schen Reden zu melden, daß sie nach denen Regeln einer natürlichen, männlichen, und heroischen Beredsamkeit ausgearbeitet sind.
Dieses Zeugniß, welches der Hr. Prof. Philippi sich selbst giebt, ist so glaubwürdig, daß derjenige sehr un- verschämt seyn müste, der sich gelüsten lassen wolte, an der Geschicklichkeit des Herrn Prof. Philippi zu zweifeln. Es giebt uns diejenige gute Meynung von dem Herrn Prof., welche nöthig ist, die verborgene Schönheiten seiner Reden einzusehen, und nach die- ser Einsicht von der Vortreflichkeit des Verfassers zu urtheilen: Und man muß bekennen, der Herr Prof. Philippi hat durch dasselbe die Pflicht, mit welcher Er sich und seinem Nächsten verwandt ist, vollenkom- men erfüllet, indem Er dadurch die vortheilhaften Ge- dancken, die Er von seiner eigenen Arbeit hat, aufs bescheidenste an den Tag leget, und andern die Ge- legenheit benimmt, sich, durch Entziehung des ihm gebührenden Lobes, an ihn zu versündigen.
Jch weiß wohl, es hat ein alter Wahn das mensch- liche Geschlecht so sehr bethöret, daß die meisten es als eine Unanständigkeit ansehen, wenn einer sich selbst lobet; und es gibt würcklich so eigensinnige, neidi- sche Gemüther, die sich an dem Titelblatte der sechs deutschen Reden des Herrn Philippi ärgern, und es diesem grossen Mann zur Sünde deuten, daß Er sei- nen Leser zum voraus einen guten Begrif von seiner Arbeit zu geben suchet. Aber gleich wie Leute von die- ser Art gemeiniglich erhabenen und tugendhaften Ge- müthern, als der Herr Prof. Philippi ist, zu solchen Vorwürfen dienen, daran sie derselben ihre Schwach-
heiten
(o)
ſchen Reden zu melden, daß ſie nach denen Regeln einer natuͤrlichen, maͤnnlichen, und heroiſchen Beredſamkeit ausgearbeitet ſind.
Dieſes Zeugniß, welches der Hr. Prof. Philippi ſich ſelbſt giebt, iſt ſo glaubwuͤrdig, daß derjenige ſehr un- verſchaͤmt ſeyn muͤſte, der ſich geluͤſten laſſen wolte, an der Geſchicklichkeit des Herrn Prof. Philippi zu zweifeln. Es giebt uns diejenige gute Meynung von dem Herrn Prof., welche noͤthig iſt, die verborgene Schoͤnheiten ſeiner Reden einzuſehen, und nach die- ſer Einſicht von der Vortreflichkeit des Verfaſſers zu urtheilen: Und man muß bekennen, der Herr Prof. Philippi hat durch daſſelbe die Pflicht, mit welcher Er ſich und ſeinem Naͤchſten verwandt iſt, vollenkom- men erfuͤllet, indem Er dadurch die vortheilhaften Ge- dancken, die Er von ſeiner eigenen Arbeit hat, aufs beſcheidenſte an den Tag leget, und andern die Ge- legenheit benimmt, ſich, durch Entziehung des ihm gebuͤhrenden Lobes, an ihn zu verſuͤndigen.
Jch weiß wohl, es hat ein alter Wahn das menſch- liche Geſchlecht ſo ſehr bethoͤret, daß die meiſten es als eine Unanſtaͤndigkeit anſehen, wenn einer ſich ſelbſt lobet; und es gibt wuͤrcklich ſo eigenſinnige, neidi- ſche Gemuͤther, die ſich an dem Titelblatte der ſechs deutſchen Reden des Herrn Philippi aͤrgern, und es dieſem groſſen Mann zur Suͤnde deuten, daß Er ſei- nen Leſer zum voraus einen guten Begrif von ſeiner Arbeit zu geben ſuchet. Aber gleich wie Leute von die- ſer Art gemeiniglich erhabenen und tugendhaften Ge- muͤthern, als der Herr Prof. Philippi iſt, zu ſolchen Voꝛwuͤrfen dienen, daran ſie deꝛſelben ihre Schwach-
heiten
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ſchen Reden zu melden, daß ſie nach denen Regeln
einer natuͤrlichen, maͤnnlichen, und heroiſchen
Beredſamkeit ausgearbeitet ſind.
Dieſes Zeugniß, welches der Hr. Prof. Philippi ſich
ſelbſt giebt, iſt ſo glaubwuͤrdig, daß derjenige ſehr un-
verſchaͤmt ſeyn muͤſte, der ſich geluͤſten laſſen wolte,
an der Geſchicklichkeit des Herrn Prof. Philippi zu
zweifeln. Es giebt uns diejenige gute Meynung von
dem Herrn Prof., welche noͤthig iſt, die verborgene
Schoͤnheiten ſeiner Reden einzuſehen, und nach die-
ſer Einſicht von der Vortreflichkeit des Verfaſſers
zu urtheilen: Und man muß bekennen, der Herr Prof.
Philippi hat durch daſſelbe die Pflicht, mit welcher
Er ſich und ſeinem Naͤchſten verwandt iſt, vollenkom-
men erfuͤllet, indem Er dadurch die vortheilhaften Ge-
dancken, die Er von ſeiner eigenen Arbeit hat, aufs
beſcheidenſte an den Tag leget, und andern die Ge-
legenheit benimmt, ſich, durch Entziehung des ihm
gebuͤhrenden Lobes, an ihn zu verſuͤndigen.
Jch weiß wohl, es hat ein alter Wahn das menſch-
liche Geſchlecht ſo ſehr bethoͤret, daß die meiſten es
als eine Unanſtaͤndigkeit anſehen, wenn einer ſich ſelbſt
lobet; und es gibt wuͤrcklich ſo eigenſinnige, neidi-
ſche Gemuͤther, die ſich an dem Titelblatte der ſechs
deutſchen Reden des Herrn Philippi aͤrgern, und es
dieſem groſſen Mann zur Suͤnde deuten, daß Er ſei-
nen Leſer zum voraus einen guten Begrif von ſeiner
Arbeit zu geben ſuchet. Aber gleich wie Leute von die-
ſer Art gemeiniglich erhabenen und tugendhaften Ge-
muͤthern, als der Herr Prof. Philippi iſt, zu ſolchen
Voꝛwuͤrfen dienen, daran ſie deꝛſelben ihre Schwach-
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/240>, abgerufen am 23.11.2024.
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