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Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie. Braunschweig, 1842.

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Umsetzung der Gebilde.
Harn ausgestoßen werden, allein Braten und Kochen
ändern in keiner Weise die Zusammensetzung der Fleisch-
speisen 35).

Das gekochte und gebratene Fleisch wird zu Blut, die
Harnsäure und der Harnstoff stammen von den umgesetzten
Gebilden. Die Menge dieser Produkte steigt mit der Schnel-
ligkeit der Umsetzung in der gegebenen Zeit, sie steht in
keiner Beziehung zu der in dem nämlichen Zeitraume ge-
nossenen Nahrung. Bei einem Hungernden, welcher sich einer
starken und anhaltenden Bewegung hingeben muß, wird
mehr Harnstoff secernirt, als bei dem wohlgenährtesten Men-
schen im Zustande der Ruhe; in Fiebern bei rascher Abma-
gerung ist der Harn harnstoffreicher als im Zustande der
Gesundheit (Prout).

33. Aehnlich also wie die in dem Urin des ruhenden Pfer-
des vorhandene Hippursäure in benzoesaures Ammoniak und
Kohlensäure verwandelt wird, sobald es sich in Arbeit und
Bewegung befindet, verschwindet die Harnsäure in dem Harn
des Menschen, der durch Haut und Lunge eine zur Oxyda-
tion der Produkte der umgesetzten Gebilde hinreichende
Menge Sauerstoff in sich aufnimmt; der Genuß von Wein
und Fett, die in dem Organismus nur insofern sich weiter
verändern als sie Sauerstoff aufnehmen, hat einen entschie-
denen Einfluß auf die Bildung von Harnsäure. Nach dem
Genuß von fetten Speisen ist der Harn trübe und setzt beim
Erkalten kleine Krystalle von Harnsäure ab (Prout). Das-
selbe beobachtet man nach dem Genuß von Weinen (nie bei

Umſetzung der Gebilde.
Harn ausgeſtoßen werden, allein Braten und Kochen
ändern in keiner Weiſe die Zuſammenſetzung der Fleiſch-
ſpeiſen 35).

Das gekochte und gebratene Fleiſch wird zu Blut, die
Harnſäure und der Harnſtoff ſtammen von den umgeſetzten
Gebilden. Die Menge dieſer Produkte ſteigt mit der Schnel-
ligkeit der Umſetzung in der gegebenen Zeit, ſie ſteht in
keiner Beziehung zu der in dem nämlichen Zeitraume ge-
noſſenen Nahrung. Bei einem Hungernden, welcher ſich einer
ſtarken und anhaltenden Bewegung hingeben muß, wird
mehr Harnſtoff ſecernirt, als bei dem wohlgenährteſten Men-
ſchen im Zuſtande der Ruhe; in Fiebern bei raſcher Abma-
gerung iſt der Harn harnſtoffreicher als im Zuſtande der
Geſundheit (Prout).

33. Aehnlich alſo wie die in dem Urin des ruhenden Pfer-
des vorhandene Hippurſäure in benzoeſaures Ammoniak und
Kohlenſäure verwandelt wird, ſobald es ſich in Arbeit und
Bewegung befindet, verſchwindet die Harnſäure in dem Harn
des Menſchen, der durch Haut und Lunge eine zur Oxyda-
tion der Produkte der umgeſetzten Gebilde hinreichende
Menge Sauerſtoff in ſich aufnimmt; der Genuß von Wein
und Fett, die in dem Organismus nur inſofern ſich weiter
verändern als ſie Sauerſtoff aufnehmen, hat einen entſchie-
denen Einfluß auf die Bildung von Harnſäure. Nach dem
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[141/0165] Umſetzung der Gebilde. Harn ausgeſtoßen werden, allein Braten und Kochen ändern in keiner Weiſe die Zuſammenſetzung der Fleiſch- ſpeiſen 35). Das gekochte und gebratene Fleiſch wird zu Blut, die Harnſäure und der Harnſtoff ſtammen von den umgeſetzten Gebilden. Die Menge dieſer Produkte ſteigt mit der Schnel- ligkeit der Umſetzung in der gegebenen Zeit, ſie ſteht in keiner Beziehung zu der in dem nämlichen Zeitraume ge- noſſenen Nahrung. Bei einem Hungernden, welcher ſich einer ſtarken und anhaltenden Bewegung hingeben muß, wird mehr Harnſtoff ſecernirt, als bei dem wohlgenährteſten Men- ſchen im Zuſtande der Ruhe; in Fiebern bei raſcher Abma- gerung iſt der Harn harnſtoffreicher als im Zuſtande der Geſundheit (Prout). 33. Aehnlich alſo wie die in dem Urin des ruhenden Pfer- des vorhandene Hippurſäure in benzoeſaures Ammoniak und Kohlenſäure verwandelt wird, ſobald es ſich in Arbeit und Bewegung befindet, verſchwindet die Harnſäure in dem Harn des Menſchen, der durch Haut und Lunge eine zur Oxyda- tion der Produkte der umgeſetzten Gebilde hinreichende Menge Sauerſtoff in ſich aufnimmt; der Genuß von Wein und Fett, die in dem Organismus nur inſofern ſich weiter verändern als ſie Sauerſtoff aufnehmen, hat einen entſchie- denen Einfluß auf die Bildung von Harnſäure. Nach dem Genuß von fetten Speiſen iſt der Harn trübe und ſetzt beim Erkalten kleine Kryſtalle von Harnſäure ab (Prout). Das- ſelbe beobachtet man nach dem Genuß von Weinen (nie bei

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Zitationshilfe: Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie. Braunschweig, 1842, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_physiologie_1842/165>, abgerufen am 23.11.2024.