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Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840.

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Verwesung der Holzfaser.

Die eine geht vor sich im befeuchteten Zustande, bei freiem
und ungehindertem Zutritt der Luft, die zweite bei Abschluß
der Luft, und die dritte, wenn die Holzfaser mit Wasser be-
deckt, sich in Berührung befindet mit faulenden organischen
Stoffen.

In trockner Luft oder unter Wasser erhält sich die Holz-
faser, wie man weiß, Jahrtausende ohne bedeutende Verände-
rung, aber sie kann im befeuchteten Zustande mit der Atmosphäre
nicht in Berührung gebracht werden, ohne von dem Augenblick
an eine Veränderung zu erleiden, sie verwandelt ohne Aende-
rung des Volums den umgebenden Sauerstoff, wie schon er-
wähnt, in Kohlensäure, und geht nach und nach in eine gelb-
braune, braune oder schwarze Materie von geringem Zusam-
menhang über.

In den Versuchen von de Saussure verwandelten 240 Th.
trockne Eichenholzspäne 10 Cubiczoll Sauerstoff in eben so viel
kohlensaures Gas, welches 3 Gewichtstheile Kohlenstoff enthält;
das Gewicht der Späne fand sich aber um 15 Th. vermindert.
Es hatten sich demnach hierbei noch 12 Gewichtstheile Wasser
von den Elementen des Holzes getrennt.

Kohlensäure, Wasser und Moder oder Humus sind mithin
die Producte der Verwesung des Holzes.

Wir haben angenommen, daß das Wasser aus dem Was-
serstoff des Holzes entsteht, der sich mit dem Sauerstoff der
Atmosphäre verbindet, und daß in dem Acte dieser Oxidation
Kohlenstoff und Sauerstoff in der Form von Kohlensäure sich
von den Elementen des Holzes trennen.

Es ist schon früher erwähnt worden, daß die reine Holzfaser
Kohlenstoff und die Elemente des Wassers enthält. Der Hu-
mus entsteht aber nicht durch Verwesung der Holzfaser allein,
sondern durch die Verwesung des Holzes, was außer der rei-

Verweſung der Holzfaſer.

Die eine geht vor ſich im befeuchteten Zuſtande, bei freiem
und ungehindertem Zutritt der Luft, die zweite bei Abſchluß
der Luft, und die dritte, wenn die Holzfaſer mit Waſſer be-
deckt, ſich in Berührung befindet mit faulenden organiſchen
Stoffen.

In trockner Luft oder unter Waſſer erhält ſich die Holz-
faſer, wie man weiß, Jahrtauſende ohne bedeutende Verände-
rung, aber ſie kann im befeuchteten Zuſtande mit der Atmoſphäre
nicht in Berührung gebracht werden, ohne von dem Augenblick
an eine Veränderung zu erleiden, ſie verwandelt ohne Aende-
rung des Volums den umgebenden Sauerſtoff, wie ſchon er-
wähnt, in Kohlenſäure, und geht nach und nach in eine gelb-
braune, braune oder ſchwarze Materie von geringem Zuſam-
menhang über.

In den Verſuchen von de Sauſſure verwandelten 240 Th.
trockne Eichenholzſpäne 10 Cubiczoll Sauerſtoff in eben ſo viel
kohlenſaures Gas, welches 3 Gewichtstheile Kohlenſtoff enthält;
das Gewicht der Späne fand ſich aber um 15 Th. vermindert.
Es hatten ſich demnach hierbei noch 12 Gewichtstheile Waſſer
von den Elementen des Holzes getrennt.

Kohlenſäure, Waſſer und Moder oder Humus ſind mithin
die Producte der Verweſung des Holzes.

Wir haben angenommen, daß das Waſſer aus dem Waſ-
ſerſtoff des Holzes entſteht, der ſich mit dem Sauerſtoff der
Atmoſphäre verbindet, und daß in dem Acte dieſer Oxidation
Kohlenſtoff und Sauerſtoff in der Form von Kohlenſäure ſich
von den Elementen des Holzes trennen.

Es iſt ſchon früher erwähnt worden, daß die reine Holzfaſer
Kohlenſtoff und die Elemente des Waſſers enthält. Der Hu-
mus entſteht aber nicht durch Verweſung der Holzfaſer allein,
ſondern durch die Verweſung des Holzes, was außer der rei-

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[280/0298] Verweſung der Holzfaſer. Die eine geht vor ſich im befeuchteten Zuſtande, bei freiem und ungehindertem Zutritt der Luft, die zweite bei Abſchluß der Luft, und die dritte, wenn die Holzfaſer mit Waſſer be- deckt, ſich in Berührung befindet mit faulenden organiſchen Stoffen. In trockner Luft oder unter Waſſer erhält ſich die Holz- faſer, wie man weiß, Jahrtauſende ohne bedeutende Verände- rung, aber ſie kann im befeuchteten Zuſtande mit der Atmoſphäre nicht in Berührung gebracht werden, ohne von dem Augenblick an eine Veränderung zu erleiden, ſie verwandelt ohne Aende- rung des Volums den umgebenden Sauerſtoff, wie ſchon er- wähnt, in Kohlenſäure, und geht nach und nach in eine gelb- braune, braune oder ſchwarze Materie von geringem Zuſam- menhang über. In den Verſuchen von de Sauſſure verwandelten 240 Th. trockne Eichenholzſpäne 10 Cubiczoll Sauerſtoff in eben ſo viel kohlenſaures Gas, welches 3 Gewichtstheile Kohlenſtoff enthält; das Gewicht der Späne fand ſich aber um 15 Th. vermindert. Es hatten ſich demnach hierbei noch 12 Gewichtstheile Waſſer von den Elementen des Holzes getrennt. Kohlenſäure, Waſſer und Moder oder Humus ſind mithin die Producte der Verweſung des Holzes. Wir haben angenommen, daß das Waſſer aus dem Waſ- ſerſtoff des Holzes entſteht, der ſich mit dem Sauerſtoff der Atmoſphäre verbindet, und daß in dem Acte dieſer Oxidation Kohlenſtoff und Sauerſtoff in der Form von Kohlenſäure ſich von den Elementen des Holzes trennen. Es iſt ſchon früher erwähnt worden, daß die reine Holzfaſer Kohlenſtoff und die Elemente des Waſſers enthält. Der Hu- mus entſteht aber nicht durch Verweſung der Holzfaſer allein, ſondern durch die Verweſung des Holzes, was außer der rei-

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Zitationshilfe: Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_agricultur_1840/298>, abgerufen am 24.11.2024.