändert in ihrer Lebensthätigkeit zu er- halten, ſo daß das Individuum Zeit gewinnt, aus ſich ſelbſt die Organe zu entwickeln, die zu ſeiner weiteren Erhaltung und Fortpflanzung nothwendig ſind. Es leidet auch wohl faſt keinen Zweifel, daß die Kohle bei ihrer Zerſetzung — nach meh- reren, vielleicht 5 bis 6 Jahren iſt dieſelbe, wenn ſie beſtändig in Thätigkeit bleibt, zu Kohlenerde geworden — Kohlenſtoff

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Zitationshilfe: Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_agricultur_1840/206>, abgerufen am 21.05.2024.