Es sey demnach . . . . . . Doch mich eckelt schon vor diesem Geschwätz. Jch übergehe den grösten Theil der giftigen Spöttereyen, welche diese Unglückseelige wider deinen Mathematischen Versuch überhaupt, und insonderheit wider den an- dächtigen und demühtigen Beschluß desselben ausstossen, mit Stillschweigen. Die Reden solcher Leute irren mich nicht. Jch bin versichert, sie würden anders urtheilen, wenn der Neid, und die Vorur- theile, mit welchen sie alle Schriften kleiner Gei- ster lesen, ihnen zugelassen hätten, diejenige Stelle dei- nes Mathematischen Versuchs, aus welcher der dir geschenckte Strahl des ewigen Lichts so helle hervorleuchtet, mit gehöriger Aufmercksamkeit anzusehen.
Jch habe diese Stelle gefunden, begeisterter Phi- lippi. Jch erkenne, daß du Ursache hast, dich einer hohen Ofenbahrung in Demuth zu rühmen, und eh- re dich als einen Propheten, der alle Propheten, die unsere Gesellschaft seit ihrer Stiftung gehabt hat, weit übertrift. Es ist bekannt, erleuchteter und be- strahlter Mann, daß der Trieb zu weissagen bey kleinen Geistern nicht selten ist. Nicht nur die neuen Propheren, deren Lohn in diesen verderbten Zeiten sehr schlecht ist, sondern auch die Zauberer in Egyp- ten, alle Wahrsager, Zeichendeuter, Sternse- her, Chaldäer, ja auch diejenigen jüdischen Pro- pheten, von denen in der Bibel nicht viel gutes ge- sagt wird, gehören zu uns. Jch will alle diese vortref- lichen Männer, denen unsere Gesellschaft so vieles zu dancken hat, nicht verachten: Allein was sind sie gegen dich? Wie groß auch ihre Verdienste gewesen
sind,
(o)
Es ſey demnach . . . . . . Doch mich eckelt ſchon vor dieſem Geſchwaͤtz. Jch uͤbergehe den groͤſten Theil der giftigen Spoͤttereyen, welche dieſe Ungluͤckſeelige wider deinen Mathematiſchen Verſuch uͤberhaupt, und inſonderheit wider den an- daͤchtigen und demuͤhtigen Beſchluß deſſelben ausſtoſſen, mit Stillſchweigen. Die Reden ſolcher Leute irren mich nicht. Jch bin verſichert, ſie wuͤrden anders urtheilen, wenn der Neid, und die Vorur- theile, mit welchen ſie alle Schriften kleiner Gei- ſter leſen, ihnen zugelaſſen haͤtten, diejenige Stelle dei- nes Mathematiſchen Verſuchs, aus welcher der dir geſchenckte Strahl des ewigen Lichts ſo helle hervorleuchtet, mit gehoͤriger Aufmerckſamkeit anzuſehen.
Jch habe dieſe Stelle gefunden, begeiſterter Phi- lippi. Jch erkenne, daß du Urſache haſt, dich einer hohen Ofenbahrung in Demuth zu ruͤhmen, und eh- re dich als einen Propheten, der alle Propheten, die unſere Geſellſchaft ſeit ihrer Stiftung gehabt hat, weit uͤbertrift. Es iſt bekannt, erleuchteter und be- ſtrahlter Mann, daß der Trieb zu weiſſagen bey kleinen Geiſtern nicht ſelten iſt. Nicht nur die neuen Propheren, deren Lohn in dieſen verderbten Zeiten ſehr ſchlecht iſt, ſondern auch die Zauberer in Egyp- ten, alle Wahrſager, Zeichendeuter, Sternſe- her, Chaldaͤer, ja auch diejenigen juͤdiſchen Pro- pheten, von denen in der Bibel nicht viel gutes ge- ſagt wird, gehoͤren zu uns. Jch will alle dieſe vortref- lichen Maͤnner, denen unſere Geſellſchaft ſo vieles zu dancken hat, nicht verachten: Allein was ſind ſie gegen dich? Wie groß auch ihre Verdienſte geweſen
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(o)
Es ſey demnach . . . . . . Doch mich
eckelt ſchon vor dieſem Geſchwaͤtz. Jch uͤbergehe den
groͤſten Theil der giftigen Spoͤttereyen, welche dieſe
Ungluͤckſeelige wider deinen Mathematiſchen
Verſuch uͤberhaupt, und inſonderheit wider den an-
daͤchtigen und demuͤhtigen Beſchluß deſſelben
ausſtoſſen, mit Stillſchweigen. Die Reden ſolcher
Leute irren mich nicht. Jch bin verſichert, ſie wuͤrden
anders urtheilen, wenn der Neid, und die Vorur-
theile, mit welchen ſie alle Schriften kleiner Gei-
ſter leſen, ihnen zugelaſſen haͤtten, diejenige Stelle dei-
nes Mathematiſchen Verſuchs, aus welcher der
dir geſchenckte Strahl des ewigen Lichts ſo
helle hervorleuchtet, mit gehoͤriger Aufmerckſamkeit
anzuſehen.
Jch habe dieſe Stelle gefunden, begeiſterter Phi-
lippi. Jch erkenne, daß du Urſache haſt, dich einer
hohen Ofenbahrung in Demuth zu ruͤhmen, und eh-
re dich als einen Propheten, der alle Propheten, die
unſere Geſellſchaft ſeit ihrer Stiftung gehabt hat,
weit uͤbertrift. Es iſt bekannt, erleuchteter und be-
ſtrahlter Mann, daß der Trieb zu weiſſagen bey
kleinen Geiſtern nicht ſelten iſt. Nicht nur die neuen
Propheren, deren Lohn in dieſen verderbten Zeiten
ſehr ſchlecht iſt, ſondern auch die Zauberer in Egyp-
ten, alle Wahrſager, Zeichendeuter, Sternſe-
her, Chaldaͤer, ja auch diejenigen juͤdiſchen Pro-
pheten, von denen in der Bibel nicht viel gutes ge-
ſagt wird, gehoͤren zu uns. Jch will alle dieſe vortref-
lichen Maͤnner, denen unſere Geſellſchaft ſo vieles
zu dancken hat, nicht verachten: Allein was ſind ſie
gegen dich? Wie groß auch ihre Verdienſte geweſen
ſind,
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 392. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/484>, abgerufen am 22.11.2024.
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