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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739.

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sterben. Darauf habe die Schlange gesa-"
get: Jhr werdet nicht sterben. Uns Thie-"
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glücklicher, als vorher. Dadurch sey Eva"
bewogen worden, von dem Baum zu es-"
sen, um zu mehrer Klugheit zu gelangen,"
und GOtt gleich zu werden."

Es bleibt aber meiner Vernunft noch
immer unbegreiflich; Wie Eva, bey aller
ihrer Weißheit, so einfältig seyn können,
daß sie sich mit einem Thiere in eine Unterre-
dung eingelassen von dem sie versichert war;
daß es nicht sprechen konnte! Wir, die wir
uns einer so hohen Weißheit nicht rühmen
können, mercken gleich, daß der Teufel durch
die Schlange geredet habe, obgleich Moses
nicht ein Wort davon sagt. Wie ist es mög-
lich gewesen, daß Eva dieses nicht gemercket
hat? Sie hat unstreitig gewust, daß ein
Teufel wäre: Sie hat gewust, daß es ein bö-
ser und listiger Geist sey, der dem Menschen
sein Glück mißgönne, und mit dem sie sich
also ohne Gefahr nicht einlassen könne. Es
ist nicht glaublich, daß der gütige GOtt den
ersten Menschen eine, ihnen so unumgäng-

lich
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(o)
ten: Wenn ſie dieſes thaͤten, ſo muͤſten ſie„
ſterben. Darauf habe die Schlange geſa-„
get: Jhr werdet nicht ſterben. Uns Thie-„
ren hat GOtt das gruͤne Kraut zur Spei-„
ſe verordnet. Jch habe dieſe Ordnung uͤ-„
berſchritten, und lebe doch noch, und bin„
gluͤcklicher, als vorher. Dadurch ſey Eva„
bewogen worden, von dem Baum zu eſ-„
ſen, um zu mehrer Klugheit zu gelangen,„
und GOtt gleich zu werden.‟

Es bleibt aber meiner Vernunft noch
immer unbegreiflich; Wie Eva, bey aller
ihrer Weißheit, ſo einfaͤltig ſeyn koͤnnen,
daß ſie ſich mit einem Thiere in eine Unterre-
dung eingelaſſen von dem ſie verſichert war;
daß es nicht ſprechen konnte! Wir, die wir
uns einer ſo hohen Weißheit nicht ruͤhmen
koͤnnen, mercken gleich, daß der Teufel durch
die Schlange geredet habe, obgleich Moſes
nicht ein Wort davon ſagt. Wie iſt es moͤg-
lich geweſen, daß Eva dieſes nicht gemercket
hat? Sie hat unſtreitig gewuſt, daß ein
Teufel waͤre: Sie hat gewuſt, daß es ein boͤ-
ſer und liſtiger Geiſt ſey, der dem Menſchen
ſein Gluͤck mißgoͤnne, und mit dem ſie ſich
alſo ohne Gefahr nicht einlaſſen koͤnne. Es
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[595/0687] (o) ten: Wenn ſie dieſes thaͤten, ſo muͤſten ſie„ ſterben. Darauf habe die Schlange geſa-„ get: Jhr werdet nicht ſterben. Uns Thie-„ ren hat GOtt das gruͤne Kraut zur Spei-„ ſe verordnet. Jch habe dieſe Ordnung uͤ-„ berſchritten, und lebe doch noch, und bin„ gluͤcklicher, als vorher. Dadurch ſey Eva„ bewogen worden, von dem Baum zu eſ-„ ſen, um zu mehrer Klugheit zu gelangen,„ und GOtt gleich zu werden.‟ Es bleibt aber meiner Vernunft noch immer unbegreiflich; Wie Eva, bey aller ihrer Weißheit, ſo einfaͤltig ſeyn koͤnnen, daß ſie ſich mit einem Thiere in eine Unterre- dung eingelaſſen von dem ſie verſichert war; daß es nicht ſprechen konnte! Wir, die wir uns einer ſo hohen Weißheit nicht ruͤhmen koͤnnen, mercken gleich, daß der Teufel durch die Schlange geredet habe, obgleich Moſes nicht ein Wort davon ſagt. Wie iſt es moͤg- lich geweſen, daß Eva dieſes nicht gemercket hat? Sie hat unſtreitig gewuſt, daß ein Teufel waͤre: Sie hat gewuſt, daß es ein boͤ- ſer und liſtiger Geiſt ſey, der dem Menſchen ſein Gluͤck mißgoͤnne, und mit dem ſie ſich alſo ohne Gefahr nicht einlaſſen koͤnne. Es iſt nicht glaublich, daß der guͤtige GOtt den erſten Menſchen eine, ihnen ſo unumgaͤng- lich P p 2

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Zitationshilfe: [Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 595. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/687>, abgerufen am 22.11.2024.