Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739.

Bild:
<< vorherige Seite

Vorrede.
grünen Holtz, was will am dürren wer-
den?

Jch sage indessen nochmahl, ein jeder mag
sagen, was ihm beliebt: ich werde auch
die widrigsten Urtheile mit Gelassenheit
anhören, weil dasjenige, was dem Hn.
M. Sievers begegnet ist, mich völlig über-
führet, daß dergleichen Urtheile nichts, als
Neid und Einfalt zum Grunde haben.

Unpartheyische urtheilen gantz anders
von den Anmerckungen dieses wackern
Mannes, als derjenige, dessen hämisches
Urtheil man in den hamburgischen Cor-
respondenten gerücket hat. Jch redete noch
neulich mit einem ehrlichen Manne,
der nicht studiret hat, der bekannte mir auf-
richtig, daß er wünsche, daß viele solche
Bücher geschrieben würden: Denn, sprach
er, wann ich des Hn. M. Sievers An-
merckungen lese, so düncke ich mir gantz ge-
lehrt. Dieses Bekänntniß gereichet dem
Hn. M. Sievers zu grossen Ehren.
Denn da der Entzweck eines Scribenten
ist, seine Leser zu unterrichten, so ist es ja
unstreitig, daß derjenige seine Sachen sehr
wohl müsse gemachet haben, dessen Schrif-
ten die Leser gleichsam zwingen, zu beken-
nen, daß sie eine Veränderung in ihrem

Ver-

Vorrede.
gruͤnen Holtz, was will am duͤrren wer-
den?

Jch ſage indeſſen nochmahl, ein jeder mag
ſagen, was ihm beliebt: ich werde auch
die widrigſten Urtheile mit Gelaſſenheit
anhoͤren, weil dasjenige, was dem Hn.
M. Sievers begegnet iſt, mich voͤllig uͤber-
fuͤhret, daß dergleichen Urtheile nichts, als
Neid und Einfalt zum Grunde haben.

Unpartheyiſche urtheilen gantz anders
von den Anmerckungen dieſes wackern
Mannes, als derjenige, deſſen haͤmiſches
Urtheil man in den hamburgiſchen Cor-
reſpondenten geruͤcket hat. Jch redete noch
neulich mit einem ehrlichen Manne,
der nicht ſtudiret hat, der bekannte mir auf-
richtig, daß er wuͤnſche, daß viele ſolche
Buͤcher geſchrieben wuͤrden: Denn, ſprach
er, wann ich des Hn. M. Sievers An-
merckungen leſe, ſo duͤncke ich mir gantz ge-
lehrt. Dieſes Bekaͤnntniß gereichet dem
Hn. M. Sievers zu groſſen Ehren.
Denn da der Entzweck eines Scribenten
iſt, ſeine Leſer zu unterrichten, ſo iſt es ja
unſtreitig, daß derjenige ſeine Sachen ſehr
wohl muͤſſe gemachet haben, deſſen Schrif-
ten die Leſer gleichſam zwingen, zu beken-
nen, daß ſie eine Veraͤnderung in ihrem

Ver-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0101" n="11"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vorrede.</hi></fw><lb/>
gru&#x0364;nen Holtz, was will am du&#x0364;rren wer-<lb/>
den?</p><lb/>
          <p>Jch &#x017F;age inde&#x017F;&#x017F;en nochmahl, ein jeder mag<lb/>
&#x017F;agen, was ihm beliebt: ich werde auch<lb/>
die widrig&#x017F;ten Urtheile mit Gela&#x017F;&#x017F;enheit<lb/>
anho&#x0364;ren, weil dasjenige, was dem Hn.<lb/>
M. Sievers begegnet i&#x017F;t, mich vo&#x0364;llig u&#x0364;ber-<lb/>
fu&#x0364;hret, daß dergleichen Urtheile nichts, als<lb/>
Neid und Einfalt zum Grunde haben.</p><lb/>
          <p>Unpartheyi&#x017F;che urtheilen gantz anders<lb/>
von den Anmerckungen die&#x017F;es wackern<lb/>
Mannes, als derjenige, de&#x017F;&#x017F;en ha&#x0364;mi&#x017F;ches<lb/>
Urtheil man in den hamburgi&#x017F;chen Cor-<lb/>
re&#x017F;pondenten geru&#x0364;cket hat. Jch redete noch<lb/>
neulich mit einem ehrlichen Manne,<lb/>
der nicht &#x017F;tudiret hat, der bekannte mir auf-<lb/>
richtig, daß er wu&#x0364;n&#x017F;che, daß viele &#x017F;olche<lb/>
Bu&#x0364;cher ge&#x017F;chrieben wu&#x0364;rden: Denn, &#x017F;prach<lb/>
er, wann ich des Hn. M. Sievers An-<lb/>
merckungen le&#x017F;e, &#x017F;o du&#x0364;ncke ich mir gantz ge-<lb/>
lehrt. Die&#x017F;es Beka&#x0364;nntniß gereichet dem<lb/>
Hn. M. Sievers zu gro&#x017F;&#x017F;en Ehren.<lb/>
Denn da der Entzweck eines Scribenten<lb/>
i&#x017F;t, &#x017F;eine Le&#x017F;er zu unterrichten, &#x017F;o i&#x017F;t es ja<lb/>
un&#x017F;treitig, daß derjenige &#x017F;eine Sachen &#x017F;ehr<lb/>
wohl mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e gemachet haben, de&#x017F;&#x017F;en Schrif-<lb/>
ten die Le&#x017F;er gleich&#x017F;am zwingen, zu beken-<lb/>
nen, daß &#x017F;ie eine Vera&#x0364;nderung in ihrem<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Ver-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[11/0101] Vorrede. gruͤnen Holtz, was will am duͤrren wer- den? Jch ſage indeſſen nochmahl, ein jeder mag ſagen, was ihm beliebt: ich werde auch die widrigſten Urtheile mit Gelaſſenheit anhoͤren, weil dasjenige, was dem Hn. M. Sievers begegnet iſt, mich voͤllig uͤber- fuͤhret, daß dergleichen Urtheile nichts, als Neid und Einfalt zum Grunde haben. Unpartheyiſche urtheilen gantz anders von den Anmerckungen dieſes wackern Mannes, als derjenige, deſſen haͤmiſches Urtheil man in den hamburgiſchen Cor- reſpondenten geruͤcket hat. Jch redete noch neulich mit einem ehrlichen Manne, der nicht ſtudiret hat, der bekannte mir auf- richtig, daß er wuͤnſche, daß viele ſolche Buͤcher geſchrieben wuͤrden: Denn, ſprach er, wann ich des Hn. M. Sievers An- merckungen leſe, ſo duͤncke ich mir gantz ge- lehrt. Dieſes Bekaͤnntniß gereichet dem Hn. M. Sievers zu groſſen Ehren. Denn da der Entzweck eines Scribenten iſt, ſeine Leſer zu unterrichten, ſo iſt es ja unſtreitig, daß derjenige ſeine Sachen ſehr wohl muͤſſe gemachet haben, deſſen Schrif- ten die Leſer gleichſam zwingen, zu beken- nen, daß ſie eine Veraͤnderung in ihrem Ver-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Verlagsangabe wurde ermittelt (vgl. http://op… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/101
Zitationshilfe: [Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/101>, abgerufen am 11.12.2024.