sondern ein grosser Geist, unsere Hertzen von dir abwendig machen werde. Wir lassen dir dieselbe um so viel lieber, je grösser die Vortheile sind, die uns daher zuwachsen können. Wir sehen es gerne, daß du dich äusserlich, und mit Worten zu un- sern Feinden bekennest, wenn deine Schriften uns nur von der unsichtbaren Gemeinschaft, in wel- cher du mit uns stehest, überzeugen, und nach dem Geschmack unserer Gesellschaft eingerichtet sind.
Wir haben dahero nicht den geringsten Ver- dacht wider dich geschöpfet, als wir vernommen, daß du deinen mathematischen Versuch wider Wolfen an einen unserer Feinde (*), nach Engel- land, geschicket. Wir haben uns vielmehr dar- über gefreuet. Denn was wird diese Schrift nicht vor eine Veränderung verursachen in einem Lande, mit dessen Einwohnern wir bißhero in einem bestän- digen Kriege gelebet haben? Und hättest du es wohl klüger anfangen können, eine uns bißher so aufsätzi- ge Nation auf unsere Seite zu ziehen, als daß du ihr, auf eine so listige Art, durch die Vermittelung eines Feindes unserer Gesellschaft, ein Buch in die Hände spielest, welches sie von einem andern nicht würde angenommen haben, und ohne Frucht nicht lesen kan? Jch gestehe unsere Brüder in Bedlam haben es dir übel genommen, daß du an sie nicht gedacht, und ihnen nicht die Ehre gegönnet hast, durch die Bekanntmachung deines mathemati- schen Versuchs in Engelland unser Reich zu er- weitern: Allein sie haben endlich begriffen, daß der Weg, den du erwehlet hast, der beste sey, und wer-
den
(*) An Herrn Clarck.
(o)
ſondern ein groſſer Geiſt, unſere Hertzen von dir abwendig machen werde. Wir laſſen dir dieſelbe um ſo viel lieber, je groͤſſer die Vortheile ſind, die uns daher zuwachſen koͤnnen. Wir ſehen es gerne, daß du dich aͤuſſerlich, und mit Worten zu un- ſern Feinden bekenneſt, wenn deine Schriften uns nur von der unſichtbaren Gemeinſchaft, in wel- cher du mit uns ſteheſt, uͤberzeugen, und nach dem Geſchmack unſerer Geſellſchaft eingerichtet ſind.
Wir haben dahero nicht den geringſten Ver- dacht wider dich geſchoͤpfet, als wir vernommen, daß du deinen mathematiſchen Verſuch wider Wolfen an einen unſerer Feinde (*), nach Engel- land, geſchicket. Wir haben uns vielmehr dar- uͤber gefreuet. Denn was wird dieſe Schrift nicht vor eine Veraͤnderung verurſachen in einem Lande, mit deſſen Einwohnern wir bißhero in einem beſtaͤn- digen Kriege gelebet haben? Und haͤtteſt du es wohl kluͤger anfangen koͤnnen, eine uns bißher ſo aufſaͤtzi- ge Nation auf unſere Seite zu ziehen, als daß du ihr, auf eine ſo liſtige Art, durch die Vermittelung eines Feindes unſerer Geſellſchaft, ein Buch in die Haͤnde ſpieleſt, welches ſie von einem andern nicht wuͤrde angenommen haben, und ohne Frucht nicht leſen kan? Jch geſtehe unſere Bruͤder in Bedlam haben es dir uͤbel genommen, daß du an ſie nicht gedacht, und ihnen nicht die Ehre gegoͤnnet haſt, durch die Bekanntmachung deines mathemati- ſchen Verſuchs in Engelland unſer Reich zu er- weitern: Allein ſie haben endlich begriffen, daß der Weg, den du erwehlet haſt, der beſte ſey, und wer-
den
(*) An Herrn Clarck.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0508"n="416"/><fwplace="top"type="header">(<hirendition="#aq">o</hi>)</fw><lb/>ſondern <hirendition="#fr">ein groſſer Geiſt,</hi> unſere Hertzen von dir<lb/>
abwendig machen werde. Wir laſſen dir dieſelbe um<lb/>ſo viel lieber, je groͤſſer die Vortheile ſind, die uns<lb/>
daher zuwachſen koͤnnen. Wir ſehen es gerne,<lb/>
daß du dich <hirendition="#fr">aͤuſſerlich,</hi> und <hirendition="#fr">mit Worten</hi> zu un-<lb/>ſern Feinden bekenneſt, wenn deine Schriften uns<lb/>
nur von der <hirendition="#fr">unſichtbaren Gemeinſchaft,</hi> in wel-<lb/>
cher du mit uns ſteheſt, uͤberzeugen, und nach dem<lb/>
Geſchmack unſerer Geſellſchaft eingerichtet ſind.</p><lb/><p>Wir haben dahero nicht den geringſten Ver-<lb/>
dacht wider dich geſchoͤpfet, als wir vernommen,<lb/>
daß du deinen <hirendition="#fr">mathematiſchen Verſuch wider<lb/>
Wolfen</hi> an einen unſerer Feinde <noteplace="foot"n="(*)">An Herrn Clarck.</note>, nach <hirendition="#fr">Engel-<lb/>
land,</hi> geſchicket. Wir haben uns vielmehr dar-<lb/>
uͤber gefreuet. Denn was wird dieſe Schrift nicht<lb/>
vor eine V<hirendition="#fr">eraͤnderung</hi> verurſachen in einem Lande,<lb/>
mit deſſen Einwohnern wir bißhero in einem beſtaͤn-<lb/>
digen Kriege gelebet haben? Und haͤtteſt du es wohl<lb/>
kluͤger anfangen koͤnnen, eine uns bißher ſo <hirendition="#fr">aufſaͤtzi-<lb/>
ge Nation</hi> auf unſere Seite zu ziehen, als daß du<lb/>
ihr, auf eine ſo <hirendition="#fr">liſtige Art,</hi> durch die <hirendition="#fr">Vermittelung</hi><lb/>
eines Feindes unſerer Geſellſchaft, ein Buch in die<lb/>
Haͤnde ſpieleſt, welches ſie von einem andern nicht<lb/>
wuͤrde angenommen haben, und ohne Frucht nicht<lb/>
leſen kan? Jch geſtehe unſere <hirendition="#fr">Bruͤder in Bedlam</hi><lb/>
haben es dir uͤbel genommen, daß du an ſie nicht<lb/>
gedacht, und ihnen nicht die Ehre gegoͤnnet haſt,<lb/>
durch die Bekanntmachung deines <hirendition="#fr">mathemati-<lb/>ſchen Verſuchs</hi> in <hirendition="#fr">Engelland</hi> unſer Reich zu er-<lb/>
weitern: Allein ſie haben endlich begriffen, daß der<lb/>
Weg, den du erwehlet haſt, der beſte ſey, und wer-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">den</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[416/0508]
(o)
ſondern ein groſſer Geiſt, unſere Hertzen von dir
abwendig machen werde. Wir laſſen dir dieſelbe um
ſo viel lieber, je groͤſſer die Vortheile ſind, die uns
daher zuwachſen koͤnnen. Wir ſehen es gerne,
daß du dich aͤuſſerlich, und mit Worten zu un-
ſern Feinden bekenneſt, wenn deine Schriften uns
nur von der unſichtbaren Gemeinſchaft, in wel-
cher du mit uns ſteheſt, uͤberzeugen, und nach dem
Geſchmack unſerer Geſellſchaft eingerichtet ſind.
Wir haben dahero nicht den geringſten Ver-
dacht wider dich geſchoͤpfet, als wir vernommen,
daß du deinen mathematiſchen Verſuch wider
Wolfen an einen unſerer Feinde (*), nach Engel-
land, geſchicket. Wir haben uns vielmehr dar-
uͤber gefreuet. Denn was wird dieſe Schrift nicht
vor eine Veraͤnderung verurſachen in einem Lande,
mit deſſen Einwohnern wir bißhero in einem beſtaͤn-
digen Kriege gelebet haben? Und haͤtteſt du es wohl
kluͤger anfangen koͤnnen, eine uns bißher ſo aufſaͤtzi-
ge Nation auf unſere Seite zu ziehen, als daß du
ihr, auf eine ſo liſtige Art, durch die Vermittelung
eines Feindes unſerer Geſellſchaft, ein Buch in die
Haͤnde ſpieleſt, welches ſie von einem andern nicht
wuͤrde angenommen haben, und ohne Frucht nicht
leſen kan? Jch geſtehe unſere Bruͤder in Bedlam
haben es dir uͤbel genommen, daß du an ſie nicht
gedacht, und ihnen nicht die Ehre gegoͤnnet haſt,
durch die Bekanntmachung deines mathemati-
ſchen Verſuchs in Engelland unſer Reich zu er-
weitern: Allein ſie haben endlich begriffen, daß der
Weg, den du erwehlet haſt, der beſte ſey, und wer-
den
(*) An Herrn Clarck.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 416. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/508>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.