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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739.

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(o)
daß er durch das Anschauen des Königes von
Pholen einen deutlichen und vollständigen Be-
grif von der Freude jenes Lebens bekommen;
sondern er spricht nur, daß er dadurch ein Bild
bekommen, wie die Auserwehlten im ewigen
Leben durch das Anschauen GOttes am höch-
sten werden beglückseeliget werden. Was
findet der Hr. Verfasser des Briontes daran
zu tadeln? Jst es nicht ofenbahr, daß der Hr.
Prof. Philippi nichts mehr thut, als daß er von
dem kleinern aufs grössere schliesset? Da mir,
will er gleichsam sagen, der blosse Anblick ei-
nes Königes, der nur ein sterblicher Mensch
ist, ein so grosses Vergnügen gegeben, wie
groß und unaussprechlich muß denn nicht die
Freude der Auserwehlten im ewigen Leben
seyn, die das Glück haben, GOtt selbst von
Angesicht zu Angesicht zu schauen?

Der Ver-
fasser des
Briontes
bekömmt
einen Ver-
weiß.

Was ist an diesem Schlusse auszusetzen?
Er ist so gründlich, als erbaulich. Mich deucht
daher, der Hr. Verfasser des Briontes habe
sich zur Unzeit darüber lustig gemacht, und
er hätte füglich alles, was er davon gesagt, bey
sich behalten können. Die Entzückung Pauli
schickte sich hieher nicht. Jch wundere mich, daß
der Hr. Verfasser des Briontes dieses nicht
eingesehen hat. Leute seiner Art solten billig be-
hutsamer seyn, und sich nicht durch eine gar zu
grosse Begierde zu spotten verleiten lassen, Din-
ge vorzubringen, die den Stich nicht halten. Jch
wolte es ihm nicht verdencken wenn ihn die Noth
gezwungen hätte, auf so ungegründete Spötte-

reyen

(o)
daß er durch das Anſchauen des Koͤniges von
Pholen einen deutlichen und vollſtaͤndigen Be-
grif von der Freude jenes Lebens bekommen;
ſondern er ſpricht nur, daß er dadurch ein Bild
bekommen, wie die Auserwehlten im ewigen
Leben durch das Anſchauen GOttes am hoͤch-
ſten werden begluͤckſeeliget werden. Was
findet der Hr. Verfaſſer des Briontes daran
zu tadeln? Jſt es nicht ofenbahr, daß der Hr.
Prof. Philippi nichts mehr thut, als daß er von
dem kleinern aufs groͤſſere ſchlieſſet? Da mir,
will er gleichſam ſagen, der bloſſe Anblick ei-
nes Koͤniges, der nur ein ſterblicher Menſch
iſt, ein ſo groſſes Vergnuͤgen gegeben, wie
groß und unausſprechlich muß denn nicht die
Freude der Auserwehlten im ewigen Leben
ſeyn, die das Gluͤck haben, GOtt ſelbſt von
Angeſicht zu Angeſicht zu ſchauen?

Der Ver-
faſſer des
Briontes
bekoͤmmt
einen Ver-
weiß.

Was iſt an dieſem Schluſſe auszuſetzen?
Er iſt ſo gruͤndlich, als erbaulich. Mich deucht
daher, der Hr. Verfaſſer des Briontes habe
ſich zur Unzeit daruͤber luſtig gemacht, und
er haͤtte fuͤglich alles, was er davon geſagt, bey
ſich behalten koͤnnen. Die Entzuͤckung Pauli
ſchickte ſich hieher nicht. Jch wundere mich, daß
der Hr. Verfaſſer des Briontes dieſes nicht
eingeſehen hat. Leute ſeiner Art ſolten billig be-
hutſamer ſeyn, und ſich nicht durch eine gar zu
groſſe Begierde zu ſpotten verleiten laſſen, Din-
ge vorzubringen, die den Stich nicht halten. Jch
wolte es ihm nicht verdencken weñ ihn die Noth
gezwungen haͤtte, auf ſo ungegruͤndete Spoͤtte-

reyen
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[238/0330] (o) daß er durch das Anſchauen des Koͤniges von Pholen einen deutlichen und vollſtaͤndigen Be- grif von der Freude jenes Lebens bekommen; ſondern er ſpricht nur, daß er dadurch ein Bild bekommen, wie die Auserwehlten im ewigen Leben durch das Anſchauen GOttes am hoͤch- ſten werden begluͤckſeeliget werden. Was findet der Hr. Verfaſſer des Briontes daran zu tadeln? Jſt es nicht ofenbahr, daß der Hr. Prof. Philippi nichts mehr thut, als daß er von dem kleinern aufs groͤſſere ſchlieſſet? Da mir, will er gleichſam ſagen, der bloſſe Anblick ei- nes Koͤniges, der nur ein ſterblicher Menſch iſt, ein ſo groſſes Vergnuͤgen gegeben, wie groß und unausſprechlich muß denn nicht die Freude der Auserwehlten im ewigen Leben ſeyn, die das Gluͤck haben, GOtt ſelbſt von Angeſicht zu Angeſicht zu ſchauen? Was iſt an dieſem Schluſſe auszuſetzen? Er iſt ſo gruͤndlich, als erbaulich. Mich deucht daher, der Hr. Verfaſſer des Briontes habe ſich zur Unzeit daruͤber luſtig gemacht, und er haͤtte fuͤglich alles, was er davon geſagt, bey ſich behalten koͤnnen. Die Entzuͤckung Pauli ſchickte ſich hieher nicht. Jch wundere mich, daß der Hr. Verfaſſer des Briontes dieſes nicht eingeſehen hat. Leute ſeiner Art ſolten billig be- hutſamer ſeyn, und ſich nicht durch eine gar zu groſſe Begierde zu ſpotten verleiten laſſen, Din- ge vorzubringen, die den Stich nicht halten. Jch wolte es ihm nicht verdencken weñ ihn die Noth gezwungen haͤtte, auf ſo ungegruͤndete Spoͤtte- reyen

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Zitationshilfe: [Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/330>, abgerufen am 24.11.2024.