ne Danck-Verpflichtung, daß ihr mich gewür- diget, eine eigene Lob Rede in eurer so ansehn- lichen Gesellschaft auf mich halten zu lassen. Jch hofe das Glück zu haben, dessen, der sie gehal- ten, ansichtig zu werden, aber das widrige Ver- hängniß hat mir auch diesesmahl einen Theil des Vergnügens durch dessen Abwesenheit entzogen.
Jch sehe nunmehro mit sichtigen Augen, was ich vorhin kaum glauben konnte, daß nicht bloß in klei- nen, sondern auch in grossen wohlgestalten Leibern, mit erhabenen Augen, starcken Schultern, und mit andern Vollkommenheiten begabten Cörpern, Gei- ster eurer Art wohnen können. Sehe ich doch so gar welche vor mir, die in der Welt viel Gewalt und Hoheit haben, von denen ich nicht vermuthet, daß sie Mitglieder eurer Gesellschaft seyn könnten. Sce- pter und Kleinodien sind ja sonsten nur der Schmuck, und Ehren-Zeichen erhabener Personen, denen die gütige Natur das Glück zugedacht, über andere zu herrschen, und erstaune also, daß euer etzliche sich auch damit behänget.
Zu meiner Rechten und Lincken sehe auch ansehnliche Leute in Trauer-Tracht, und wohlgesteiften Krägel- gen, die mir scheinen denenjenigen in der Kleidung nachahmen zu wollen, die bey mir nach aller Wahr- heit im hohen Werth sind. Wäre ich aber das, was ihr mich in eurer Lob-Schrift zu nennen belie- bet, so würde ich mich nicht enthalten können, eine Reforme unter euch vorzunehmen, und zum Unter- scheid eurer von den treuen und ehrwürdigen Bothen GOttes, euch eine andere Tracht zu bestim- men, die sich besser vor euch schicket.
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ne Danck-Verpflichtung, daß ihr mich gewuͤr- diget, eine eigene Lob Rede in eurer ſo anſehn- lichen Geſellſchaft auf mich halten zu laſſen. Jch hofe das Gluͤck zu haben, deſſen, der ſie gehal- ten, anſichtig zu werden, aber das widrige Ver- haͤngniß hat mir auch dieſesmahl einen Theil des Vergnuͤgens durch deſſen Abweſenheit entzogen.
Jch ſehe nunmehro mit ſichtigen Augen, was ich vorhin kaum glauben konnte, daß nicht bloß in klei- nen, ſondern auch in groſſen wohlgeſtalten Leibern, mit erhabenen Augen, ſtarcken Schultern, und mit andern Vollkommenheiten begabten Coͤrpern, Gei- ſter eurer Art wohnen koͤnnen. Sehe ich doch ſo gar welche vor mir, die in der Welt viel Gewalt und Hoheit haben, von denen ich nicht vermuthet, daß ſie Mitglieder eurer Geſellſchaft ſeyn koͤnnten. Sce- pter und Kleinodien ſind ja ſonſten nur der Schmuck, und Ehren-Zeichen erhabener Perſonen, denen die guͤtige Natur das Gluͤck zugedacht, uͤber andere zu herrſchen, und erſtaune alſo, daß euer etzliche ſich auch damit behaͤnget.
Zu meiner Rechten und Lincken ſehe auch anſehnliche Leute in Trauer-Tracht, und wohlgeſteiften Kraͤgel- gen, die mir ſcheinen denenjenigen in der Kleidung nachahmen zu wollen, die bey mir nach aller Wahr- heit im hohen Werth ſind. Waͤre ich aber das, was ihr mich in eurer Lob-Schrift zu nennen belie- bet, ſo wuͤrde ich mich nicht enthalten koͤnnen, eine Reforme unter euch vorzunehmen, und zum Unter- ſcheid eurer von den treuen und ehrwuͤrdigen Bothen GOttes, euch eine andere Tracht zu beſtim- men, die ſich beſſer vor euch ſchicket.
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ne Danck-Verpflichtung, daß ihr mich gewuͤr-
diget, eine eigene Lob Rede in eurer ſo anſehn-
lichen Geſellſchaft auf mich halten zu laſſen. Jch
hofe das Gluͤck zu haben, deſſen, der ſie gehal-
ten, anſichtig zu werden, aber das widrige Ver-
haͤngniß hat mir auch dieſesmahl einen Theil des
Vergnuͤgens durch deſſen Abweſenheit entzogen.
Jch ſehe nunmehro mit ſichtigen Augen, was ich
vorhin kaum glauben konnte, daß nicht bloß in klei-
nen, ſondern auch in groſſen wohlgeſtalten Leibern,
mit erhabenen Augen, ſtarcken Schultern, und mit
andern Vollkommenheiten begabten Coͤrpern, Gei-
ſter eurer Art wohnen koͤnnen. Sehe ich doch ſo gar
welche vor mir, die in der Welt viel Gewalt und
Hoheit haben, von denen ich nicht vermuthet, daß
ſie Mitglieder eurer Geſellſchaft ſeyn koͤnnten. Sce-
pter und Kleinodien ſind ja ſonſten nur der Schmuck,
und Ehren-Zeichen erhabener Perſonen, denen die
guͤtige Natur das Gluͤck zugedacht, uͤber andere zu
herrſchen, und erſtaune alſo, daß euer etzliche ſich
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Zu meiner Rechten und Lincken ſehe auch anſehnliche
Leute in Trauer-Tracht, und wohlgeſteiften Kraͤgel-
gen, die mir ſcheinen denenjenigen in der Kleidung
nachahmen zu wollen, die bey mir nach aller Wahr-
heit im hohen Werth ſind. Waͤre ich aber das,
was ihr mich in eurer Lob-Schrift zu nennen belie-
bet, ſo wuͤrde ich mich nicht enthalten koͤnnen, eine
Reforme unter euch vorzunehmen, und zum Unter-
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 345. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/437>, abgerufen am 22.11.2024.
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