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Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840.

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Die Assimilation des Kohlenstoffs.
1780 Lb Stroh enthalten demnach 676 Lb Kohlenstoff. In 100
Th. Korn sind 43 Th. Kohlenstoff enthalten; in 800 Th. mit-
hin 344 Lb. Beide zusammen geben 1020 Lb Kohlenstoff.

2500 Quadratmeter Wiese, Wald bringen mithin

hervor an Kohlenstoff 1007 Lb.
" " Culturland, Runkelrüben ohne
Blätter . . . . 936 Lb.
" " " Getreide ... 1020 Lb.

Aus diesen unverwerflichen Thatsachen muß geschlossen
werden, daß gleiche Flächen culturfähiges Land eine gleiche
Quantität Kohlenstoff produciren; aber wie unendlich verschie-
den sind die Bedingungen des Wachsthums der Pflanzen ge-
wesen, die man darauf gezogen hat.

Wo nimmt, muß man fragen, das Gras auf den Wiesen,
das Holz in dem Walde seinen Kohlenstoff her, da man ihm
keinen Dünger, keinen Kohlenstoff als Nahrung zugeführt hat,
und woher kommt es, daß der Boden, weit entfernt, an Koh-
lenstoff ärmer zu werden, sich jährlich noch verbessert?

Jedes Jahr nahmen wir dem Wald, der Wiese eine ge-
wisse Quantität von Kohlenstoff in der Form an Heu und
Holz, und demungeachtet finden wir, daß der Kohlenstoffgehalt
des Bodens zunimmt, daß er an Humus reicher wird.

Wir ersetzen, so sagt man, dem Getreide und Fruchtland
durch den Dünger, den, als Kraut, Stroh, als Saamen oder
Frucht hinweggenommenen Kohlenstoff wieder, und dennoch
bringt dieser Boden nicht mehr Kohlenstoff hervor, als der
Wald und die Wiese, denen er nie ersetzt wird. Ist es denk-
bar, daß die Gesetze der Ernährung der Pflanzen durch die
Cultur geändert werden können, daß für das Getreide und
die Futtergewächse andere Quellen des Kohlenstoffs existiren
als für das Gras und die Bäume in den Wiesen und Wäldern?

Die Aſſimilation des Kohlenſtoffs.
1780 ℔ Stroh enthalten demnach 676 ℔ Kohlenſtoff. In 100
Th. Korn ſind 43 Th. Kohlenſtoff enthalten; in 800 Th. mit-
hin 344 ℔. Beide zuſammen geben 1020 ℔ Kohlenſtoff.

2500 Quadratmeter Wieſe, Wald bringen mithin

hervor an Kohlenſtoff 1007 ℔.
„ „ Culturland, Runkelrüben ohne
Blätter . . . . 936 ℔.
„ „ „ Getreide … 1020 ℔.

Aus dieſen unverwerflichen Thatſachen muß geſchloſſen
werden, daß gleiche Flächen culturfähiges Land eine gleiche
Quantität Kohlenſtoff produciren; aber wie unendlich verſchie-
den ſind die Bedingungen des Wachsthums der Pflanzen ge-
weſen, die man darauf gezogen hat.

Wo nimmt, muß man fragen, das Gras auf den Wieſen,
das Holz in dem Walde ſeinen Kohlenſtoff her, da man ihm
keinen Dünger, keinen Kohlenſtoff als Nahrung zugeführt hat,
und woher kommt es, daß der Boden, weit entfernt, an Koh-
lenſtoff ärmer zu werden, ſich jährlich noch verbeſſert?

Jedes Jahr nahmen wir dem Wald, der Wieſe eine ge-
wiſſe Quantität von Kohlenſtoff in der Form an Heu und
Holz, und demungeachtet finden wir, daß der Kohlenſtoffgehalt
des Bodens zunimmt, daß er an Humus reicher wird.

Wir erſetzen, ſo ſagt man, dem Getreide und Fruchtland
durch den Dünger, den, als Kraut, Stroh, als Saamen oder
Frucht hinweggenommenen Kohlenſtoff wieder, und dennoch
bringt dieſer Boden nicht mehr Kohlenſtoff hervor, als der
Wald und die Wieſe, denen er nie erſetzt wird. Iſt es denk-
bar, daß die Geſetze der Ernährung der Pflanzen durch die
Cultur geändert werden können, daß für das Getreide und
die Futtergewächſe andere Quellen des Kohlenſtoffs exiſtiren
als für das Gras und die Bäume in den Wieſen und Wäldern?

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[14/0032] Die Aſſimilation des Kohlenſtoffs. 1780 ℔ Stroh enthalten demnach 676 ℔ Kohlenſtoff. In 100 Th. Korn ſind 43 Th. Kohlenſtoff enthalten; in 800 Th. mit- hin 344 ℔. Beide zuſammen geben 1020 ℔ Kohlenſtoff. 2500 Quadratmeter Wieſe, Wald bringen mithin hervor an Kohlenſtoff 1007 ℔. „ „ Culturland, Runkelrüben ohne Blätter . . . . 936 ℔. „ „ „ Getreide … 1020 ℔. Aus dieſen unverwerflichen Thatſachen muß geſchloſſen werden, daß gleiche Flächen culturfähiges Land eine gleiche Quantität Kohlenſtoff produciren; aber wie unendlich verſchie- den ſind die Bedingungen des Wachsthums der Pflanzen ge- weſen, die man darauf gezogen hat. Wo nimmt, muß man fragen, das Gras auf den Wieſen, das Holz in dem Walde ſeinen Kohlenſtoff her, da man ihm keinen Dünger, keinen Kohlenſtoff als Nahrung zugeführt hat, und woher kommt es, daß der Boden, weit entfernt, an Koh- lenſtoff ärmer zu werden, ſich jährlich noch verbeſſert? Jedes Jahr nahmen wir dem Wald, der Wieſe eine ge- wiſſe Quantität von Kohlenſtoff in der Form an Heu und Holz, und demungeachtet finden wir, daß der Kohlenſtoffgehalt des Bodens zunimmt, daß er an Humus reicher wird. Wir erſetzen, ſo ſagt man, dem Getreide und Fruchtland durch den Dünger, den, als Kraut, Stroh, als Saamen oder Frucht hinweggenommenen Kohlenſtoff wieder, und dennoch bringt dieſer Boden nicht mehr Kohlenſtoff hervor, als der Wald und die Wieſe, denen er nie erſetzt wird. Iſt es denk- bar, daß die Geſetze der Ernährung der Pflanzen durch die Cultur geändert werden können, daß für das Getreide und die Futtergewächſe andere Quellen des Kohlenſtoffs exiſtiren als für das Gras und die Bäume in den Wieſen und Wäldern?

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Zitationshilfe: Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_agricultur_1840/32>, abgerufen am 21.11.2024.