unsere Kinder groß zu sehen, und an ihnen, in unserm Alter unsere Freude zu haben. Die Freude, die wir an den Kindern unsers Verstandes erleben, ist gewiß nicht geringer, alsdas Vergnügen, welches uns un- sere leibliche Kinder geben; und folglich handelt der- jenige, der das Bücherschreiben bis ins Alter sparet, eben so thörigt, als ein Greiß, der erst heyrathet, wann er schon einen Fuß im Grabe hat. Wer dieses recht bedencket, der wird mit mir den Schluß machen, daß man schreiben müsse, wann man noch jung ist, ut nos metipsi, wie Cicero sagt, vivigloria nostra perfrua- mur. Die Zeit, wann man anfangen müsse, ist zwar so eigentlich nicht zu benennen, doch deucht mich, daß man einem Scribenten, der 3 mahl 7 Jahr alt ist, nicht vorwerfen könne, er habe zu jung angefangen; und hoffe, ein jeder, der weiß, was vor Geheimnisse in den Zahlen stecken, werde mir Beyfall geben. Jch behalte mir vor, dieses alles in einem eigenen Wercke, zum Trost aller jungen Scribenten, weitläuftiger auszuführen, und versichere zum Beschluß den ge- neigten Leser, daß ich hinfort kein Papier und Dinte sparen, sondern durch Herausgebung der herrlichsten Wercke ihn zu vergnügen, und mich in der Welt be- kannt zu machen nicht ermangeln werde. Die Wer- cke aber, welche ich theils unter Händen, theils zum Druck fertig liegen habe, sind folgende:
1. Kurtze und gründliche Anleitung, wie ein junger Mensch ohne allen Verstand und Wissenschafft gelehrt und berühmt werden könne. 83/4 Bogen. 8.
2. Thraso, oder von dem anmuthigen Geruch des Selbst-Lobes 2. Bogen. 8.
3. Tiresias, oder Untersuchung der Frage: Ob der
Vater
(o)
unſere Kinder groß zu ſehen, und an ihnen, in unſerm Alter unſere Freude zu haben. Die Freude, die wir an den Kindern unſers Verſtandes erleben, iſt gewiß nicht geringer, alsdas Vergnuͤgen, welches uns un- ſere leibliche Kinder geben; und folglich handelt der- jenige, der das Buͤcherſchreiben bis ins Alter ſparet, eben ſo thoͤrigt, als ein Greiß, der erſt heyrathet, wann er ſchon einen Fuß im Grabe hat. Wer dieſes recht bedencket, der wird mit mir den Schluß machen, daß man ſchreiben muͤſſe, wann man noch jung iſt, ut nos metipſi, wie Cicero ſagt, vivigloria noſtra perfrua- mur. Die Zeit, wann man anfangen muͤſſe, iſt zwar ſo eigentlich nicht zu benennen, doch deucht mich, daß man einem Scribenten, der 3 mahl 7 Jahr alt iſt, nicht vorwerfen koͤnne, er habe zu jung angefangen; und hoffe, ein jeder, der weiß, was vor Geheimniſſe in den Zahlen ſtecken, werde mir Beyfall geben. Jch behalte mir vor, dieſes alles in einem eigenen Wercke, zum Troſt aller jungen Scribenten, weitlaͤuftiger auszufuͤhren, und verſichere zum Beſchluß den ge- neigten Leſer, daß ich hinfort kein Papier und Dinte ſparen, ſondern durch Herausgebung der herrlichſten Wercke ihn zu vergnuͤgen, und mich in der Welt be- kannt zu machen nicht ermangeln werde. Die Wer- cke aber, welche ich theils unter Haͤnden, theils zum Druck fertig liegen habe, ſind folgende:
1. Kurtze und gruͤndliche Anleitung, wie ein junger Menſch ohne allen Verſtand und Wiſſenſchafft gelehrt und beruͤhmt werden koͤnne. 8¾ Bogen. 8.
2. Thraſo, oder von dem anmuthigen Geruch des Selbſt-Lobes 2. Bogen. 8.
3. Tireſias, oder Unterſuchung der Frage: Ob der
Vater
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(o)
unſere Kinder groß zu ſehen, und an ihnen, in unſerm
Alter unſere Freude zu haben. Die Freude, die wir
an den Kindern unſers Verſtandes erleben, iſt gewiß
nicht geringer, alsdas Vergnuͤgen, welches uns un-
ſere leibliche Kinder geben; und folglich handelt der-
jenige, der das Buͤcherſchreiben bis ins Alter ſparet,
eben ſo thoͤrigt, als ein Greiß, der erſt heyrathet, wann
er ſchon einen Fuß im Grabe hat. Wer dieſes recht
bedencket, der wird mit mir den Schluß machen, daß
man ſchreiben muͤſſe, wann man noch jung iſt, ut nos
metipſi, wie Cicero ſagt, vivigloria noſtra perfrua-
mur. Die Zeit, wann man anfangen muͤſſe, iſt zwar
ſo eigentlich nicht zu benennen, doch deucht mich, daß
man einem Scribenten, der 3 mahl 7 Jahr alt iſt,
nicht vorwerfen koͤnne, er habe zu jung angefangen;
und hoffe, ein jeder, der weiß, was vor Geheimniſſe
in den Zahlen ſtecken, werde mir Beyfall geben. Jch
behalte mir vor, dieſes alles in einem eigenen Wercke,
zum Troſt aller jungen Scribenten, weitlaͤuftiger
auszufuͤhren, und verſichere zum Beſchluß den ge-
neigten Leſer, daß ich hinfort kein Papier und Dinte
ſparen, ſondern durch Herausgebung der herrlichſten
Wercke ihn zu vergnuͤgen, und mich in der Welt be-
kannt zu machen nicht ermangeln werde. Die Wer-
cke aber, welche ich theils unter Haͤnden, theils zum
Druck fertig liegen habe, ſind folgende:
1. Kurtze und gruͤndliche Anleitung, wie ein junger
Menſch ohne allen Verſtand und Wiſſenſchafft
gelehrt und beruͤhmt werden koͤnne. 8¾ Bogen. 8.
2. Thraſo, oder von dem anmuthigen Geruch des
Selbſt-Lobes 2. Bogen. 8.
3. Tireſias, oder Unterſuchung der Frage: Ob der
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/133>, abgerufen am 28.11.2024.
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