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Lilienthal, Otto: Der Vogelflug als Grundlage der Fliegekunst. Ein Beitrag zur Systematik der Flugtechnik. Berlin, 1889.

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Teil ihres Effektes der Wölbung ihrer Flächen, welche sie
entweder von selbst annehmen oder die ihnen künstlich ge-
geben wird.

Nachdem wir gesehen haben, welche gewaltigen Unter-
schiede sich einstellen, wenn eine vom Winde schräg unter

[Abbildung]
[Abbildung] Fig. 55.
spitzem Winkel getroffene Fläche nur wenig aus der Ebene
sich durchwölbt, so ist es erklärlich, dass man nur schwache
Annäherungen an die Wirklichkeit erhalten kann, wenn man
die Segelleistung der Schiffe unter Annahme ebener Segel
berechnet, und dass man sich nicht wundern darf, wenn der
Segeleffekt derartige Berechnungen weit übertrifft.

Auch das immerwährende Flattern der Fahnen an verti-
kaler Stange im starken Winde ist auf die genannten Eigen-
schaften gewölbter Flächen zurückzuführen.

Die steife Wetterfahne aus Blech stellt sich ruhig in die
Windrichtung. Nicht so die Fahne aus Stoff. Während Fig. 56
die Oberansicht der Wetterfahne angiebt, flattert die Stoff-
fahne in grossen Wellenwindungen hin und her. Die Erklä-
rung ist folgendermassen zu denken: Bei der Fahne aus Stoff
bildet sich ein labiles Verhältnis, denn die geringste ent-
stehende Wölbung nach einer Seite verstärkt den Winddruck

Teil ihres Effektes der Wölbung ihrer Flächen, welche sie
entweder von selbst annehmen oder die ihnen künstlich ge-
geben wird.

Nachdem wir gesehen haben, welche gewaltigen Unter-
schiede sich einstellen, wenn eine vom Winde schräg unter

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[Abbildung] Fig. 55.
spitzem Winkel getroffene Fläche nur wenig aus der Ebene
sich durchwölbt, so ist es erklärlich, daſs man nur schwache
Annäherungen an die Wirklichkeit erhalten kann, wenn man
die Segelleistung der Schiffe unter Annahme ebener Segel
berechnet, und daſs man sich nicht wundern darf, wenn der
Segeleffekt derartige Berechnungen weit übertrifft.

Auch das immerwährende Flattern der Fahnen an verti-
kaler Stange im starken Winde ist auf die genannten Eigen-
schaften gewölbter Flächen zurückzuführen.

Die steife Wetterfahne aus Blech stellt sich ruhig in die
Windrichtung. Nicht so die Fahne aus Stoff. Während Fig. 56
die Oberansicht der Wetterfahne angiebt, flattert die Stoff-
fahne in groſsen Wellenwindungen hin und her. Die Erklä-
rung ist folgendermaſsen zu denken: Bei der Fahne aus Stoff
bildet sich ein labiles Verhältnis, denn die geringste ent-
stehende Wölbung nach einer Seite verstärkt den Winddruck

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[128/0144] Teil ihres Effektes der Wölbung ihrer Flächen, welche sie entweder von selbst annehmen oder die ihnen künstlich ge- geben wird. Nachdem wir gesehen haben, welche gewaltigen Unter- schiede sich einstellen, wenn eine vom Winde schräg unter [Abbildung] [Abbildung Fig. 55.] spitzem Winkel getroffene Fläche nur wenig aus der Ebene sich durchwölbt, so ist es erklärlich, daſs man nur schwache Annäherungen an die Wirklichkeit erhalten kann, wenn man die Segelleistung der Schiffe unter Annahme ebener Segel berechnet, und daſs man sich nicht wundern darf, wenn der Segeleffekt derartige Berechnungen weit übertrifft. Auch das immerwährende Flattern der Fahnen an verti- kaler Stange im starken Winde ist auf die genannten Eigen- schaften gewölbter Flächen zurückzuführen. Die steife Wetterfahne aus Blech stellt sich ruhig in die Windrichtung. Nicht so die Fahne aus Stoff. Während Fig. 56 die Oberansicht der Wetterfahne angiebt, flattert die Stoff- fahne in groſsen Wellenwindungen hin und her. Die Erklä- rung ist folgendermaſsen zu denken: Bei der Fahne aus Stoff bildet sich ein labiles Verhältnis, denn die geringste ent- stehende Wölbung nach einer Seite verstärkt den Winddruck

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Zitationshilfe: Lilienthal, Otto: Der Vogelflug als Grundlage der Fliegekunst. Ein Beitrag zur Systematik der Flugtechnik. Berlin, 1889, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lilienthal_vogelflug_1889/144>, abgerufen am 23.11.2024.