erschrecken: du bist uns darum doch lieb und werth. Wir kennen dich besser, als du vielleicht selbst. Wir wissen, was du unserer Gesellschaft vor Ehre und Vortheil bringest. Wir übersehen daher alles, was uns in deiner Rede anstößig scheinen könnte, in Be- tracht deiner grossen Verdienste. Unsere Ehrerbietung gegen dich ist viel zu groß, als daß wir uns über die Spöttereyen, mit welchen du uns wehe thun wilt, und über die bittern Ausdrücke, deren du dich gegen den von Boxhorn, und uns alle bedienest, entrüsten solten. Du bezeigest dich in deinem Spotten, in deinem Zorn, mit einem Worte in deiner gantzen Anrede, als ein Ausbund und Muster eines kleinen Geistes, und die Freude, so dieses unserer Gesellschaft verursa- chet, überwieget allen Verdruß, den ich aus deinen Spöttereyen und grimmigem Bezeigen anfangs ge- schöpfet habe.
Deine Spöttereyen, grosser Philippi, sind in der That so beschafen, daß man, wenn man nicht wüste wer du wärest, fast dencken solte, sie gingen dir nicht von Hertzen. Es scheinet, du habest nicht so wohl die Absicht, uns durch deine spöttischen Ausdrückungen zu kräncken, als mit uns, auf eine liebreiche Art, zu schertzen. Du sprichst im Anfange deiner Rede: "Uns "sey ein Maaß von Verstandes-Kräften gegeben, da- "mit wir zufrieden seyn könnten. Niemand mißgön- "ne uns unsere Gemüths-Gaben. Es würde wenig "von uns geredet, und wenn man ia von uns rede, so "sage man bloß, daß wir kleine Geister wären. Und "dieses könten wir nicht übel nehmen, weil man uns "den Nahmen gäbe, den wir vor die gröste Ehre achte- "ten. Wir wären dir durch die, auf dich gehaltene,
Lob-
(o)
erſchrecken: du biſt uns darum doch lieb und werth. Wir kennen dich beſſer, als du vielleicht ſelbſt. Wir wiſſen, was du unſerer Geſellſchaft vor Ehre und Vortheil bringeſt. Wir uͤberſehen daher alles, was uns in deiner Rede anſtoͤßig ſcheinen koͤnnte, in Be- tracht deiner groſſen Verdienſte. Unſere Ehrerbietung gegen dich iſt viel zu groß, als daß wir uns uͤber die Spoͤtteꝛeyen, mit welchen du uns wehe thun wilt, und uͤber die bittern Ausdruͤcke, deren du dich gegen den von Boxhorn, und uns alle bedieneſt, entruͤſten ſolten. Du bezeigeſt dich in deinem Spotten, in deinem Zorn, mit einem Worte in deiner gantzen Anrede, als ein Ausbund und Muſter eines kleinen Geiſtes, und die Freude, ſo dieſes unſerer Geſellſchaft verurſa- chet, uͤberwieget allen Verdruß, den ich aus deinen Spoͤttereyen und grimmigem Bezeigen anfangs ge- ſchoͤpfet habe.
Deine Spoͤttereyen, groſſer Philippi, ſind in der That ſo beſchafen, daß man, wenn man nicht wuͤſte wer du waͤreſt, faſt dencken ſolte, ſie gingen dir nicht von Hertzen. Es ſcheinet, du habeſt nicht ſo wohl die Abſicht, uns durch deine ſpoͤttiſchen Ausdruͤckungen zu kraͤncken, als mit uns, auf eine liebreiche Art, zu ſchertzen. Du ſprichſt im Anfange deiner Rede: „Uns „ſey ein Maaß von Verſtandes-Kraͤften gegeben, da- „mit wir zufrieden ſeyn koͤnnten. Niemand mißgoͤn- „ne uns unſere Gemuͤths-Gaben. Es wuͤrde wenig „von uns geredet, und wenn man ia von uns rede, ſo „ſage man bloß, daß wir kleine Geiſter waͤren. Und „dieſes koͤnten wir nicht uͤbel nehmen, weil man uns „den Nahmen gaͤbe, den wir vor die groͤſte Ehre achte- „ten. Wir waͤren dir durch die, auf dich gehaltene,
Lob-
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erſchrecken: du biſt uns darum doch lieb und werth.
Wir kennen dich beſſer, als du vielleicht ſelbſt. Wir
wiſſen, was du unſerer Geſellſchaft vor Ehre und
Vortheil bringeſt. Wir uͤberſehen daher alles, was
uns in deiner Rede anſtoͤßig ſcheinen koͤnnte, in Be-
tracht deiner groſſen Verdienſte. Unſere Ehrerbietung
gegen dich iſt viel zu groß, als daß wir uns uͤber die
Spoͤtteꝛeyen, mit welchen du uns wehe thun wilt, und
uͤber die bittern Ausdruͤcke, deren du dich gegen den
von Boxhorn, und uns alle bedieneſt, entruͤſten ſolten.
Du bezeigeſt dich in deinem Spotten, in deinem Zorn,
mit einem Worte in deiner gantzen Anrede, als ein
Ausbund und Muſter eines kleinen Geiſtes,
und die Freude, ſo dieſes unſerer Geſellſchaft verurſa-
chet, uͤberwieget allen Verdruß, den ich aus deinen
Spoͤttereyen und grimmigem Bezeigen anfangs ge-
ſchoͤpfet habe.
Deine Spoͤttereyen, groſſer Philippi, ſind in der
That ſo beſchafen, daß man, wenn man nicht wuͤſte
wer du waͤreſt, faſt dencken ſolte, ſie gingen dir nicht
von Hertzen. Es ſcheinet, du habeſt nicht ſo wohl die
Abſicht, uns durch deine ſpoͤttiſchen Ausdruͤckungen
zu kraͤncken, als mit uns, auf eine liebreiche Art, zu
ſchertzen. Du ſprichſt im Anfange deiner Rede: „Uns
„ſey ein Maaß von Verſtandes-Kraͤften gegeben, da-
„mit wir zufrieden ſeyn koͤnnten. Niemand mißgoͤn-
„ne uns unſere Gemuͤths-Gaben. Es wuͤrde wenig
„von uns geredet, und wenn man ia von uns rede, ſo
„ſage man bloß, daß wir kleine Geiſter waͤren. Und
„dieſes koͤnten wir nicht uͤbel nehmen, weil man uns
„den Nahmen gaͤbe, den wir vor die groͤſte Ehre achte-
„ten. Wir waͤren dir durch die, auf dich gehaltene,
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/452>, abgerufen am 25.11.2024.
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