nahme im engsten Zusammenhange steht mit dem Maß von Bewegung oder mit der Quantität von Kraft, welche durch die Bewegungen verzehrt worden ist.
Als eine unmittelbare Folge der zur Aeußerung gelang- ten, mechanischen Kraft sehen wir, daß ein Theil der Mus- kelsubstanz ihre vitalen Eigenschaften, ihren Character des Le- bens verliert, daß sie aus dem belebten Körpertheile austritt, daß dieser Theil seine Fähigkeit der Zunahme an Masse, sein Vermögen Widerstand zu leisten, einbüßt; wir finden, daß dieser Wechsel in den Eigenschaften begleitet ist von der Aufnahme eines fremden Elementes, des Sauerstoffs, in die Zusammensetzung der belebten Muskelsubstanz (ähnlich wie die Säure ihren chemischen Character durch Aufnahme von Zink verlor), und alle Erfahrungen beweisen, daß dieser Uebergang der belebten Muskelsubstanz, in Verbindungen ohne alle Lebensäußerungen, beschleunigt oder verlangsamt wird, je nach der Quantität der verbrauchten Kraft zur Bewegung; ja daß sie sich gegenseitig proportional sind, daß ein rascher Uebergang der Muskelsubstanz, sagen wir, ein rascher Stoff- wechsel, eine größere Quantität von mechanischer Kraft und ein größeres Maß von mechanischer Bewegung (verbrauchter, mechanischer Kraft) einen rascheren Stoffwechsel gegenseitig bedingen.
Aus diesem ganz bestimmten Zusammenhange des Stoff- wechsels im Thierkörper mit der durch mechanische Bewe- gungen verzehrten Kraft kann kein anderer Schluß gezogen werden, als daß die in gewissen, belebten Körpertheilen active
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im Thierorganismus.
nahme im engſten Zuſammenhange ſteht mit dem Maß von Bewegung oder mit der Quantität von Kraft, welche durch die Bewegungen verzehrt worden iſt.
Als eine unmittelbare Folge der zur Aeußerung gelang- ten, mechaniſchen Kraft ſehen wir, daß ein Theil der Mus- kelſubſtanz ihre vitalen Eigenſchaften, ihren Character des Le- bens verliert, daß ſie aus dem belebten Körpertheile austritt, daß dieſer Theil ſeine Fähigkeit der Zunahme an Maſſe, ſein Vermögen Widerſtand zu leiſten, einbüßt; wir finden, daß dieſer Wechſel in den Eigenſchaften begleitet iſt von der Aufnahme eines fremden Elementes, des Sauerſtoffs, in die Zuſammenſetzung der belebten Muskelſubſtanz (ähnlich wie die Säure ihren chemiſchen Character durch Aufnahme von Zink verlor), und alle Erfahrungen beweiſen, daß dieſer Uebergang der belebten Muskelſubſtanz, in Verbindungen ohne alle Lebensäußerungen, beſchleunigt oder verlangſamt wird, je nach der Quantität der verbrauchten Kraft zur Bewegung; ja daß ſie ſich gegenſeitig proportional ſind, daß ein raſcher Uebergang der Muskelſubſtanz, ſagen wir, ein raſcher Stoff- wechſel, eine größere Quantität von mechaniſcher Kraft und ein größeres Maß von mechaniſcher Bewegung (verbrauchter, mechaniſcher Kraft) einen raſcheren Stoffwechſel gegenſeitig bedingen.
Aus dieſem ganz beſtimmten Zuſammenhange des Stoff- wechſels im Thierkörper mit der durch mechaniſche Bewe- gungen verzehrten Kraft kann kein anderer Schluß gezogen werden, als daß die in gewiſſen, belebten Körpertheilen active
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im Thierorganismus.
nahme im engſten Zuſammenhange ſteht mit dem Maß von
Bewegung oder mit der Quantität von Kraft, welche durch
die Bewegungen verzehrt worden iſt.
Als eine unmittelbare Folge der zur Aeußerung gelang-
ten, mechaniſchen Kraft ſehen wir, daß ein Theil der Mus-
kelſubſtanz ihre vitalen Eigenſchaften, ihren Character des Le-
bens verliert, daß ſie aus dem belebten Körpertheile austritt,
daß dieſer Theil ſeine Fähigkeit der Zunahme an Maſſe,
ſein Vermögen Widerſtand zu leiſten, einbüßt; wir finden,
daß dieſer Wechſel in den Eigenſchaften begleitet iſt von der
Aufnahme eines fremden Elementes, des Sauerſtoffs, in die
Zuſammenſetzung der belebten Muskelſubſtanz (ähnlich wie
die Säure ihren chemiſchen Character durch Aufnahme von
Zink verlor), und alle Erfahrungen beweiſen, daß dieſer
Uebergang der belebten Muskelſubſtanz, in Verbindungen ohne
alle Lebensäußerungen, beſchleunigt oder verlangſamt wird,
je nach der Quantität der verbrauchten Kraft zur Bewegung;
ja daß ſie ſich gegenſeitig proportional ſind, daß ein raſcher
Uebergang der Muskelſubſtanz, ſagen wir, ein raſcher Stoff-
wechſel, eine größere Quantität von mechaniſcher Kraft und
ein größeres Maß von mechaniſcher Bewegung (verbrauchter,
mechaniſcher Kraft) einen raſcheren Stoffwechſel gegenſeitig
bedingen.
Aus dieſem ganz beſtimmten Zuſammenhange des Stoff-
wechſels im Thierkörper mit der durch mechaniſche Bewe-
gungen verzehrten Kraft kann kein anderer Schluß gezogen
werden, als daß die in gewiſſen, belebten Körpertheilen active
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Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie. Braunschweig, 1842, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_physiologie_1842/249>, abgerufen am 04.05.2024.
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