Liliencron, Detlev von: Adjutantenritte und andere Gedichte. Leipzig, [1883].Komm' ich vom Entenschießen müd' zurück, Eilt Moiken auf der Werfte mir entgegen, Nimmt mir das Jagdgerät ab, Stück für Stück, Um dann die Jägersuppe vorzulegen. Aus allen Ecken lacht mich an das Glück, Ich muß das Mädchen still am Herzen hegen. Mit Halligblümchen schmück' ich ihr die Brust, Die Blumen küss' ich dann nach Herzenslust. Wir plaudern Abends häufig am Kamin, Moiken erzählt mir Inselmärchen, Sagen, Ich ihr von Wien, Turin, Dublin, Berlin, Sie wieder mir von Flut und Sturmestagen. Erschreckt stützt sie die Händchen auf die Knie', Meld' ich von Schlacht und wildem Rossesjagen. Zuweilen les' ich ihr Gedichte vor, Doch hört sie lieber von der Garde du Corps. Wie reizend ist's, bestaunt sie meine Sachen, Denn Alles ist ihr neu noch und ein Wunder. Sie sah bisher nur Netz und Fischernachen, Den Seehund, Flut und Ebbe, Dorsch und Flunder. Wie freut sie sich, wie lieblich ist ihr Lachen, Schenk' ich ein Stückchen ihr von all dem Plunder. Von Büchern liebt sie nur die schönen Bände, Und läßt von alten Tröstern gern die Hände. Mein Platen ist zum Beispiel gut gebunden, Den hat sie sich zum Lesen auserkoren. Neulich hab' ich im Grafen sie gefunden, Mit ihren Fingern schloß sie sich die Ohren. Doch schien ihr die Lektüre nicht zu munden, Wahrscheinlich ging der Faden ihr verloren. Hier, Moiken, hier, nimm: Hannchen und die Küchlein. Das ist für dich ein allerliebstes Büchlein. Komm’ ich vom Entenſchießen müd’ zurück, Eilt Moiken auf der Werfte mir entgegen, Nimmt mir das Jagdgerät ab, Stück für Stück, Um dann die Jägerſuppe vorzulegen. Aus allen Ecken lacht mich an das Glück, Ich muß das Mädchen ſtill am Herzen hegen. Mit Halligblümchen ſchmück’ ich ihr die Bruſt, Die Blumen küſſ’ ich dann nach Herzensluſt. Wir plaudern Abends häufig am Kamin, Moiken erzählt mir Inſelmärchen, Sagen, Ich ihr von Wien, Turin, Dublin, Berlin, Sie wieder mir von Flut und Sturmestagen. Erſchreckt ſtützt ſie die Händchen auf die Knie’, Meld’ ich von Schlacht und wildem Roſſesjagen. Zuweilen leſ’ ich ihr Gedichte vor, Doch hört ſie lieber von der Garde du Corps. Wie reizend iſt’s, beſtaunt ſie meine Sachen, Denn Alles iſt ihr neu noch und ein Wunder. Sie ſah bisher nur Netz und Fiſchernachen, Den Seehund, Flut und Ebbe, Dorſch und Flunder. Wie freut ſie ſich, wie lieblich iſt ihr Lachen, Schenk’ ich ein Stückchen ihr von all dem Plunder. Von Büchern liebt ſie nur die ſchönen Bände, Und läßt von alten Tröſtern gern die Hände. Mein Platen iſt zum Beiſpiel gut gebunden, Den hat ſie ſich zum Leſen auserkoren. Neulich hab’ ich im Grafen ſie gefunden, Mit ihren Fingern ſchloß ſie ſich die Ohren. Doch ſchien ihr die Lektüre nicht zu munden, Wahrſcheinlich ging der Faden ihr verloren. Hier, Moiken, hier, nimm: Hannchen und die Küchlein. Das iſt für dich ein allerliebſtes Büchlein. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0129" n="121"/> <lg n="16"> <l>Komm’ ich vom Entenſchießen müd’ zurück,</l><lb/> <l>Eilt Moiken auf der Werfte mir entgegen,</l><lb/> <l>Nimmt mir das Jagdgerät ab, Stück für Stück,</l><lb/> <l>Um dann die Jägerſuppe vorzulegen.</l><lb/> <l>Aus allen Ecken lacht mich an das Glück,</l><lb/> <l>Ich muß das Mädchen ſtill am Herzen hegen.</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Mit Halligblümchen ſchmück’ ich ihr die Bruſt,</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Die Blumen küſſ’ ich dann nach Herzensluſt.</hi> </l> </lg><lb/> <lg n="17"> <l>Wir plaudern Abends häufig am Kamin,</l><lb/> <l>Moiken erzählt mir Inſelmärchen, Sagen,</l><lb/> <l>Ich ihr von Wien, Turin, Dublin, Berlin,</l><lb/> <l>Sie wieder mir von Flut und Sturmestagen.</l><lb/> <l>Erſchreckt ſtützt ſie die Händchen auf die Knie’,</l><lb/> <l>Meld’ ich von Schlacht und wildem Roſſesjagen.</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Zuweilen leſ’ ich ihr Gedichte vor,</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Doch hört ſie lieber von der Garde du Corps.</hi> </l> </lg><lb/> <lg n="18"> <l>Wie reizend iſt’s, beſtaunt ſie meine Sachen,</l><lb/> <l>Denn Alles iſt ihr neu noch und ein Wunder.</l><lb/> <l>Sie ſah bisher nur Netz und Fiſchernachen,</l><lb/> <l>Den Seehund, Flut und Ebbe, Dorſch und Flunder.</l><lb/> <l>Wie freut ſie ſich, wie lieblich iſt ihr Lachen,</l><lb/> <l>Schenk’ ich ein Stückchen ihr von all dem Plunder.</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Von Büchern liebt ſie nur die ſchönen Bände,</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Und läßt von alten Tröſtern gern die Hände.</hi> </l> </lg><lb/> <lg n="19"> <l>Mein Platen iſt zum Beiſpiel gut gebunden,</l><lb/> <l>Den hat ſie ſich zum Leſen auserkoren.</l><lb/> <l>Neulich hab’ ich im Grafen ſie gefunden,</l><lb/> <l>Mit ihren Fingern ſchloß ſie ſich die Ohren.</l><lb/> <l>Doch ſchien ihr die Lektüre nicht zu munden,</l><lb/> <l>Wahrſcheinlich ging der Faden ihr verloren.</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Hier, Moiken, hier, nimm: Hannchen und die Küchlein.</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Das iſt für dich ein allerliebſtes Büchlein.</hi> </l> </lg><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [121/0129]
Komm’ ich vom Entenſchießen müd’ zurück,
Eilt Moiken auf der Werfte mir entgegen,
Nimmt mir das Jagdgerät ab, Stück für Stück,
Um dann die Jägerſuppe vorzulegen.
Aus allen Ecken lacht mich an das Glück,
Ich muß das Mädchen ſtill am Herzen hegen.
Mit Halligblümchen ſchmück’ ich ihr die Bruſt,
Die Blumen küſſ’ ich dann nach Herzensluſt.
Wir plaudern Abends häufig am Kamin,
Moiken erzählt mir Inſelmärchen, Sagen,
Ich ihr von Wien, Turin, Dublin, Berlin,
Sie wieder mir von Flut und Sturmestagen.
Erſchreckt ſtützt ſie die Händchen auf die Knie’,
Meld’ ich von Schlacht und wildem Roſſesjagen.
Zuweilen leſ’ ich ihr Gedichte vor,
Doch hört ſie lieber von der Garde du Corps.
Wie reizend iſt’s, beſtaunt ſie meine Sachen,
Denn Alles iſt ihr neu noch und ein Wunder.
Sie ſah bisher nur Netz und Fiſchernachen,
Den Seehund, Flut und Ebbe, Dorſch und Flunder.
Wie freut ſie ſich, wie lieblich iſt ihr Lachen,
Schenk’ ich ein Stückchen ihr von all dem Plunder.
Von Büchern liebt ſie nur die ſchönen Bände,
Und läßt von alten Tröſtern gern die Hände.
Mein Platen iſt zum Beiſpiel gut gebunden,
Den hat ſie ſich zum Leſen auserkoren.
Neulich hab’ ich im Grafen ſie gefunden,
Mit ihren Fingern ſchloß ſie ſich die Ohren.
Doch ſchien ihr die Lektüre nicht zu munden,
Wahrſcheinlich ging der Faden ihr verloren.
Hier, Moiken, hier, nimm: Hannchen und die Küchlein.
Das iſt für dich ein allerliebſtes Büchlein.
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