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Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840.

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Gift, Contagien, Miasmen.
mit einer Auflösung davon, so wird zuletzt jedes Blutkügelchen
in Verbindung treten, d. h. es wird vergiftet.

Arsenverbindungen, welche keine Verbindung mit Theilen
von Organismen einzugehen vermögen, werden auch in großen
Gaben ohne Einfluß auf das Leben sein; es ist bekannt, daß
viele unlösliche basische Salze der arsenigen Säure nicht giftig
sind, und eine der reichsten Arsenverbindungen, die in ihrer
Zusammensetzung den organischen Verbindungen am nächsten
steht, das von Bunsen entdeckte Alkargen, besitzt nicht die ge-
ringste nachtheilige Wirkung auf den Organismus.

Aus diesem Verhalten läßt sich mit einiger Sicherheit die
Grenze fixiren, in welcher diese Substanzen aufhören, als Gifte
zu wirken; denn da die Verbindung nur nach chemischen Ge-
setzen vor sich gehen kann, so muß unausbleiblich der Tod er-
folgen, wenn das mit dem Gifte in Berührung stehende Or-
gan hinreichend davon vorfindet, um Atom für Atom eine Ver-
bindung damit einzugehen; ist weniger davon vorhanden, so
wird ein Theil davon seine Lebensfunctionen beibehalten.

Den Verhältnissen nach, in welchen sich der Faserstoff mit
Salzsäure, Bleioxid und Kupferoxid verbindet, muß nach den
Untersuchungen von Mulder sein Aequivalent durch die Zahl
6361 (Poggendorff's Annalen, Band 40. S. 259) ausgedrückt
werden; annäherungsweise kann man annehmen, daß sich eine
Quantität von 6361 Faserstoff verbindet mit 1 Aeq. arseniger
Säure oder mit 1 Aeq. Sublimat.

Wenn wir 6361 Faserstoff im wasserfreien Zustande
mit 30,000 Wasser verbinden, so haben wir ihn in dem Zu-
stande, wie er im menschlichen Körper, in der Muskelfaser oder
im Blute enthalten ist. In diesem Zustande werden 100 Gran Fa-
serstoff zu gleichen Atomgewichten eine gesättigte Verbindung ein-
gehen mit 34/10 Gran arseniger Säure und 5 Gran Sublimat.

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Gift, Contagien, Miasmen.
mit einer Auflöſung davon, ſo wird zuletzt jedes Blutkügelchen
in Verbindung treten, d. h. es wird vergiftet.

Arſenverbindungen, welche keine Verbindung mit Theilen
von Organismen einzugehen vermögen, werden auch in großen
Gaben ohne Einfluß auf das Leben ſein; es iſt bekannt, daß
viele unlösliche baſiſche Salze der arſenigen Säure nicht giftig
ſind, und eine der reichſten Arſenverbindungen, die in ihrer
Zuſammenſetzung den organiſchen Verbindungen am nächſten
ſteht, das von Bunſen entdeckte Alkargen, beſitzt nicht die ge-
ringſte nachtheilige Wirkung auf den Organismus.

Aus dieſem Verhalten läßt ſich mit einiger Sicherheit die
Grenze fixiren, in welcher dieſe Subſtanzen aufhören, als Gifte
zu wirken; denn da die Verbindung nur nach chemiſchen Ge-
ſetzen vor ſich gehen kann, ſo muß unausbleiblich der Tod er-
folgen, wenn das mit dem Gifte in Berührung ſtehende Or-
gan hinreichend davon vorfindet, um Atom für Atom eine Ver-
bindung damit einzugehen; iſt weniger davon vorhanden, ſo
wird ein Theil davon ſeine Lebensfunctionen beibehalten.

Den Verhältniſſen nach, in welchen ſich der Faſerſtoff mit
Salzſäure, Bleioxid und Kupferoxid verbindet, muß nach den
Unterſuchungen von Mulder ſein Aequivalent durch die Zahl
6361 (Poggendorff’s Annalen, Band 40. S. 259) ausgedrückt
werden; annäherungsweiſe kann man annehmen, daß ſich eine
Quantität von 6361 Faſerſtoff verbindet mit 1 Aeq. arſeniger
Säure oder mit 1 Aeq. Sublimat.

Wenn wir 6361 Faſerſtoff im waſſerfreien Zuſtande
mit 30,000 Waſſer verbinden, ſo haben wir ihn in dem Zu-
ſtande, wie er im menſchlichen Körper, in der Muskelfaſer oder
im Blute enthalten iſt. In dieſem Zuſtande werden 100 Gran Fa-
ſerſtoff zu gleichen Atomgewichten eine geſättigte Verbindung ein-
gehen mit 34/10 Gran arſeniger Säure und 5 Gran Sublimat.

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[307/0325] Gift, Contagien, Miasmen. mit einer Auflöſung davon, ſo wird zuletzt jedes Blutkügelchen in Verbindung treten, d. h. es wird vergiftet. Arſenverbindungen, welche keine Verbindung mit Theilen von Organismen einzugehen vermögen, werden auch in großen Gaben ohne Einfluß auf das Leben ſein; es iſt bekannt, daß viele unlösliche baſiſche Salze der arſenigen Säure nicht giftig ſind, und eine der reichſten Arſenverbindungen, die in ihrer Zuſammenſetzung den organiſchen Verbindungen am nächſten ſteht, das von Bunſen entdeckte Alkargen, beſitzt nicht die ge- ringſte nachtheilige Wirkung auf den Organismus. Aus dieſem Verhalten läßt ſich mit einiger Sicherheit die Grenze fixiren, in welcher dieſe Subſtanzen aufhören, als Gifte zu wirken; denn da die Verbindung nur nach chemiſchen Ge- ſetzen vor ſich gehen kann, ſo muß unausbleiblich der Tod er- folgen, wenn das mit dem Gifte in Berührung ſtehende Or- gan hinreichend davon vorfindet, um Atom für Atom eine Ver- bindung damit einzugehen; iſt weniger davon vorhanden, ſo wird ein Theil davon ſeine Lebensfunctionen beibehalten. Den Verhältniſſen nach, in welchen ſich der Faſerſtoff mit Salzſäure, Bleioxid und Kupferoxid verbindet, muß nach den Unterſuchungen von Mulder ſein Aequivalent durch die Zahl 6361 (Poggendorff’s Annalen, Band 40. S. 259) ausgedrückt werden; annäherungsweiſe kann man annehmen, daß ſich eine Quantität von 6361 Faſerſtoff verbindet mit 1 Aeq. arſeniger Säure oder mit 1 Aeq. Sublimat. Wenn wir 6361 Faſerſtoff im waſſerfreien Zuſtande mit 30,000 Waſſer verbinden, ſo haben wir ihn in dem Zu- ſtande, wie er im menſchlichen Körper, in der Muskelfaſer oder im Blute enthalten iſt. In dieſem Zuſtande werden 100 Gran Fa- ſerſtoff zu gleichen Atomgewichten eine geſättigte Verbindung ein- gehen mit 34/10 Gran arſeniger Säure und 5 Gran Sublimat. 20*

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Zitationshilfe: Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_agricultur_1840/325>, abgerufen am 24.11.2024.