ste in der Geschwindigkeit tief genug einsehen könn- ten.
Aber da ich Jhnen nun, werthgeschätzte Anwe- sende, noch keine Todten-Farbe ansehe33); So hofe ich, sie werden noch so viel bey sich selbst seyn, daß Sie mit mir das gütige Schicksal bewundern können, welches verursachet, daß der Herr Prof. Philippi in eine Ohnmacht fallen müssen, die seiner Rede eine ungemeine Zierde, und ihm Gelegenheit gegeben hat, seine Geschicklichkeit und grosse Bered- samkeit auf eine ausnehmende Art an den Tag zu le- gen. Man muß, man will, oder will nicht, den Herrn Prof. Philippi als einen gantz ausserordentlichen Menschen ansehen, wenn man erweget, daß die ihm zugestossene Ohnmacht ein Zufall, der alle Kräfte der Seelen und des Leibes in Unordnung, und den- jenigen, dem er begegnet, in die äuserste Bestürtzung setzet, ihn so wenig in seinen Gedancken gestöret, daß Er, so bald Er nur wieder zu recht gebracht ist, nichts anders, als wenn Er sich nur etwan die Nase geschneutzet hätte, in seiner Rede, ohne die geringste Verwirrung, fortfahren können. Jch glaube gewiß, Meine Herren, es werden wenige seyn, die es Jhm nachthun solten. Zwar ich will eben nicht leug- nen, daß man endlich zur Noht, wenn man völlig wieder zu sich selbst gekommen, eine angefangene Rede fortzusetzen im Stande seyn mögte: Aber was der Herr Prof. Philippi gethan hat, das hat etwas mehr zu bedeuten, und übersteiget allen Glauben.
So bald hat ihn nicht der huldreiche Anblick sei-
ner
33)ibid. p. 27.
(o)
ſte in der Geſchwindigkeit tief genug einſehen koͤnn- ten.
Aber da ich Jhnen nun, werthgeſchaͤtzte Anwe- ſende, noch keine Todten-Farbe anſehe33); So hofe ich, ſie werden noch ſo viel bey ſich ſelbſt ſeyn, daß Sie mit mir das guͤtige Schickſal bewundern koͤnnen, welches verurſachet, daß der Herr Prof. Philippi in eine Ohnmacht fallen muͤſſen, die ſeiner Rede eine ungemeine Zierde, und ihm Gelegenheit gegeben hat, ſeine Geſchicklichkeit und groſſe Bered- ſamkeit auf eine ausnehmende Art an den Tag zu le- gen. Man muß, man will, oder will nicht, den Herrn Prof. Philippi als einen gantz auſſerordentlichen Menſchen anſehen, wenn man erweget, daß die ihm zugeſtoſſene Ohnmacht ein Zufall, der alle Kraͤfte der Seelen und des Leibes in Unordnung, und den- jenigen, dem er begegnet, in die aͤuſerſte Beſtuͤrtzung ſetzet, ihn ſo wenig in ſeinen Gedancken geſtoͤret, daß Er, ſo bald Er nur wieder zu recht gebracht iſt, nichts anders, als wenn Er ſich nur etwan die Naſe geſchneutzet haͤtte, in ſeiner Rede, ohne die geringſte Verwirrung, fortfahren koͤnnen. Jch glaube gewiß, Meine Herren, es werden wenige ſeyn, die es Jhm nachthun ſolten. Zwar ich will eben nicht leug- nen, daß man endlich zur Noht, wenn man voͤllig wieder zu ſich ſelbſt gekommen, eine angefangene Rede fortzuſetzen im Stande ſeyn moͤgte: Aber was der Herr Prof. Philippi gethan hat, das hat etwas mehr zu bedeuten, und uͤberſteiget allen Glauben.
So bald hat ihn nicht der huldreiche Anblick ſei-
ner
33)ibid. p. 27.
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(o)
ſte in der Geſchwindigkeit tief genug einſehen koͤnn-
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Aber da ich Jhnen nun, werthgeſchaͤtzte Anwe-
ſende, noch keine Todten-Farbe anſehe 33); So
hofe ich, ſie werden noch ſo viel bey ſich ſelbſt ſeyn,
daß Sie mit mir das guͤtige Schickſal bewundern
koͤnnen, welches verurſachet, daß der Herr Prof.
Philippi in eine Ohnmacht fallen muͤſſen, die ſeiner
Rede eine ungemeine Zierde, und ihm Gelegenheit
gegeben hat, ſeine Geſchicklichkeit und groſſe Bered-
ſamkeit auf eine ausnehmende Art an den Tag zu le-
gen. Man muß, man will, oder will nicht, den Herrn
Prof. Philippi als einen gantz auſſerordentlichen
Menſchen anſehen, wenn man erweget, daß die ihm
zugeſtoſſene Ohnmacht ein Zufall, der alle Kraͤfte
der Seelen und des Leibes in Unordnung, und den-
jenigen, dem er begegnet, in die aͤuſerſte Beſtuͤrtzung
ſetzet, ihn ſo wenig in ſeinen Gedancken geſtoͤret,
daß Er, ſo bald Er nur wieder zu recht gebracht iſt,
nichts anders, als wenn Er ſich nur etwan die Naſe
geſchneutzet haͤtte, in ſeiner Rede, ohne die geringſte
Verwirrung, fortfahren koͤnnen. Jch glaube gewiß,
Meine Herren, es werden wenige ſeyn, die es Jhm
nachthun ſolten. Zwar ich will eben nicht leug-
nen, daß man endlich zur Noht, wenn man voͤllig
wieder zu ſich ſelbſt gekommen, eine angefangene
Rede fortzuſetzen im Stande ſeyn moͤgte: Aber was
der Herr Prof. Philippi gethan hat, das hat etwas
mehr zu bedeuten, und uͤberſteiget allen Glauben.
So bald hat ihn nicht der huldreiche Anblick ſei-
ner
33) ibid. p. 27.
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/264>, abgerufen am 18.12.2024.
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