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Liliencron, Detlev von: Adjutantenritte und andere Gedichte. Leipzig, [1883].

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übersprungen werden. Bald schwamm, bald kletterte mein
kleiner Husarengaul, den ich für meinen alten Trakehner
Hengst, dem denn doch endlich der Pust ausgegangen war,
vertauscht hatte. Vorwärts, vorwärts! Was sind Gräben,
noch so breite, was überhaupt Hindernisse im Gefecht. End-
lich sah ich die Batterie. Ich winkte schon aus der Ferne
mit dem Taschentuch. Der Batterie-Chef verstand es. Er
gab Befehle; ich merkte es an der wimmelnden Bewegung,
die an den Geschützen entstand. Dann raste er auf mich zu,
den Trompeter an der Seite. Wir trafen uns; sein Gesicht
glühte, als ich ihm den Befehl zum Vorrücken überbrachte. Der
Trompeter war schon in Carriere zur Batterie unterwegs,
um vom Hauptmann dem ältesten Offizier die Ordre zu über-
mitteln, die Batterie "Zu Einem" so rasch wie möglich vor-
zuführen. Der Hauptmann und ich setzten uns dann in
Trab, doch so, daß wir mit der Batterie, die zahlreiche
Terrainschwierigkeiten zu überwinden hatte, Fühlung behielten.
Ich kannte den Weg aus den Frühstunden. Wir mußten
durch eine enge, kurze, schluchtartige Vertiefung, die just so
breit war, daß nur ein Geschütz dem andern folgen konnte.
In Zügen hier zu fahren, verbot die Enge. Links dieser schmalen
Einsenkung war, auch nachdem das felsige Terrain hinter
uns lag, durch Sumpf und nasse Wiesen ein Vorgehen von
Kavallerie und Artillerie unmöglich; rechts hätten wir große
Umwege machen müssen und dadurch viel Zeit verloren.
Die Bataillone, die Bataillone! lagen mir im Sinn; dutzend-
weise wurden dort die Leute gemäht. Hatte unsere Batterie
erst Stellung genommen, dann mußte sich die französische
Artillerie gegen diese wenden.

Der Hügel war lang genug, um weite Räume zwischen
den einzelnen Geschützen zu erlauben. Die Verluste wurden
geringer. Wo ist die Schlucht, die Schlucht! Um uns sah
es wild und wüst aus. Aber vorwärts, vorwärts! Der
Hauptmann und ich, nachdem der Batterie ein Zeichen ge-
geben war, zu folgen, jagten vor, um rasch durchzupreschen

überſprungen werden. Bald ſchwamm, bald kletterte mein
kleiner Huſarengaul, den ich für meinen alten Trakehner
Hengſt, dem denn doch endlich der Puſt ausgegangen war,
vertauſcht hatte. Vorwärts, vorwärts! Was ſind Gräben,
noch ſo breite, was überhaupt Hinderniſſe im Gefecht. End-
lich ſah ich die Batterie. Ich winkte ſchon aus der Ferne
mit dem Taſchentuch. Der Batterie-Chef verſtand es. Er
gab Befehle; ich merkte es an der wimmelnden Bewegung,
die an den Geſchützen entſtand. Dann raſte er auf mich zu,
den Trompeter an der Seite. Wir trafen uns; ſein Geſicht
glühte, als ich ihm den Befehl zum Vorrücken überbrachte. Der
Trompeter war ſchon in Carriere zur Batterie unterwegs,
um vom Hauptmann dem älteſten Offizier die Ordre zu über-
mitteln, die Batterie „Zu Einem“ ſo raſch wie möglich vor-
zuführen. Der Hauptmann und ich ſetzten uns dann in
Trab, doch ſo, daß wir mit der Batterie, die zahlreiche
Terrainſchwierigkeiten zu überwinden hatte, Fühlung behielten.
Ich kannte den Weg aus den Frühſtunden. Wir mußten
durch eine enge, kurze, ſchluchtartige Vertiefung, die juſt ſo
breit war, daß nur ein Geſchütz dem andern folgen konnte.
In Zügen hier zu fahren, verbot die Enge. Links dieſer ſchmalen
Einſenkung war, auch nachdem das felſige Terrain hinter
uns lag, durch Sumpf und naſſe Wieſen ein Vorgehen von
Kavallerie und Artillerie unmöglich; rechts hätten wir große
Umwege machen müſſen und dadurch viel Zeit verloren.
Die Bataillone, die Bataillone! lagen mir im Sinn; dutzend-
weiſe wurden dort die Leute gemäht. Hatte unſere Batterie
erſt Stellung genommen, dann mußte ſich die franzöſiſche
Artillerie gegen dieſe wenden.

Der Hügel war lang genug, um weite Räume zwiſchen
den einzelnen Geſchützen zu erlauben. Die Verluſte wurden
geringer. Wo iſt die Schlucht, die Schlucht! Um uns ſah
es wild und wüſt aus. Aber vorwärts, vorwärts! Der
Hauptmann und ich, nachdem der Batterie ein Zeichen ge-
geben war, zu folgen, jagten vor, um raſch durchzupreſchen

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[150/0158] überſprungen werden. Bald ſchwamm, bald kletterte mein kleiner Huſarengaul, den ich für meinen alten Trakehner Hengſt, dem denn doch endlich der Puſt ausgegangen war, vertauſcht hatte. Vorwärts, vorwärts! Was ſind Gräben, noch ſo breite, was überhaupt Hinderniſſe im Gefecht. End- lich ſah ich die Batterie. Ich winkte ſchon aus der Ferne mit dem Taſchentuch. Der Batterie-Chef verſtand es. Er gab Befehle; ich merkte es an der wimmelnden Bewegung, die an den Geſchützen entſtand. Dann raſte er auf mich zu, den Trompeter an der Seite. Wir trafen uns; ſein Geſicht glühte, als ich ihm den Befehl zum Vorrücken überbrachte. Der Trompeter war ſchon in Carriere zur Batterie unterwegs, um vom Hauptmann dem älteſten Offizier die Ordre zu über- mitteln, die Batterie „Zu Einem“ ſo raſch wie möglich vor- zuführen. Der Hauptmann und ich ſetzten uns dann in Trab, doch ſo, daß wir mit der Batterie, die zahlreiche Terrainſchwierigkeiten zu überwinden hatte, Fühlung behielten. Ich kannte den Weg aus den Frühſtunden. Wir mußten durch eine enge, kurze, ſchluchtartige Vertiefung, die juſt ſo breit war, daß nur ein Geſchütz dem andern folgen konnte. In Zügen hier zu fahren, verbot die Enge. Links dieſer ſchmalen Einſenkung war, auch nachdem das felſige Terrain hinter uns lag, durch Sumpf und naſſe Wieſen ein Vorgehen von Kavallerie und Artillerie unmöglich; rechts hätten wir große Umwege machen müſſen und dadurch viel Zeit verloren. Die Bataillone, die Bataillone! lagen mir im Sinn; dutzend- weiſe wurden dort die Leute gemäht. Hatte unſere Batterie erſt Stellung genommen, dann mußte ſich die franzöſiſche Artillerie gegen dieſe wenden. Der Hügel war lang genug, um weite Räume zwiſchen den einzelnen Geſchützen zu erlauben. Die Verluſte wurden geringer. Wo iſt die Schlucht, die Schlucht! Um uns ſah es wild und wüſt aus. Aber vorwärts, vorwärts! Der Hauptmann und ich, nachdem der Batterie ein Zeichen ge- geben war, zu folgen, jagten vor, um raſch durchzupreſchen

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Zitationshilfe: Liliencron, Detlev von: Adjutantenritte und andere Gedichte. Leipzig, [1883], S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liliencron_adjutantenritte_1883/158>, abgerufen am 23.11.2024.