alles, was unvernünftig ist, dem Pöbel am besten gefalle, so begehre ich nicht zu leugnen, daß nicht bißweilen eine unvernünftige Schrift von dem grö- sten Haufen anders, als es billig seyn solte, aufge- nommen werde. Jch weiß wohl, was solchen Schriften öfters zu begegnen pfleget. Aber alles, was ihnen begegnet, sind Unglücks-Fälle, nach welchen man, ohne Unbilligkeit, von ihrem inner- lichen Werth nicht urtheilen kan, und worüber die guten Scribenten sich um so viel weniger zu kützeln Ursache haben, je gewisser es ist, daß ihre Schrif- ten denselben eben so wohl unterworfen sind, als die unsern. Es ist noch eine grosse Frage, ob mehr schlechte, als gut Schriften verlohren gegangen? Und mißbraucht man unsere Blätter zu Pfeffer- Teuten, so hat man wohl eher in den Schriften des Livius Käse gewickelt.
Gesetzt aber, es wiederführe dieses Unglück un- sern Schriften nur allein. Gesetzt es fiele dadurch alles, was ich von dem Vorzug, den die elenden Scribenten, in Ansehung der Anzahl ihrer Bewun- derer, vor den guten haben, bißhero geschrieben, gäntzlich übern Haufen; So würde doch dadurch der wesentlichen Vortreflichkeit meiner Brüder nicht das geringste abgehen; weil dieselbe sich nicht auf die Gedancken, die andere von uns haben; son- dern auf unsere eigene Empfindung, und auf die gute Meinung, welche wir von uns selbst hegen, gründet. Unsere Feinde betriegen sich, wenn sie meinen, daß ich unsere Vortreflichkeit in dem Bey- fall des grösten Haufens suche.
Was ich davon geschrieben habe, das hat kei-
nen
(o)
alles, was unvernuͤnftig iſt, dem Poͤbel am beſten gefalle, ſo begehre ich nicht zu leugnen, daß nicht bißweilen eine unvernuͤnftige Schrift von dem groͤ- ſten Haufen anders, als es billig ſeyn ſolte, aufge- nommen werde. Jch weiß wohl, was ſolchen Schriften oͤfters zu begegnen pfleget. Aber alles, was ihnen begegnet, ſind Ungluͤcks-Faͤlle, nach welchen man, ohne Unbilligkeit, von ihrem inner- lichen Werth nicht urtheilen kan, und woruͤber die guten Scribenten ſich um ſo viel weniger zu kuͤtzeln Urſache haben, je gewiſſer es iſt, daß ihre Schrif- ten denſelben eben ſo wohl unterworfen ſind, als die unſern. Es iſt noch eine groſſe Frage, ob mehr ſchlechte, als gut Schriften verlohren gegangen? Und mißbraucht man unſere Blaͤtter zu Pfeffer- Teuten, ſo hat man wohl eher in den Schriften des Livius Kaͤſe gewickelt.
Geſetzt aber, es wiederfuͤhre dieſes Ungluͤck un- ſern Schriften nur allein. Geſetzt es fiele dadurch alles, was ich von dem Vorzug, den die elenden Scribenten, in Anſehung der Anzahl ihrer Bewun- derer, vor den guten haben, bißhero geſchrieben, gaͤntzlich uͤbern Haufen; So wuͤrde doch dadurch der weſentlichen Vortreflichkeit meiner Bruͤder nicht das geringſte abgehen; weil dieſelbe ſich nicht auf die Gedancken, die andere von uns haben; ſon- dern auf unſere eigene Empfindung, und auf die gute Meinung, welche wir von uns ſelbſt hegen, gruͤndet. Unſere Feinde betriegen ſich, wenn ſie meinen, daß ich unſere Vortreflichkeit in dem Bey- fall des groͤſten Haufens ſuche.
Was ich davon geſchrieben habe, das hat kei-
nen
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(o)
alles, was unvernuͤnftig iſt, dem Poͤbel am beſten
gefalle, ſo begehre ich nicht zu leugnen, daß nicht
bißweilen eine unvernuͤnftige Schrift von dem groͤ-
ſten Haufen anders, als es billig ſeyn ſolte, aufge-
nommen werde. Jch weiß wohl, was ſolchen
Schriften oͤfters zu begegnen pfleget. Aber alles,
was ihnen begegnet, ſind Ungluͤcks-Faͤlle, nach
welchen man, ohne Unbilligkeit, von ihrem inner-
lichen Werth nicht urtheilen kan, und woruͤber die
guten Scribenten ſich um ſo viel weniger zu kuͤtzeln
Urſache haben, je gewiſſer es iſt, daß ihre Schrif-
ten denſelben eben ſo wohl unterworfen ſind, als die
unſern. Es iſt noch eine groſſe Frage, ob mehr
ſchlechte, als gut Schriften verlohren gegangen?
Und mißbraucht man unſere Blaͤtter zu Pfeffer-
Teuten, ſo hat man wohl eher in den Schriften des
Livius Kaͤſe gewickelt.
Geſetzt aber, es wiederfuͤhre dieſes Ungluͤck un-
ſern Schriften nur allein. Geſetzt es fiele dadurch
alles, was ich von dem Vorzug, den die elenden
Scribenten, in Anſehung der Anzahl ihrer Bewun-
derer, vor den guten haben, bißhero geſchrieben,
gaͤntzlich uͤbern Haufen; So wuͤrde doch dadurch
der weſentlichen Vortreflichkeit meiner Bruͤder nicht
das geringſte abgehen; weil dieſelbe ſich nicht auf
die Gedancken, die andere von uns haben; ſon-
dern auf unſere eigene Empfindung, und auf die
gute Meinung, welche wir von uns ſelbſt hegen,
gruͤndet. Unſere Feinde betriegen ſich, wenn ſie
meinen, daß ich unſere Vortreflichkeit in dem Bey-
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 532. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/624>, abgerufen am 25.11.2024.
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