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Lilienthal, Otto: Der Vogelflug als Grundlage der Fliegekunst. Ein Beitrag zur Systematik der Flugtechnik. Berlin, 1889.

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Zur Kontrolle dieser Versuche unternahmen wir im Herbst
1888 mit den Flächen von der Form der Fig. 38 nochmals
Messungen des Winddruckes und zwar auf der ebenfalls ganz
freien Ebene zwischen Teltow, Zehlendorf und Lichterfelde,
unweit der Kadettenanstalt.

Die Resultate der beiden Versuchsperioden stimmten trotz
der Ungleichheit in der Grösse und Verschiedenheit in der
Konstruktion der angewendeten Apparate gut überein.

Das Verhältnis der Luftwiderstände für die einzelnen Nei-
gungen der Fläche gegen den Horizont ist auf Tafel V Fig. 1
analog wie früher angegeben und zwar für die günstigste
Wölbung von 1/12 der Flügelbreite.

Fig. 2 auf Tafel V giebt wieder die Abweichungen der
Luftwiderstandsrichtungen zur Normalen der Fläche an.

Da derselbe Massstab wie früher gewählt wurde, so lässt
sich mit den früheren Diagrammen ein Vergleich anstellen.
Ausserdem ist das Diagramm von Tafel IV punktiert einge-
zeichnet, woraus man sieht, wie stark diese Messung im Winde
von der Messung an Flächen, welche in Windstille rotieren,
abweicht.

Der grösste Unterschied findet sich bei den kleineren
Winkeln und namentlich beim Winkel Null. Wie man sieht,
wird eine horizontal ausgebreitete gewölbte Fläche durch den
Wind gehoben und nicht zurückgedrückt. Auf diesen Fall,
der ohne weiteres eine Erklärung für das Segeln der Vögel
abgiebt, wird später näher eingegangen werden.

Zunächst kommt es auf eine Erklärung an, inwiefern ein
so grosser Unterschied im Luftwiderstand entstehen kann,
wenn man einmal eine Fläche mit gewisser Geschwindigkeit
rotieren lässt, das andere Mal dieselbe Fläche unter gleichem
Winkel einem Wind von derselben Geschwindigkeit entgegenhält.

Es sollen nun in folgendem einige Experimente Erwäh-
nung finden, welche hierüber den nötigen Aufschluss geben
werden.


Zur Kontrolle dieser Versuche unternahmen wir im Herbst
1888 mit den Flächen von der Form der Fig. 38 nochmals
Messungen des Winddruckes und zwar auf der ebenfalls ganz
freien Ebene zwischen Teltow, Zehlendorf und Lichterfelde,
unweit der Kadettenanstalt.

Die Resultate der beiden Versuchsperioden stimmten trotz
der Ungleichheit in der Gröſse und Verschiedenheit in der
Konstruktion der angewendeten Apparate gut überein.

Das Verhältnis der Luftwiderstände für die einzelnen Nei-
gungen der Fläche gegen den Horizont ist auf Tafel V Fig. 1
analog wie früher angegeben und zwar für die günstigste
Wölbung von 1/12 der Flügelbreite.

Fig. 2 auf Tafel V giebt wieder die Abweichungen der
Luftwiderstandsrichtungen zur Normalen der Fläche an.

Da derselbe Maſsstab wie früher gewählt wurde, so läſst
sich mit den früheren Diagrammen ein Vergleich anstellen.
Auſserdem ist das Diagramm von Tafel IV punktiert einge-
zeichnet, woraus man sieht, wie stark diese Messung im Winde
von der Messung an Flächen, welche in Windstille rotieren,
abweicht.

Der gröſste Unterschied findet sich bei den kleineren
Winkeln und namentlich beim Winkel Null. Wie man sieht,
wird eine horizontal ausgebreitete gewölbte Fläche durch den
Wind gehoben und nicht zurückgedrückt. Auf diesen Fall,
der ohne weiteres eine Erklärung für das Segeln der Vögel
abgiebt, wird später näher eingegangen werden.

Zunächst kommt es auf eine Erklärung an, inwiefern ein
so groſser Unterschied im Luftwiderstand entstehen kann,
wenn man einmal eine Fläche mit gewisser Geschwindigkeit
rotieren läſst, das andere Mal dieselbe Fläche unter gleichem
Winkel einem Wind von derselben Geschwindigkeit entgegenhält.

Es sollen nun in folgendem einige Experimente Erwäh-
nung finden, welche hierüber den nötigen Aufschluſs geben
werden.


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[111/0127] Zur Kontrolle dieser Versuche unternahmen wir im Herbst 1888 mit den Flächen von der Form der Fig. 38 nochmals Messungen des Winddruckes und zwar auf der ebenfalls ganz freien Ebene zwischen Teltow, Zehlendorf und Lichterfelde, unweit der Kadettenanstalt. Die Resultate der beiden Versuchsperioden stimmten trotz der Ungleichheit in der Gröſse und Verschiedenheit in der Konstruktion der angewendeten Apparate gut überein. Das Verhältnis der Luftwiderstände für die einzelnen Nei- gungen der Fläche gegen den Horizont ist auf Tafel V Fig. 1 analog wie früher angegeben und zwar für die günstigste Wölbung von 1/12 der Flügelbreite. Fig. 2 auf Tafel V giebt wieder die Abweichungen der Luftwiderstandsrichtungen zur Normalen der Fläche an. Da derselbe Maſsstab wie früher gewählt wurde, so läſst sich mit den früheren Diagrammen ein Vergleich anstellen. Auſserdem ist das Diagramm von Tafel IV punktiert einge- zeichnet, woraus man sieht, wie stark diese Messung im Winde von der Messung an Flächen, welche in Windstille rotieren, abweicht. Der gröſste Unterschied findet sich bei den kleineren Winkeln und namentlich beim Winkel Null. Wie man sieht, wird eine horizontal ausgebreitete gewölbte Fläche durch den Wind gehoben und nicht zurückgedrückt. Auf diesen Fall, der ohne weiteres eine Erklärung für das Segeln der Vögel abgiebt, wird später näher eingegangen werden. Zunächst kommt es auf eine Erklärung an, inwiefern ein so groſser Unterschied im Luftwiderstand entstehen kann, wenn man einmal eine Fläche mit gewisser Geschwindigkeit rotieren läſst, das andere Mal dieselbe Fläche unter gleichem Winkel einem Wind von derselben Geschwindigkeit entgegenhält. Es sollen nun in folgendem einige Experimente Erwäh- nung finden, welche hierüber den nötigen Aufschluſs geben werden.

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Zitationshilfe: Lilienthal, Otto: Der Vogelflug als Grundlage der Fliegekunst. Ein Beitrag zur Systematik der Flugtechnik. Berlin, 1889, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lilienthal_vogelflug_1889/127>, abgerufen am 23.11.2024.