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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739.

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(o)
ner Anmerckung: Ein Hunds . . . . . moquirt
sich. Gewiß das ist ungemein natürlich gesprochen.

Sechstens: Hüte dich vor einer genauen Wahl
der Gedancken, vor einem richtigen Zusammen-
hang
der Urtheile, und vor einer Bündigkeit in den
Schlüssen; am meisten aber vor solchen verborge-
nen Schönheiten,
die der Zuhörer, vermittelst ei-
nes starcken Verstandes, den ihm der Redner zu-
trauet, erst heraus bringen muß; denn so würdest du
uns kleinen Geistern
gantz unverständlich seyn.
Rede aber auf noch so hochtrabende, befehleri-
sche,
(solten auch viel Flüche mit unterlaufen) ge-
schwätzige, hönische, pöbelhafte und un-
geschlifene Art,
so werden wir dich gleich
verstehen.

Nun erkenne ich erst, warum euer scharfsinni-
ger Redner
in seiner auf mich gehaltenen Lob-Re-
de unter andern die schönen Einfälle angebracht:
Meine Beredsamkeit sey männlich, denn ich sey ein
Mann, und kein Weib. Desgleichen, daß er vor
Freuden auf einem Bein hüpfen möchte, auch
es schon würcklich aufgehoben. Nicht minder: daß
ein König, der in den Herzen seiner Unterthanen ruhet,
aus der Kutschen steigen, und sich auf solche la-
gern solte. Mein! wie handgreiflich scharfsin-
nig ist das.

Jndem ich aber jetzo einen Blick nach eurem sie-
benden
Gesetz thue, so erschröcke fast über eure
Kühnheit
daß ihr so frey urtheilen könnet. Man
dürfte in Reden und Schriften über die Religion,
die Heilige Schrift, hohe Häupter, berühmte
Männer,
und seinem Nechsten, der einem

nichts

(o)
ner Anmerckung: Ein Hunds . . . . . moquirt
ſich. Gewiß das iſt ungemein natuͤrlich geſprochen.

Sechſtens: Huͤte dich vor einer genauen Wahl
der Gedancken, vor einem richtigen Zuſammen-
hang
der Urtheile, und vor einer Buͤndigkeit in den
Schluͤſſen; am meiſten aber vor ſolchen verborge-
nen Schoͤnheiten,
die der Zuhoͤrer, vermittelſt ei-
nes ſtarcken Verſtandes, den ihm der Redner zu-
trauet, erſt heraus bringen muß; denn ſo wuͤrdeſt du
uns kleinen Geiſtern
gantz unverſtaͤndlich ſeyn.
Rede aber auf noch ſo hochtrabende, befehleri-
ſche,
(ſolten auch viel Fluͤche mit unterlaufen) ge-
ſchwaͤtzige, hoͤniſche, poͤbelhafte und un-
geſchlifene Art,
ſo werden wir dich gleich
verſtehen.

Nun erkenne ich erſt, warum euer ſcharfſinni-
ger Redner
in ſeiner auf mich gehaltenen Lob-Re-
de unter andern die ſchoͤnen Einfaͤlle angebracht:
Meine Beredſamkeit ſey maͤnnlich, denn ich ſey ein
Mann, und kein Weib. Desgleichen, daß er vor
Freuden auf einem Bein huͤpfen moͤchte, auch
es ſchon wuͤrcklich aufgehoben. Nicht minder: daß
ein Koͤnig, der in den Herzen ſeiner Unterthanen ruhet,
aus der Kutſchen ſteigen, und ſich auf ſolche la-
gern ſolte. Mein! wie handgreiflich ſcharfſin-
nig iſt das.

Jndem ich aber jetzo einen Blick nach eurem ſie-
benden
Geſetz thue, ſo erſchroͤcke faſt uͤber eure
Kuͤhnheit
daß ihr ſo frey urtheilen koͤnnet. Man
duͤrfte in Reden und Schriften uͤber die Religion,
die Heilige Schrift, hohe Haͤupter, beruͤhmte
Maͤnner,
und ſeinem Nechſten, der einem

nichts
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[350/0442] (o) ner Anmerckung: Ein Hunds . . . . . moquirt ſich. Gewiß das iſt ungemein natuͤrlich geſprochen. Sechſtens: Huͤte dich vor einer genauen Wahl der Gedancken, vor einem richtigen Zuſammen- hang der Urtheile, und vor einer Buͤndigkeit in den Schluͤſſen; am meiſten aber vor ſolchen verborge- nen Schoͤnheiten, die der Zuhoͤrer, vermittelſt ei- nes ſtarcken Verſtandes, den ihm der Redner zu- trauet, erſt heraus bringen muß; denn ſo wuͤrdeſt du uns kleinen Geiſtern gantz unverſtaͤndlich ſeyn. Rede aber auf noch ſo hochtrabende, befehleri- ſche, (ſolten auch viel Fluͤche mit unterlaufen) ge- ſchwaͤtzige, hoͤniſche, poͤbelhafte und un- geſchlifene Art, ſo werden wir dich gleich verſtehen. Nun erkenne ich erſt, warum euer ſcharfſinni- ger Redner in ſeiner auf mich gehaltenen Lob-Re- de unter andern die ſchoͤnen Einfaͤlle angebracht: Meine Beredſamkeit ſey maͤnnlich, denn ich ſey ein Mann, und kein Weib. Desgleichen, daß er vor Freuden auf einem Bein huͤpfen moͤchte, auch es ſchon wuͤrcklich aufgehoben. Nicht minder: daß ein Koͤnig, der in den Herzen ſeiner Unterthanen ruhet, aus der Kutſchen ſteigen, und ſich auf ſolche la- gern ſolte. Mein! wie handgreiflich ſcharfſin- nig iſt das. Jndem ich aber jetzo einen Blick nach eurem ſie- benden Geſetz thue, ſo erſchroͤcke faſt uͤber eure Kuͤhnheit daß ihr ſo frey urtheilen koͤnnet. Man duͤrfte in Reden und Schriften uͤber die Religion, die Heilige Schrift, hohe Haͤupter, beruͤhmte Maͤnner, und ſeinem Nechſten, der einem nichts

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Zitationshilfe: [Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 350. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/442>, abgerufen am 22.11.2024.