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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739.

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(o)
"statt der Worte mit zornigen Geberden, und gelade-
"nen Gewehr alle Welt schweigen machen. Jch se-
"he eine Menge von Gerichts-Dienern, die eure
"Leib-Wachten sind, so daß es mir fast bange wird,
"mich unter so strengen Aufsehern zu befinden, die sich
"nach dem Winde derer, die ich um, wider, vor mir,
"und zur Seiten sehe, genau richten. Aber wie artig
"siehet nicht erst die Wafen-Rüstung derjenigen,
"die ihr in eurer Gesellschaft erzürnete Weibes-
"Bilder
nennet. Sie sehen in Wahrheit so fürchter-
"lich
aus, daß ich grossen Fleiß tragen werde, ihren
"Zorn mit keinem Worte gegen mich zu erregen.

Wir hätten Ursache zu erstaunen, daß du dir ein-
bildest," es stünden Leute mit Schwerdtern und
"mit Stangen
hinter dir, welchen wir winckten,
"ja gar zu besorgen scheinest, wir wolten uns an dei-
ner Person vergreifen.
Denn, allerliebster Phi-
lippi, wie kömmst du zu solchen Gedancken? Jagt
etwan der Anblick einiger unserer Schwestern, die
hier gegenwärtig sind, dir eine solche Furcht ein? Jch
solte es nicht meinen; denn was können dir so schwa-
che Werckzeuge
thun? Ja siehest du nicht aus ih-
ren huldreichen Augen, wie angenehm ihnen deine
Gegenwart ist? Betrachte sie recht, so wirst du sie
nicht vor erzürnte Weibs-Bilder schelten, und sa-
gen, daß sie fürchterlich aussehen.

Siehe sie einmahl recht an, so wirst du befinden,
daß es eben so annehmliche Kinder sind, als die
weiblichen Gliedmassen der Patriotischen As-
semblee,
deren Mitglied du bist, und alle sich eine
Ehre daraus machen werden, dir im Falle der Noth,
ihre geschäftige Mitleidenheit zu bezeugen, und

wenn

(o)
„ſtatt der Worte mit zornigen Geberden, und gelade-
„nen Gewehr alle Welt ſchweigen machen. Jch ſe-
„he eine Menge von Gerichts-Dienern, die eure
„Leib-Wachten ſind, ſo daß es mir faſt bange wird,
„mich unter ſo ſtrengen Aufſehern zu befinden, die ſich
„nach dem Winde derer, die ich um, wider, vor mir,
„und zur Seiten ſehe, genau richten. Aber wie artig
„ſiehet nicht erſt die Wafen-Ruͤſtung derjenigen,
„die ihr in eurer Geſellſchaft erzuͤrnete Weibes-
„Bilder
nennet. Sie ſehen in Wahrheit ſo fuͤrchter-
„lich
aus, daß ich groſſen Fleiß tragen werde, ihren
„Zorn mit keinem Worte gegen mich zu erregen.

Wir haͤtten Urſache zu erſtaunen, daß du dir ein-
bildeſt,‟ es ſtuͤnden Leute mit Schwerdtern und
„mit Stangen
hinter dir, welchen wir winckten,
„ja gar zu beſorgen ſcheineſt, wir wolten uns an dei-
ner Perſon vergreifen.
Denn, allerliebſter Phi-
lippi, wie koͤmmſt du zu ſolchen Gedancken? Jagt
etwan der Anblick einiger unſerer Schweſtern, die
hier gegenwaͤrtig ſind, dir eine ſolche Furcht ein? Jch
ſolte es nicht meinen; denn was koͤnnen dir ſo ſchwa-
che Werckzeuge
thun? Ja ſieheſt du nicht aus ih-
ren huldreichen Augen, wie angenehm ihnen deine
Gegenwart iſt? Betrachte ſie recht, ſo wirſt du ſie
nicht vor erzuͤrnte Weibs-Bilder ſchelten, und ſa-
gen, daß ſie fuͤrchterlich ausſehen.

Siehe ſie einmahl recht an, ſo wirſt du befinden,
daß es eben ſo annehmliche Kinder ſind, als die
weiblichen Gliedmaſſen der Patriotiſchen Aſ-
ſemblée,
deren Mitglied du biſt, und alle ſich eine
Ehre daraus machen werden, dir im Falle der Noth,
ihre geſchaͤftige Mitleidenheit zu bezeugen, und

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[368/0460] (o) „ſtatt der Worte mit zornigen Geberden, und gelade- „nen Gewehr alle Welt ſchweigen machen. Jch ſe- „he eine Menge von Gerichts-Dienern, die eure „Leib-Wachten ſind, ſo daß es mir faſt bange wird, „mich unter ſo ſtrengen Aufſehern zu befinden, die ſich „nach dem Winde derer, die ich um, wider, vor mir, „und zur Seiten ſehe, genau richten. Aber wie artig „ſiehet nicht erſt die Wafen-Ruͤſtung derjenigen, „die ihr in eurer Geſellſchaft erzuͤrnete Weibes- „Bilder nennet. Sie ſehen in Wahrheit ſo fuͤrchter- „lich aus, daß ich groſſen Fleiß tragen werde, ihren „Zorn mit keinem Worte gegen mich zu erregen. Wir haͤtten Urſache zu erſtaunen, daß du dir ein- bildeſt,‟ es ſtuͤnden Leute mit Schwerdtern und „mit Stangen hinter dir, welchen wir winckten, „ja gar zu beſorgen ſcheineſt, wir wolten uns an dei- ner Perſon vergreifen. Denn, allerliebſter Phi- lippi, wie koͤmmſt du zu ſolchen Gedancken? Jagt etwan der Anblick einiger unſerer Schweſtern, die hier gegenwaͤrtig ſind, dir eine ſolche Furcht ein? Jch ſolte es nicht meinen; denn was koͤnnen dir ſo ſchwa- che Werckzeuge thun? Ja ſieheſt du nicht aus ih- ren huldreichen Augen, wie angenehm ihnen deine Gegenwart iſt? Betrachte ſie recht, ſo wirſt du ſie nicht vor erzuͤrnte Weibs-Bilder ſchelten, und ſa- gen, daß ſie fuͤrchterlich ausſehen. Siehe ſie einmahl recht an, ſo wirſt du befinden, daß es eben ſo annehmliche Kinder ſind, als die weiblichen Gliedmaſſen der Patriotiſchen Aſ- ſemblée, deren Mitglied du biſt, und alle ſich eine Ehre daraus machen werden, dir im Falle der Noth, ihre geſchaͤftige Mitleidenheit zu bezeugen, und wenn

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Zitationshilfe: [Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 368. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/460>, abgerufen am 22.11.2024.