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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739.

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(o)
Anschauen seines Königes klüger geworden,
als Paulus durch seine Entzückung. Denn
Paulus, nachdem er wieder zu sich selbst ge-
kommen, kunnte sich so grosser Einsichten
nicht rühmen, als der Herr Prof. Philippi
durch das Anschauen seines Königes bekom-
men zu haben vorgiebt. Er gestehet aufrich-
tig, er habe nicht gewust, wie ihm geschehen,
und unaussprechliche Worte gehöret. Es
folget also weiter, daß, wo es möglich hier auf
dieser Welt zu einem Begrif der Freude jenes
Lebens zu gelangen, die Entzückung Pauli| un-
nütz und vergeblich gewesen ist.

Dieses ist die Meinung des Verfassers desSein Aus-
druck in
Ansehung
der Entzü-
ckung Pau-
li ist seinem
Caracter
gemäß,
und iro-
nisch.

Briontes, die einem jeden, nothwendig in
die Augen fallen muß, der seine Schrift mit
Bedacht lieset. Jch vor meine Person finde dar-
inn nichts ärgerliches, und traue meinen Lesern
nicht zu, das sie durch die eintzige Ausdrückung:
Paulus sey so klug wieder gekommen, als er
hingegangen, sich bewegen lassen werden, an-
ders zu urtheilen. Jch bekenne, es ist dieses
eine verächtliche Umschreibung der unaus-
sprechlichen Worte,
wovon Paulus re-
det: Allein mich deucht auch, daß ein so ver-
ächtlicher Ausdruck in dem Munde des Ver-
fassers des Briontes ungemein wohl stehet,
weil die Absicht desselben war, den Apostel Pau-
lus und dessen Erkänntniß von dem Zustande
jener Welt gegen den Hn. Prof. Philippi, und
seine Erleuchtung gering zu machen. Wenn
er noch verächtlicher geredet hätte, wäre es

nicht

(o)
Anſchauen ſeines Koͤniges kluͤger geworden,
als Paulus durch ſeine Entzuͤckung. Denn
Paulus, nachdem er wieder zu ſich ſelbſt ge-
kommen, kunnte ſich ſo groſſer Einſichten
nicht ruͤhmen, als der Herr Prof. Philippi
durch das Anſchauen ſeines Koͤniges bekom-
men zu haben vorgiebt. Er geſtehet aufrich-
tig, er habe nicht gewuſt, wie ihm geſchehen,
und unausſprechliche Worte gehoͤret. Es
folget alſo weiter, daß, wo es moͤglich hier auf
dieſer Welt zu einem Begrif der Freude jenes
Lebens zu gelangen, die Entzuͤckung Pauli| un-
nuͤtz und vergeblich geweſen iſt.

Dieſes iſt die Meinung des Verfaſſers desSein Aus-
druck in
Anſehung
der Entzuͤ-
ckung Pau-
li iſt ſeinem
Caracter
gemaͤß,
und iro-
niſch.

Briontes, die einem jeden, nothwendig in
die Augen fallen muß, der ſeine Schrift mit
Bedacht lieſet. Jch vor meine Perſon finde dar-
inn nichts aͤrgerliches, und traue meinen Leſern
nicht zu, das ſie durch die eintzige Ausdruͤckung:
Paulus ſey ſo klug wieder gekommen, als er
hingegangen, ſich bewegen laſſen werden, an-
ders zu urtheilen. Jch bekenne, es iſt dieſes
eine veraͤchtliche Umſchreibung der unaus-
ſprechlichen Worte,
wovon Paulus re-
det: Allein mich deucht auch, daß ein ſo ver-
aͤchtlicher Ausdruck in dem Munde des Ver-
faſſers des Briontes ungemein wohl ſtehet,
weil die Abſicht deſſelben war, den Apoſtel Pau-
lus und deſſen Erkaͤnntniß von dem Zuſtande
jener Welt gegen den Hn. Prof. Philippi, und
ſeine Erleuchtung gering zu machen. Wenn
er noch veraͤchtlicher geredet haͤtte, waͤre es

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[235/0327] (o) Anſchauen ſeines Koͤniges kluͤger geworden, als Paulus durch ſeine Entzuͤckung. Denn Paulus, nachdem er wieder zu ſich ſelbſt ge- kommen, kunnte ſich ſo groſſer Einſichten nicht ruͤhmen, als der Herr Prof. Philippi durch das Anſchauen ſeines Koͤniges bekom- men zu haben vorgiebt. Er geſtehet aufrich- tig, er habe nicht gewuſt, wie ihm geſchehen, und unausſprechliche Worte gehoͤret. Es folget alſo weiter, daß, wo es moͤglich hier auf dieſer Welt zu einem Begrif der Freude jenes Lebens zu gelangen, die Entzuͤckung Pauli| un- nuͤtz und vergeblich geweſen iſt. Dieſes iſt die Meinung des Verfaſſers des Briontes, die einem jeden, nothwendig in die Augen fallen muß, der ſeine Schrift mit Bedacht lieſet. Jch vor meine Perſon finde dar- inn nichts aͤrgerliches, und traue meinen Leſern nicht zu, das ſie durch die eintzige Ausdruͤckung: Paulus ſey ſo klug wieder gekommen, als er hingegangen, ſich bewegen laſſen werden, an- ders zu urtheilen. Jch bekenne, es iſt dieſes eine veraͤchtliche Umſchreibung der unaus- ſprechlichen Worte, wovon Paulus re- det: Allein mich deucht auch, daß ein ſo ver- aͤchtlicher Ausdruck in dem Munde des Ver- faſſers des Briontes ungemein wohl ſtehet, weil die Abſicht deſſelben war, den Apoſtel Pau- lus und deſſen Erkaͤnntniß von dem Zuſtande jener Welt gegen den Hn. Prof. Philippi, und ſeine Erleuchtung gering zu machen. Wenn er noch veraͤchtlicher geredet haͤtte, waͤre es nicht Sein Aus- druck in Anſehung der Entzuͤ- ckung Pau- li iſt ſeinem Caracter gemaͤß, und iro- niſch.

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Zitationshilfe: [Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/327>, abgerufen am 25.11.2024.