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Lilienthal, Otto: Der Vogelflug als Grundlage der Fliegekunst. Ein Beitrag zur Systematik der Flugtechnik. Berlin, 1889.

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falt auf die Bestimmung der Widerstände bei den kleineren
Winkeln verwendet ist, indem in der Nähe von Null Grad in
Abständen von 11/2° die Messungen vorgenommen wurden.

Um den Flug auf der Stelle bei windstiller Luft handelt
es sich hier nicht, derselbe ist bereits im Abschnitt 18 durch
Beispiele erläutert. Derselbe kann auch von dem hier als
Beispiel dienenden Storch nicht ausgeführt werden, ebenso-
wenig wie derselbe jemals vom Menschen in Anwendung ge-
bracht werden wird.

Was wir hier zu untersuchen haben, ist die Luftwider-
standswirkung beim Segelflug und die Kraftanstrengung beim
Ruderflug. Für diese beiden Arten des Fliegens kommen aber
nur kleinere Winkel der Flächenneigung gegen die Bewegungs-
richtung der Flügel zur Anwendung.

Als Beispiel ist der Storch gewählt, weil kein anderer
ebenso grosser Vogel und ebenso gewandter Flieger eine gleich
gute Beobachtung gestattet.

Der Flügel Fig. 1 auf Tafel VIII ist einem unserer zu
Versuchszwecken gehaltenen Störche entnommen und zwar
einem weissen Storch, während als Muster für die Mitte der
Figur 35 auf Seite 89 ein schwarzer Storch diente. Bei letz-
terem zählt man 8 eigentliche Schwungfedern an jedem Flügel,
der weisse Storch hingegen, der uns jetzt beschäftigen wird,
hat deren nur 6.

Die Flügelkontur ist hergestellt durch Ausbreiten und
Nachzeichnen des lebenden Storchflügels, und auf Tafel VIII
auf 1/6 Massstab verkleinert.

Der zu dieser Abmessung verwendete Storch wog 4 kg;
seine beiden Flügel hatten zusammen eine Fläche von 0,5 qm.

Es fragt sich nun zunächst, bei welchem Wind dieser
Storch ohne Flügelschlag segeln kann.

Nach Tafel V erfährt eine passend gewölbte Flügelfläche
horizontal ausgebreitet einen normal nach oben gerichteten
Luftdruck, welcher nach Tafel VII gleich 0,55 von demjenigen
Druck ist, den eine normal getroffene ebene Fläche von gleicher

falt auf die Bestimmung der Widerstände bei den kleineren
Winkeln verwendet ist, indem in der Nähe von Null Grad in
Abständen von 1½° die Messungen vorgenommen wurden.

Um den Flug auf der Stelle bei windstiller Luft handelt
es sich hier nicht, derselbe ist bereits im Abschnitt 18 durch
Beispiele erläutert. Derselbe kann auch von dem hier als
Beispiel dienenden Storch nicht ausgeführt werden, ebenso-
wenig wie derselbe jemals vom Menschen in Anwendung ge-
bracht werden wird.

Was wir hier zu untersuchen haben, ist die Luftwider-
standswirkung beim Segelflug und die Kraftanstrengung beim
Ruderflug. Für diese beiden Arten des Fliegens kommen aber
nur kleinere Winkel der Flächenneigung gegen die Bewegungs-
richtung der Flügel zur Anwendung.

Als Beispiel ist der Storch gewählt, weil kein anderer
ebenso groſser Vogel und ebenso gewandter Flieger eine gleich
gute Beobachtung gestattet.

Der Flügel Fig. 1 auf Tafel VIII ist einem unserer zu
Versuchszwecken gehaltenen Störche entnommen und zwar
einem weiſsen Storch, während als Muster für die Mitte der
Figur 35 auf Seite 89 ein schwarzer Storch diente. Bei letz-
terem zählt man 8 eigentliche Schwungfedern an jedem Flügel,
der weiſse Storch hingegen, der uns jetzt beschäftigen wird,
hat deren nur 6.

Die Flügelkontur ist hergestellt durch Ausbreiten und
Nachzeichnen des lebenden Storchflügels, und auf Tafel VIII
auf ⅙ Maſsstab verkleinert.

Der zu dieser Abmessung verwendete Storch wog 4 kg;
seine beiden Flügel hatten zusammen eine Fläche von 0,5 qm.

Es fragt sich nun zunächst, bei welchem Wind dieser
Storch ohne Flügelschlag segeln kann.

Nach Tafel V erfährt eine passend gewölbte Flügelfläche
horizontal ausgebreitet einen normal nach oben gerichteten
Luftdruck, welcher nach Tafel VII gleich 0,55 von demjenigen
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[159/0175] falt auf die Bestimmung der Widerstände bei den kleineren Winkeln verwendet ist, indem in der Nähe von Null Grad in Abständen von 1½° die Messungen vorgenommen wurden. Um den Flug auf der Stelle bei windstiller Luft handelt es sich hier nicht, derselbe ist bereits im Abschnitt 18 durch Beispiele erläutert. Derselbe kann auch von dem hier als Beispiel dienenden Storch nicht ausgeführt werden, ebenso- wenig wie derselbe jemals vom Menschen in Anwendung ge- bracht werden wird. Was wir hier zu untersuchen haben, ist die Luftwider- standswirkung beim Segelflug und die Kraftanstrengung beim Ruderflug. Für diese beiden Arten des Fliegens kommen aber nur kleinere Winkel der Flächenneigung gegen die Bewegungs- richtung der Flügel zur Anwendung. Als Beispiel ist der Storch gewählt, weil kein anderer ebenso groſser Vogel und ebenso gewandter Flieger eine gleich gute Beobachtung gestattet. Der Flügel Fig. 1 auf Tafel VIII ist einem unserer zu Versuchszwecken gehaltenen Störche entnommen und zwar einem weiſsen Storch, während als Muster für die Mitte der Figur 35 auf Seite 89 ein schwarzer Storch diente. Bei letz- terem zählt man 8 eigentliche Schwungfedern an jedem Flügel, der weiſse Storch hingegen, der uns jetzt beschäftigen wird, hat deren nur 6. Die Flügelkontur ist hergestellt durch Ausbreiten und Nachzeichnen des lebenden Storchflügels, und auf Tafel VIII auf ⅙ Maſsstab verkleinert. Der zu dieser Abmessung verwendete Storch wog 4 kg; seine beiden Flügel hatten zusammen eine Fläche von 0,5 qm. Es fragt sich nun zunächst, bei welchem Wind dieser Storch ohne Flügelschlag segeln kann. Nach Tafel V erfährt eine passend gewölbte Flügelfläche horizontal ausgebreitet einen normal nach oben gerichteten Luftdruck, welcher nach Tafel VII gleich 0,55 von demjenigen Druck ist, den eine normal getroffene ebene Fläche von gleicher

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Zitationshilfe: Lilienthal, Otto: Der Vogelflug als Grundlage der Fliegekunst. Ein Beitrag zur Systematik der Flugtechnik. Berlin, 1889, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lilienthal_vogelflug_1889/175>, abgerufen am 25.11.2024.