Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie. Braunschweig, 1842.im Thierorganismus. zu geben versucht hat, sind immer nur Bilder der Er-scheinung, es sind mehr oder weniger genaue Beschreibun- gen und Vergleichungen bekannter Erscheinungen mit diesen unbekannten; es geht uns in dieser Beziehung wie dem Un- kundigen, dem das Aufundniedersteigen eines eisernen Stem- pels in einem Gefäße, worin das Auge nichts Sichtbares erkennen kann, und sein Zusammenhang mit dem Drehen und Bewegen von Tausenden von Rädern, die sich in einer ge- wissen Entfernung von dem Stempel befinden, unbegreiflich erscheint. Wir wissen nicht, wie ein an sich unsichtbares, unwägba- So ist es denn auch mit der Lebenskraft und den Er- im Thierorganismus. zu geben verſucht hat, ſind immer nur Bilder der Er-ſcheinung, es ſind mehr oder weniger genaue Beſchreibun- gen und Vergleichungen bekannter Erſcheinungen mit dieſen unbekannten; es geht uns in dieſer Beziehung wie dem Un- kundigen, dem das Aufundniederſteigen eines eiſernen Stem- pels in einem Gefäße, worin das Auge nichts Sichtbares erkennen kann, und ſein Zuſammenhang mit dem Drehen und Bewegen von Tauſenden von Rädern, die ſich in einer ge- wiſſen Entfernung von dem Stempel befinden, unbegreiflich erſcheint. Wir wiſſen nicht, wie ein an ſich unſichtbares, unwägba- So iſt es denn auch mit der Lebenskraft und den Er- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0261" n="237"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">im Thierorganismus</hi>.</fw><lb/> zu geben verſucht hat, ſind immer nur Bilder der Er-<lb/> ſcheinung, es ſind mehr oder weniger genaue Beſchreibun-<lb/> gen und Vergleichungen bekannter Erſcheinungen mit dieſen<lb/> unbekannten; es geht uns in dieſer Beziehung wie dem Un-<lb/> kundigen, dem das Aufundniederſteigen eines eiſernen Stem-<lb/> pels in einem Gefäße, worin das Auge nichts Sichtbares<lb/> erkennen kann, und ſein Zuſammenhang mit dem Drehen und<lb/> Bewegen von Tauſenden von Rädern, die ſich in einer ge-<lb/> wiſſen Entfernung von dem Stempel befinden, unbegreiflich<lb/> erſcheint.</p><lb/> <p>Wir wiſſen nicht, wie ein an ſich unſichtbares, unwägba-<lb/> res Etwas, die Wärme, gewiſſen Materien die Fähigkeit er-<lb/> theilt, den ungeheuerſten Druck auf ihre Umgebungen zu<lb/> äußern, wie überhaupt dieſes Etwas hervorgebracht wird,<lb/> wenn wir Holz oder Kohlen verbrennen.</p><lb/> <p>So iſt es denn auch mit der Lebenskraft und den Er-<lb/> ſcheinungen, welche belebte Körper darbieten; ihre Urſache<lb/> iſt nicht chemiſche Kraft, nicht Elektricität, nicht Magnetis-<lb/> mus, es iſt eine Kraft, welche die allgemeinſten Eigenſchaf-<lb/> ten aller Urſachen der Bewegung, Form- und Beſchaffen-<lb/> heitsänderung der Materie beſitzt, und eine eigenthümliche<lb/> Kraft, weil ihr Aeußerungen zukommen, welche keine der<lb/> anderen Kräfte an ſich trägt.</p> </div><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [237/0261]
im Thierorganismus.
zu geben verſucht hat, ſind immer nur Bilder der Er-
ſcheinung, es ſind mehr oder weniger genaue Beſchreibun-
gen und Vergleichungen bekannter Erſcheinungen mit dieſen
unbekannten; es geht uns in dieſer Beziehung wie dem Un-
kundigen, dem das Aufundniederſteigen eines eiſernen Stem-
pels in einem Gefäße, worin das Auge nichts Sichtbares
erkennen kann, und ſein Zuſammenhang mit dem Drehen und
Bewegen von Tauſenden von Rädern, die ſich in einer ge-
wiſſen Entfernung von dem Stempel befinden, unbegreiflich
erſcheint.
Wir wiſſen nicht, wie ein an ſich unſichtbares, unwägba-
res Etwas, die Wärme, gewiſſen Materien die Fähigkeit er-
theilt, den ungeheuerſten Druck auf ihre Umgebungen zu
äußern, wie überhaupt dieſes Etwas hervorgebracht wird,
wenn wir Holz oder Kohlen verbrennen.
So iſt es denn auch mit der Lebenskraft und den Er-
ſcheinungen, welche belebte Körper darbieten; ihre Urſache
iſt nicht chemiſche Kraft, nicht Elektricität, nicht Magnetis-
mus, es iſt eine Kraft, welche die allgemeinſten Eigenſchaf-
ten aller Urſachen der Bewegung, Form- und Beſchaffen-
heitsänderung der Materie beſitzt, und eine eigenthümliche
Kraft, weil ihr Aeußerungen zukommen, welche keine der
anderen Kräfte an ſich trägt.
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