Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie. Braunschweig, 1842.

Bild:
<< vorherige Seite

Respiration und Ernährung.
Blutcirculation nämlich, widersetzt sich diesem Beharren.

Durch die Erweiterung des Herzens, in dem sich zwei
Systeme von Kanälen vereinigen, welche sich in ein unendlich
feines Netzwerk von Röhrchen durch alle Theile des Thier-
körpers hin verzweigen, entsteht abwechselnd ein luftleerer
Raum, in dessen unmittelbarer Folge, durch den äußern
atmosphärischen Druck, alle Flüssigkeiten, die in dieses Röh-
rensystem gelangen können, nach der einen Seite des Herzens
hin mit großer Gewalt getrieben werden. Diese Bewegung
wird bei der Zusammenziehung des Herzens durch einen von
dem Gewichte der Atmosphäre unabhängigen Druck aufs
kräftigste unterstützt.

Wir haben mit einem Worte in dem Herzen eine Druck-
pumpe, durch welche arterielles Blut in alle Theile des Körpers
getrieben wird, und eine Saugpumpe, durch welche alle Flüssig-
keiten, von welcher Beschaffenheit sie auch sein mögen, sobald
sie in das Röhrensystem der Saugadern, die sich mit den Venen
vereinigen, gelangen können, nach dem Herzen hin geführt
werden. Diese Aufsaugung, in Folge des im Herzen entstan-
denen luftleeren Raums, ist ein rein mechanischer Act, der
sich, wie bemerkt, auf flüssige Stoffe jeder Art, Salzauflösun-
gen, Gifte etc. erstreckt. Es ist nun einleuchtend, daß durch
das Einströmen des arteriellen Blutes in die Capillargefäße
alle dort vorhandenen Flüssigkeiten, sagen wir die löslichen
Verbindungen, die durch die Umsetzung der Gebilde entstanden
sind, eine Bewegung nach dem Herzen hin empfangen müssen.

Diese Materien können zur Neubildung der nämlichen

Reſpiration und Ernährung.
Blutcirculation nämlich, widerſetzt ſich dieſem Beharren.

Durch die Erweiterung des Herzens, in dem ſich zwei
Syſteme von Kanälen vereinigen, welche ſich in ein unendlich
feines Netzwerk von Röhrchen durch alle Theile des Thier-
körpers hin verzweigen, entſteht abwechſelnd ein luftleerer
Raum, in deſſen unmittelbarer Folge, durch den äußern
atmoſphäriſchen Druck, alle Flüſſigkeiten, die in dieſes Röh-
renſyſtem gelangen können, nach der einen Seite des Herzens
hin mit großer Gewalt getrieben werden. Dieſe Bewegung
wird bei der Zuſammenziehung des Herzens durch einen von
dem Gewichte der Atmoſphäre unabhängigen Druck aufs
kräftigſte unterſtützt.

Wir haben mit einem Worte in dem Herzen eine Druck-
pumpe, durch welche arterielles Blut in alle Theile des Körpers
getrieben wird, und eine Saugpumpe, durch welche alle Flüſſig-
keiten, von welcher Beſchaffenheit ſie auch ſein mögen, ſobald
ſie in das Röhrenſyſtem der Saugadern, die ſich mit den Venen
vereinigen, gelangen können, nach dem Herzen hin geführt
werden. Dieſe Aufſaugung, in Folge des im Herzen entſtan-
denen luftleeren Raums, iſt ein rein mechaniſcher Act, der
ſich, wie bemerkt, auf flüſſige Stoffe jeder Art, Salzauflöſun-
gen, Gifte ꝛc. erſtreckt. Es iſt nun einleuchtend, daß durch
das Einſtrömen des arteriellen Blutes in die Capillargefäße
alle dort vorhandenen Flüſſigkeiten, ſagen wir die löslichen
Verbindungen, die durch die Umſetzung der Gebilde entſtanden
ſind, eine Bewegung nach dem Herzen hin empfangen müſſen.

Dieſe Materien können zur Neubildung der nämlichen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0083" n="59"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Re&#x017F;piration und Ernährung</hi>.</fw><lb/>
Blutcirculation nämlich, wider&#x017F;etzt &#x017F;ich die&#x017F;em Beharren.</p><lb/>
          <p>Durch die Erweiterung des Herzens, in dem &#x017F;ich zwei<lb/>
Sy&#x017F;teme von Kanälen vereinigen, welche &#x017F;ich in ein unendlich<lb/>
feines Netzwerk von Röhrchen durch alle Theile des Thier-<lb/>
körpers hin verzweigen, ent&#x017F;teht abwech&#x017F;elnd ein luftleerer<lb/>
Raum, in de&#x017F;&#x017F;en unmittelbarer Folge, durch den äußern<lb/>
atmo&#x017F;phäri&#x017F;chen Druck, alle Flü&#x017F;&#x017F;igkeiten, die in die&#x017F;es Röh-<lb/>
ren&#x017F;y&#x017F;tem gelangen können, nach der einen Seite des Herzens<lb/>
hin mit großer Gewalt getrieben werden. Die&#x017F;e Bewegung<lb/>
wird bei der Zu&#x017F;ammenziehung des Herzens durch einen von<lb/>
dem Gewichte der Atmo&#x017F;phäre unabhängigen Druck aufs<lb/>
kräftig&#x017F;te unter&#x017F;tützt.</p><lb/>
          <p>Wir haben mit einem Worte in dem Herzen eine Druck-<lb/>
pumpe, durch welche arterielles Blut in alle Theile des Körpers<lb/>
getrieben wird, und eine Saugpumpe, durch welche alle Flü&#x017F;&#x017F;ig-<lb/>
keiten, von welcher Be&#x017F;chaffenheit &#x017F;ie auch &#x017F;ein mögen, &#x017F;obald<lb/>
&#x017F;ie in das Röhren&#x017F;y&#x017F;tem der Saugadern, die &#x017F;ich mit den Venen<lb/>
vereinigen, gelangen können, nach dem Herzen hin geführt<lb/>
werden. Die&#x017F;e Auf&#x017F;augung, in Folge des im Herzen ent&#x017F;tan-<lb/>
denen luftleeren Raums, i&#x017F;t ein rein mechani&#x017F;cher Act, der<lb/>
&#x017F;ich, wie bemerkt, auf flü&#x017F;&#x017F;ige Stoffe jeder Art, Salzauflö&#x017F;un-<lb/>
gen, Gifte &#xA75B;c. er&#x017F;treckt. Es i&#x017F;t nun einleuchtend, daß durch<lb/>
das Ein&#x017F;trömen des arteriellen Blutes in die Capillargefäße<lb/>
alle dort vorhandenen Flü&#x017F;&#x017F;igkeiten, &#x017F;agen wir die löslichen<lb/>
Verbindungen, die durch die Um&#x017F;etzung der Gebilde ent&#x017F;tanden<lb/>
&#x017F;ind, eine Bewegung nach dem Herzen hin empfangen mü&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
          <p>Die&#x017F;e Materien können zur Neubildung der nämlichen<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[59/0083] Reſpiration und Ernährung. Blutcirculation nämlich, widerſetzt ſich dieſem Beharren. Durch die Erweiterung des Herzens, in dem ſich zwei Syſteme von Kanälen vereinigen, welche ſich in ein unendlich feines Netzwerk von Röhrchen durch alle Theile des Thier- körpers hin verzweigen, entſteht abwechſelnd ein luftleerer Raum, in deſſen unmittelbarer Folge, durch den äußern atmoſphäriſchen Druck, alle Flüſſigkeiten, die in dieſes Röh- renſyſtem gelangen können, nach der einen Seite des Herzens hin mit großer Gewalt getrieben werden. Dieſe Bewegung wird bei der Zuſammenziehung des Herzens durch einen von dem Gewichte der Atmoſphäre unabhängigen Druck aufs kräftigſte unterſtützt. Wir haben mit einem Worte in dem Herzen eine Druck- pumpe, durch welche arterielles Blut in alle Theile des Körpers getrieben wird, und eine Saugpumpe, durch welche alle Flüſſig- keiten, von welcher Beſchaffenheit ſie auch ſein mögen, ſobald ſie in das Röhrenſyſtem der Saugadern, die ſich mit den Venen vereinigen, gelangen können, nach dem Herzen hin geführt werden. Dieſe Aufſaugung, in Folge des im Herzen entſtan- denen luftleeren Raums, iſt ein rein mechaniſcher Act, der ſich, wie bemerkt, auf flüſſige Stoffe jeder Art, Salzauflöſun- gen, Gifte ꝛc. erſtreckt. Es iſt nun einleuchtend, daß durch das Einſtrömen des arteriellen Blutes in die Capillargefäße alle dort vorhandenen Flüſſigkeiten, ſagen wir die löslichen Verbindungen, die durch die Umſetzung der Gebilde entſtanden ſind, eine Bewegung nach dem Herzen hin empfangen müſſen. Dieſe Materien können zur Neubildung der nämlichen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_physiologie_1842
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_physiologie_1842/83
Zitationshilfe: Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie. Braunschweig, 1842, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_physiologie_1842/83>, abgerufen am 21.11.2024.