ein Fuhrmannspferd in einer gleichen Zeit einzuathmen ver- mögen, ist sehr ungleich. Die Temperatur, sowie die Menge des Sauerstoffs, ist bei dem Pferde weit größer.
Die mechanische Kraft, welche ein harpunirter Wallfisch entwickelt, dessen Körper von dem umgebenden Medium getragen wird, so wie die Kraft eines Fuhrmannspferdes, was seinen eigenen Körper und eine schwere Last 8 -- 10 Stunden lang fortzubewegen hat, muß mit dem von beiden verzehrten Sauerstoff in einerlei Verhältniß stehen. Wenn man die Zeit beachtet, in welcher die Kraft zur Aeußerung gelangt, so ist sie offenbar bei dem Pferde weit größer.
Beim Besteigen hoher Berge, wo durch das Einathmen einer sehr verdünnten Luft, in gleichen Zeiten, weit weniger Sauerstoff dem Blute zugeführt wird, wie in Thälern oder an dem Ufer des Meeres, nimmt der Stoffwechsel in dem nämlichen Verhältniß und damit die zu mechanischen Effecten verwendbare Kraft, ab; Neigung zum Schlaf, Man- gel an Kraft für die willkürlichen Bewegungen stellt sich meistens ein; nach zwanzig oder dreißig Schritten zwingt die Ermüdung zu neuer Ansammlung von Kraft durch Ruhe (Einsaugung von Sauerstoff, ohne Verbrauch an Kraft für willkürliche Bewegungen).
Durch die Aufnahme von Sauerstoff in die Substanz belebter Körpertheile verlieren sie ihren Zustand des Lebens und treten als formlose Verbindungen aus, allein nicht aller eingeathmete Sauerstoff wird zu dieser Umsetzung verwen- det; der größte Theil dient zur Vergasung, zur Entfernung
16*
im Thierorganismus.
ein Fuhrmannspferd in einer gleichen Zeit einzuathmen ver- mögen, iſt ſehr ungleich. Die Temperatur, ſowie die Menge des Sauerſtoffs, iſt bei dem Pferde weit größer.
Die mechaniſche Kraft, welche ein harpunirter Wallfiſch entwickelt, deſſen Körper von dem umgebenden Medium getragen wird, ſo wie die Kraft eines Fuhrmannspferdes, was ſeinen eigenen Körper und eine ſchwere Laſt 8 — 10 Stunden lang fortzubewegen hat, muß mit dem von beiden verzehrten Sauerſtoff in einerlei Verhältniß ſtehen. Wenn man die Zeit beachtet, in welcher die Kraft zur Aeußerung gelangt, ſo iſt ſie offenbar bei dem Pferde weit größer.
Beim Beſteigen hoher Berge, wo durch das Einathmen einer ſehr verdünnten Luft, in gleichen Zeiten, weit weniger Sauerſtoff dem Blute zugeführt wird, wie in Thälern oder an dem Ufer des Meeres, nimmt der Stoffwechſel in dem nämlichen Verhältniß und damit die zu mechaniſchen Effecten verwendbare Kraft, ab; Neigung zum Schlaf, Man- gel an Kraft für die willkürlichen Bewegungen ſtellt ſich meiſtens ein; nach zwanzig oder dreißig Schritten zwingt die Ermüdung zu neuer Anſammlung von Kraft durch Ruhe (Einſaugung von Sauerſtoff, ohne Verbrauch an Kraft für willkürliche Bewegungen).
Durch die Aufnahme von Sauerſtoff in die Subſtanz belebter Körpertheile verlieren ſie ihren Zuſtand des Lebens und treten als formloſe Verbindungen aus, allein nicht aller eingeathmete Sauerſtoff wird zu dieſer Umſetzung verwen- det; der größte Theil dient zur Vergaſung, zur Entfernung
16*
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0267"n="243"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">im Thierorganismus</hi>.</fw><lb/>
ein Fuhrmannspferd in einer gleichen Zeit einzuathmen ver-<lb/>
mögen, iſt ſehr ungleich. Die Temperatur, ſowie die Menge<lb/>
des Sauerſtoffs, iſt bei dem Pferde weit größer.</p><lb/><p>Die mechaniſche Kraft, welche ein harpunirter Wallfiſch<lb/>
entwickelt, deſſen Körper von dem umgebenden Medium<lb/>
getragen wird, ſo wie die Kraft eines Fuhrmannspferdes,<lb/>
was ſeinen eigenen Körper und eine ſchwere Laſt 8 — 10<lb/>
Stunden lang fortzubewegen hat, muß mit dem von beiden<lb/>
verzehrten Sauerſtoff in einerlei Verhältniß ſtehen. Wenn<lb/>
man die Zeit beachtet, in welcher die Kraft zur Aeußerung<lb/>
gelangt, ſo iſt ſie offenbar bei dem Pferde weit größer.</p><lb/><p>Beim Beſteigen hoher Berge, wo durch das Einathmen<lb/>
einer ſehr verdünnten Luft, in gleichen Zeiten, weit weniger<lb/>
Sauerſtoff dem Blute zugeführt wird, wie in Thälern oder<lb/>
an dem Ufer des Meeres, nimmt der Stoffwechſel in<lb/>
dem nämlichen Verhältniß und damit die zu mechaniſchen<lb/>
Effecten verwendbare Kraft, ab; Neigung zum Schlaf, Man-<lb/>
gel an Kraft für die willkürlichen Bewegungen ſtellt ſich<lb/>
meiſtens ein; nach zwanzig oder dreißig Schritten zwingt<lb/>
die Ermüdung zu neuer Anſammlung von Kraft durch Ruhe<lb/>
(Einſaugung von Sauerſtoff, ohne Verbrauch an Kraft für<lb/>
willkürliche Bewegungen).</p><lb/><p>Durch die Aufnahme von Sauerſtoff in die Subſtanz<lb/>
belebter Körpertheile verlieren ſie ihren Zuſtand des Lebens<lb/>
und treten als formloſe Verbindungen aus, allein nicht aller<lb/>
eingeathmete Sauerſtoff wird zu dieſer Umſetzung verwen-<lb/>
det; der größte Theil dient zur Vergaſung, zur Entfernung<lb/><fwplace="bottom"type="sig">16*</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[243/0267]
im Thierorganismus.
ein Fuhrmannspferd in einer gleichen Zeit einzuathmen ver-
mögen, iſt ſehr ungleich. Die Temperatur, ſowie die Menge
des Sauerſtoffs, iſt bei dem Pferde weit größer.
Die mechaniſche Kraft, welche ein harpunirter Wallfiſch
entwickelt, deſſen Körper von dem umgebenden Medium
getragen wird, ſo wie die Kraft eines Fuhrmannspferdes,
was ſeinen eigenen Körper und eine ſchwere Laſt 8 — 10
Stunden lang fortzubewegen hat, muß mit dem von beiden
verzehrten Sauerſtoff in einerlei Verhältniß ſtehen. Wenn
man die Zeit beachtet, in welcher die Kraft zur Aeußerung
gelangt, ſo iſt ſie offenbar bei dem Pferde weit größer.
Beim Beſteigen hoher Berge, wo durch das Einathmen
einer ſehr verdünnten Luft, in gleichen Zeiten, weit weniger
Sauerſtoff dem Blute zugeführt wird, wie in Thälern oder
an dem Ufer des Meeres, nimmt der Stoffwechſel in
dem nämlichen Verhältniß und damit die zu mechaniſchen
Effecten verwendbare Kraft, ab; Neigung zum Schlaf, Man-
gel an Kraft für die willkürlichen Bewegungen ſtellt ſich
meiſtens ein; nach zwanzig oder dreißig Schritten zwingt
die Ermüdung zu neuer Anſammlung von Kraft durch Ruhe
(Einſaugung von Sauerſtoff, ohne Verbrauch an Kraft für
willkürliche Bewegungen).
Durch die Aufnahme von Sauerſtoff in die Subſtanz
belebter Körpertheile verlieren ſie ihren Zuſtand des Lebens
und treten als formloſe Verbindungen aus, allein nicht aller
eingeathmete Sauerſtoff wird zu dieſer Umſetzung verwen-
det; der größte Theil dient zur Vergaſung, zur Entfernung
16*
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie. Braunschweig, 1842, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_physiologie_1842/267>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.