Jch sehe vorher, daß meine Anmer- ckungen über die Historie von der Zerstörung der Stadt Jerusalem bey dem geneigten Leser eine Begierde erwecken werden, zu wissen, ob ich sonst nichts ge- schrieben. Nun würde ich freylich nicht ermangelt haben, demselben, nach Art al- ler rechtschaffenen Gelehrten, um meinem Buche die rechte Figur eines Buchs nach der Mode zu geben, mit einem Verzeichniß meiner Schrifften so schuldig, als willig aufzuwarten: Allein der geneigte Leser wird mich entschuldiget halten, daß ich vor dieses mahl einem so löblichen Gebrauch nicht nachlebe: Denn ich kan auf meine Ehre versichern, daß diese Anmerckungen die erste Kraft meines Verstandes sind, und ich sonsten noch nichts geschrieben habe: Weil man mir in meiner Jugend weiß ge- macht hat, ein junger Mensch müsse erst et- was lernen, ehe er die Feder ansetzte, und
sich,
(o)
Entſchuldigung an den Geneigten Leſer.
Jch ſehe vorher, daß meine Anmer- ckungen uͤber die Hiſtorie von der Zerſtoͤrung der Stadt Jeruſalem bey dem geneigten Leſer eine Begierde erwecken werden, zu wiſſen, ob ich ſonſt nichts ge- ſchrieben. Nun wuͤrde ich freylich nicht ermangelt haben, demſelben, nach Art al- ler rechtſchaffenen Gelehrten, um meinem Buche die rechte Figur eines Buchs nach der Mode zu geben, mit einem Verzeichniß meiner Schrifften ſo ſchuldig, als willig aufzuwarten: Allein der geneigte Leſer wird mich entſchuldiget halten, daß ich vor dieſes mahl einem ſo loͤblichen Gebrauch nicht nachlebe: Denn ich kan auf meine Ehre verſichern, daß dieſe Anmerckungen die erſte Kraft meines Verſtandes ſind, und ich ſonſten noch nichts geſchrieben habe: Weil man mir in meiner Jugend weiß ge- macht hat, ein junger Menſch muͤſſe erſt et- was lernen, ehe er die Feder anſetzte, und
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(o)
Entſchuldigung
an den
Geneigten Leſer.
Jch ſehe vorher, daß meine Anmer-
ckungen uͤber die Hiſtorie von der
Zerſtoͤrung der Stadt Jeruſalem bey
dem geneigten Leſer eine Begierde erwecken
werden, zu wiſſen, ob ich ſonſt nichts ge-
ſchrieben. Nun wuͤrde ich freylich nicht
ermangelt haben, demſelben, nach Art al-
ler rechtſchaffenen Gelehrten, um meinem
Buche die rechte Figur eines Buchs nach
der Mode zu geben, mit einem Verzeichniß
meiner Schrifften ſo ſchuldig, als willig
aufzuwarten: Allein der geneigte Leſer
wird mich entſchuldiget halten, daß ich vor
dieſes mahl einem ſo loͤblichen Gebrauch
nicht nachlebe: Denn ich kan auf meine
Ehre verſichern, daß dieſe Anmerckungen
die erſte Kraft meines Verſtandes ſind, und
ich ſonſten noch nichts geſchrieben habe:
Weil man mir in meiner Jugend weiß ge-
macht hat, ein junger Menſch muͤſſe erſt et-
was lernen, ehe er die Feder anſetzte, und
ſich,
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/130>, abgerufen am 28.11.2024.
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