Liliencron, Detlev von: Adjutantenritte und andere Gedichte. Leipzig, [1883].Ein Blümchen fällt aus dem Blitzestrauß In den Kronast der alten Esche, Der Regen gießt in Tonnen aus Und hält gewaltige Wäsche. König Niels schlug mit der Faust auf den Tisch, Im Marmor blieb die Spur: "Wann endlich zappelt Knut, der Fisch, An deiner Angelschnur. König Magnus, ich sehe Walhalla geschmückt, Es rauschen die Rabenflügel. Wenn ich gestorben, dann stehst du gebückt An Knuts, deines Lehnsherrn, Bügel. Nicht länger hälst du sein Recht in Bann, Er ist dann König der Dänen, Und schaut dich kaum vom Sattel an, Du kämmst seines Hengstes Mähnen." König Magnus schoß einen Blick so wild, Einen Blick voll Haß und Tücke. Von den Wänden stürzen Helm und Schild Und stürzen in tausend Stücke. In Schleswig hält seinen Hof Herzog Knut, Ein Schrecken der Heiden und Slaven. Sein Gelbhaar quillt aus dem Eisenhut, Sich selbst befreiende Sclaven. Den Frieden gab er, daß Jeder schlief Den Engeln gleich über den Wolken. Der Ärmste selbst hatte Siegel und Brief, Und hat seine Kuh gemolken. Ein Blümchen fällt aus dem Blitzeſtrauß In den Kronaſt der alten Eſche, Der Regen gießt in Tonnen aus Und hält gewaltige Wäſche. König Niels ſchlug mit der Fauſt auf den Tiſch, Im Marmor blieb die Spur: „Wann endlich zappelt Knut, der Fiſch, An deiner Angelſchnur. König Magnus, ich ſehe Walhalla geſchmückt, Es rauſchen die Rabenflügel. Wenn ich geſtorben, dann ſtehſt du gebückt An Knuts, deines Lehnsherrn, Bügel. Nicht länger hälſt du ſein Recht in Bann, Er iſt dann König der Dänen, Und ſchaut dich kaum vom Sattel an, Du kämmſt ſeines Hengſtes Mähnen.“ König Magnus ſchoß einen Blick ſo wild, Einen Blick voll Haß und Tücke. Von den Wänden ſtürzen Helm und Schild Und ſtürzen in tauſend Stücke. In Schleswig hält ſeinen Hof Herzog Knut, Ein Schrecken der Heiden und Slaven. Sein Gelbhaar quillt aus dem Eiſenhut, Sich ſelbſt befreiende Sclaven. Den Frieden gab er, daß Jeder ſchlief Den Engeln gleich über den Wolken. Der Ärmſte ſelbſt hatte Siegel und Brief, Und hat ſeine Kuh gemolken. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0040" n="32"/> <lg n="3"> <l>Ein Blümchen fällt aus dem Blitzeſtrauß</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">In den Kronaſt der alten Eſche,</hi> </l><lb/> <l>Der Regen gießt in Tonnen aus</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Und hält gewaltige Wäſche.</hi> </l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>König Niels ſchlug mit der Fauſt auf den Tiſch,</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Im Marmor blieb die Spur:</hi> </l><lb/> <l>„Wann endlich zappelt Knut, der Fiſch,</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">An deiner Angelſchnur.</hi> </l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>König Magnus, ich ſehe Walhalla geſchmückt,</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Es rauſchen die Rabenflügel.</hi> </l><lb/> <l>Wenn ich geſtorben, dann ſtehſt du gebückt</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">An Knuts, deines Lehnsherrn, Bügel.</hi> </l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Nicht länger hälſt du ſein Recht in Bann,</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Er iſt dann König der Dänen,</hi> </l><lb/> <l>Und ſchaut dich kaum vom Sattel an,</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Du kämmſt ſeines Hengſtes Mähnen.“</hi> </l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>König Magnus ſchoß einen Blick ſo wild,</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Einen Blick voll Haß und Tücke.</hi> </l><lb/> <l>Von den Wänden ſtürzen Helm und Schild</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Und ſtürzen in tauſend Stücke.</hi> </l> </lg> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>In Schleswig hält ſeinen Hof Herzog Knut,</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Ein Schrecken der Heiden und Slaven.</hi> </l><lb/> <l>Sein Gelbhaar quillt aus dem Eiſenhut,</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Sich ſelbſt befreiende Sclaven.</hi> </l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Den Frieden gab er, daß Jeder ſchlief</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Den Engeln gleich über den Wolken.</hi> </l><lb/> <l>Der Ärmſte ſelbſt hatte Siegel und Brief,</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Und hat ſeine Kuh gemolken.</hi> </l> </lg><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [32/0040]
Ein Blümchen fällt aus dem Blitzeſtrauß
In den Kronaſt der alten Eſche,
Der Regen gießt in Tonnen aus
Und hält gewaltige Wäſche.
König Niels ſchlug mit der Fauſt auf den Tiſch,
Im Marmor blieb die Spur:
„Wann endlich zappelt Knut, der Fiſch,
An deiner Angelſchnur.
König Magnus, ich ſehe Walhalla geſchmückt,
Es rauſchen die Rabenflügel.
Wenn ich geſtorben, dann ſtehſt du gebückt
An Knuts, deines Lehnsherrn, Bügel.
Nicht länger hälſt du ſein Recht in Bann,
Er iſt dann König der Dänen,
Und ſchaut dich kaum vom Sattel an,
Du kämmſt ſeines Hengſtes Mähnen.“
König Magnus ſchoß einen Blick ſo wild,
Einen Blick voll Haß und Tücke.
Von den Wänden ſtürzen Helm und Schild
Und ſtürzen in tauſend Stücke.
In Schleswig hält ſeinen Hof Herzog Knut,
Ein Schrecken der Heiden und Slaven.
Sein Gelbhaar quillt aus dem Eiſenhut,
Sich ſelbſt befreiende Sclaven.
Den Frieden gab er, daß Jeder ſchlief
Den Engeln gleich über den Wolken.
Der Ärmſte ſelbſt hatte Siegel und Brief,
Und hat ſeine Kuh gemolken.
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Zitationshilfe: | Liliencron, Detlev von: Adjutantenritte und andere Gedichte. Leipzig, [1883], S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liliencron_adjutantenritte_1883/40>, abgerufen am 16.07.2024. |