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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739.

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(o)
zwungene folge, aus deinen heroischen Re-
den,
ist. Du meinest, der Herr von Boxhorn trei-
be sein Gespötte mit der unsichtbaren Kirche,
und der Entzückung des Apostels Paulus;
ungeachtet es der Augenschein giebt, daß ihm dieses
nimmer in den Sinn gekommen sey. Du sprichst
ohne Scheu: Er sage von der Königin in Pohlen:
Es sey unser Glaube wohl irrig, daß Sie in der
Schaar verklärter Geister sey; da er doch nichts
mehr sagt, als: deine Meinung, daß die Freude
der Seligen
durch die Ankunft der Königin ver-
mehret worden,
streite mit den gemeinen
Meinungen
der Christen. Du schreibst die Spöt-
tereyen unserer Feinde über die Stelle, in welcher
du von der Zehe des verstorbenen Königs von Poh-
len so sonderbar geredet hast, auf die Rechnung
deines und unsers Bruders. Du verdenckest es
diesem Eyferer vor deine Ehre, daß er der Aca-
demie,
auf welcher du lehrest, eines Hochmuhts
beschuldiget, und deine jetzigen Collegen Nachteu-
len
nennet; da doch niemand besser weiß, als du, was
du vor ein geringes Lichtlein in den Augen dieser
Stoltzen bist, und wie unfähig diese grimmigen
Feinde
aller kleinen Geister sind, deine Vortreflich-
keiten
zu erkennen. Du machest dir die wunderlich-
sten Gedancken
von der Welt, von derjenigen Stel-
le der Lob-Rede des Herrn von Boxhorn, in welcher er
sagt: Man solte fast schweren, du wärest ein
Schooß-Jünger
des Knechts GOttes Jochen
in Halle,
und bildest dir, ich weiß nicht warum, ein,
der Herr von Boxhorn wolle durch den Ausdruck von
Schooß-Jünger des Herrn Rambachs spotten,

der,

(o)
zwungene folge, aus deinen heroiſchen Re-
den,
iſt. Du meineſt, der Herr von Boxhorn trei-
be ſein Geſpoͤtte mit der unſichtbaren Kirche,
und der Entzuͤckung des Apoſtels Paulus;
ungeachtet es der Augenſchein giebt, daß ihm dieſes
nimmer in den Sinn gekommen ſey. Du ſprichſt
ohne Scheu: Er ſage von der Koͤnigin in Pohlen:
Es ſey unſer Glaube wohl irrig, daß Sie in der
Schaar verklaͤrter Geiſter ſey; da er doch nichts
mehr ſagt, als: deine Meinung, daß die Freude
der Seligen
durch die Ankunft der Koͤnigin ver-
mehret worden,
ſtreite mit den gemeinen
Meinungen
der Chriſten. Du ſchreibſt die Spoͤt-
tereyen unſerer Feinde uͤber die Stelle, in welcher
du von der Zehe des verſtorbenen Koͤnigs von Poh-
len ſo ſonderbar geredet haſt, auf die Rechnung
deines und unſers Bruders. Du verdenckeſt es
dieſem Eyferer vor deine Ehre, daß er der Aca-
demie,
auf welcher du lehreſt, eines Hochmuhts
beſchuldiget, und deine jetzigen Collegen Nachteu-
len
nennet; da doch niemand beſſer weiß, als du, was
du vor ein geringes Lichtlein in den Augen dieſer
Stoltzen biſt, und wie unfaͤhig dieſe grimmigen
Feinde
aller kleinen Geiſter ſind, deine Vortreflich-
keiten
zu erkeñen. Du macheſt dir die wunderlich-
ſten Gedancken
von der Welt, von derjenigen Stel-
le der Lob-Rede des Herrn von Boxhorn, in welcher er
ſagt: Man ſolte faſt ſchweren, du waͤreſt ein
Schooß-Juͤnger
des Knechts GOttes Jochen
in Halle,
und bildeſt dir, ich weiß nicht warum, ein,
der Herr von Boxhorn wolle durch den Ausdruck von
Schooß-Juͤnger des Herrn Rambachs ſpotten,

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[410/0502] (o) zwungene folge, aus deinen heroiſchen Re- den, iſt. Du meineſt, der Herr von Boxhorn trei- be ſein Geſpoͤtte mit der unſichtbaren Kirche, und der Entzuͤckung des Apoſtels Paulus; ungeachtet es der Augenſchein giebt, daß ihm dieſes nimmer in den Sinn gekommen ſey. Du ſprichſt ohne Scheu: Er ſage von der Koͤnigin in Pohlen: Es ſey unſer Glaube wohl irrig, daß Sie in der Schaar verklaͤrter Geiſter ſey; da er doch nichts mehr ſagt, als: deine Meinung, daß die Freude der Seligen durch die Ankunft der Koͤnigin ver- mehret worden, ſtreite mit den gemeinen Meinungen der Chriſten. Du ſchreibſt die Spoͤt- tereyen unſerer Feinde uͤber die Stelle, in welcher du von der Zehe des verſtorbenen Koͤnigs von Poh- len ſo ſonderbar geredet haſt, auf die Rechnung deines und unſers Bruders. Du verdenckeſt es dieſem Eyferer vor deine Ehre, daß er der Aca- demie, auf welcher du lehreſt, eines Hochmuhts beſchuldiget, und deine jetzigen Collegen Nachteu- len nennet; da doch niemand beſſer weiß, als du, was du vor ein geringes Lichtlein in den Augen dieſer Stoltzen biſt, und wie unfaͤhig dieſe grimmigen Feinde aller kleinen Geiſter ſind, deine Vortreflich- keiten zu erkeñen. Du macheſt dir die wunderlich- ſten Gedancken von der Welt, von derjenigen Stel- le der Lob-Rede des Herrn von Boxhorn, in welcher er ſagt: Man ſolte faſt ſchweren, du waͤreſt ein Schooß-Juͤnger des Knechts GOttes Jochen in Halle, und bildeſt dir, ich weiß nicht warum, ein, der Herr von Boxhorn wolle durch den Ausdruck von Schooß-Juͤnger des Herrn Rambachs ſpotten, der,

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Zitationshilfe: [Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 410. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/502>, abgerufen am 22.11.2024.