Liebknecht, Wilhelm: Zur orientalischen Frage oder Soll Europa kosakisch werden? 2. Aufl. Leipzig, 1878.Aber die Volksversammlungen, welche wir befürworten, hätten noch Neben der politischen Frage müßte also die Arbeiterge- *) Dieser Theil des Artikels hat zwar mit der orientalischen Frage nichts
zu thun, aber ich hielt es doch für zweckmäßig, ihn mit abzudrucken. W. L. Aber die Volksverſammlungen, welche wir befürworten, hätten noch Neben der politiſchen Frage müßte alſo die Arbeiterge- *) Dieſer Theil des Artikels hat zwar mit der orientaliſchen Frage nichts
zu thun, aber ich hielt es doch für zweckmäßig, ihn mit abzudrucken. W. L. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0042" n="38"/> <p>Aber die Volksverſammlungen, welche wir befürworten, hätten noch<lb/> eine <hi rendition="#g">andere</hi> Aufgabe.<note place="foot" n="*)">Dieſer Theil des Artikels hat zwar mit der orientaliſchen Frage nichts<lb/> zu thun, aber ich hielt es doch für zweckmäßig, ihn mit abzudrucken. W. L.</note> Unſere Vertreter im Reichstag werden das<lb/><hi rendition="#g">Arbeiterſchutzgeſetz</hi> nebſt dem Entwurf eines verbeſſerten <hi rendition="#g">Haft-<lb/> pflichtgeſetzes</hi> gleich bei Beginn der Seſſion einbringen. Wie wichtig<lb/> dieſe Geſetzesvorlagen ſind, das brauchen wir hier nicht auseinanderzu-<lb/> ſetzen: jeder Arbeiter weiß es. Daß die Majorität des Reichstages<lb/> denſelben nicht hold iſt, auch das weiß jeder Arbeiter. Eine Ausſicht<lb/> auf Erfolg haben wir nur dann, wenn es gelingt, auf die Majorität<lb/> einen <hi rendition="#g">moraliſchen Druck</hi> auszuüben, ſtark genug, ihren Widerſtand<lb/> zu überwinden. <hi rendition="#aq">„Pressure from without,‟</hi> Druck von Außen, Druck<lb/> von <hi rendition="#g">Unten</hi> nach <hi rendition="#g">Oben,</hi> Druck des <hi rendition="#g">Volkes</hi> auf die <hi rendition="#g">Geſetzgeber,</hi> iſt<lb/> das Geheimniß aller ſiegreichen Reformen in England. Wohlan, an<lb/> den deutſchen Arbeitern iſt es, dieſen Druck auf die Reichstagsmajorität<lb/> auszuüben und hinter die wenigen Arbeiterabgeordneten eine <hi rendition="#g">mora-<lb/> liſche</hi> Macht zu ſtellen, welche das Mißverhältniß der Zahlen aufhebt<lb/> und den Stimmen der Minderheit das zum Triumph erforderliche Ge-<lb/> wicht verleiht.</p><lb/> <p>Neben der <hi rendition="#g">politiſchen Frage</hi> müßte alſo die <hi rendition="#g">Arbeiterge-<lb/> fetzgebung</hi> der nächſten Reichstagsſeſſion auf die Tagesordnung der<lb/> Verſammlungen geſetzt werden. Einheitlichkeit, Planmäßigkeit des Vor-<lb/> gehens iſt ja leicht zu erlangen. Man braucht nur zu <hi rendition="#g">wollen.</hi><lb/><hi rendition="#aq">Where there is a will, there is a way.</hi> (Apropos <hi rendition="#aq">where <hi rendition="#g">there</hi><lb/> is a etc.,</hi> Herr von Treitſchke! Nicht <hi rendition="#aq">where is etc.,</hi> ſchlechtweg, wie<lb/> Sie in Jhrer letzten Sudelei citiren. — Sie ſcheinen <hi rendition="#g">engliſch</hi> gerade<lb/> ſo gut zu verſtehen, wie Jhre Fachwiſſenſchaft: die <hi rendition="#g">Geſchichte!</hi>) Alſo<lb/><hi rendition="#aq">where there is a will, there is a way.</hi> Wo der <hi rendition="#g">Wille</hi> iſt, da<lb/> findet ſich auch ein <hi rendition="#g">Weg.</hi></p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [38/0042]
Aber die Volksverſammlungen, welche wir befürworten, hätten noch
eine andere Aufgabe. *) Unſere Vertreter im Reichstag werden das
Arbeiterſchutzgeſetz nebſt dem Entwurf eines verbeſſerten Haft-
pflichtgeſetzes gleich bei Beginn der Seſſion einbringen. Wie wichtig
dieſe Geſetzesvorlagen ſind, das brauchen wir hier nicht auseinanderzu-
ſetzen: jeder Arbeiter weiß es. Daß die Majorität des Reichstages
denſelben nicht hold iſt, auch das weiß jeder Arbeiter. Eine Ausſicht
auf Erfolg haben wir nur dann, wenn es gelingt, auf die Majorität
einen moraliſchen Druck auszuüben, ſtark genug, ihren Widerſtand
zu überwinden. „Pressure from without,‟ Druck von Außen, Druck
von Unten nach Oben, Druck des Volkes auf die Geſetzgeber, iſt
das Geheimniß aller ſiegreichen Reformen in England. Wohlan, an
den deutſchen Arbeitern iſt es, dieſen Druck auf die Reichstagsmajorität
auszuüben und hinter die wenigen Arbeiterabgeordneten eine mora-
liſche Macht zu ſtellen, welche das Mißverhältniß der Zahlen aufhebt
und den Stimmen der Minderheit das zum Triumph erforderliche Ge-
wicht verleiht.
Neben der politiſchen Frage müßte alſo die Arbeiterge-
fetzgebung der nächſten Reichstagsſeſſion auf die Tagesordnung der
Verſammlungen geſetzt werden. Einheitlichkeit, Planmäßigkeit des Vor-
gehens iſt ja leicht zu erlangen. Man braucht nur zu wollen.
Where there is a will, there is a way. (Apropos where there
is a etc., Herr von Treitſchke! Nicht where is etc., ſchlechtweg, wie
Sie in Jhrer letzten Sudelei citiren. — Sie ſcheinen engliſch gerade
ſo gut zu verſtehen, wie Jhre Fachwiſſenſchaft: die Geſchichte!) Alſo
where there is a will, there is a way. Wo der Wille iſt, da
findet ſich auch ein Weg.
*) Dieſer Theil des Artikels hat zwar mit der orientaliſchen Frage nichts
zu thun, aber ich hielt es doch für zweckmäßig, ihn mit abzudrucken. W. L.
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