Mannes nicht zu viel einbilde. Die Ein- würfe, die ich wieder einige Stellen der vortreflichen Betrachtungen des Hrn. Rein- becks über die Augsburgische Confeßion ma- che, rühren also nicht aus einem Kützel her, einem Manne zu wiedersprechen, dessen grosse Gaben ich verehre, und dessen Schrif- ten ich mit Lust und Nutzen lese: sondern bloß aus einer unschuldigen Begierde einen Satz zu behaupten, den ich vor wahr halte. Jch besorge auch gar nicht, daß der Herr Probst Reinbeck meine Freyheit übel neh- men werde. Er kan versichert seyn, daß dieselbe der besondern Hochachtung die ich vor ihn hege, nicht den geringsten Eintrag thut, und allen falls meinen Widerspruch als eine Schutz-Schrift wieder diejenigen ansehen, die ihm Schuld geben, daß er der Vernunft, zum Nachtheil der Theolo- gie, zu viel einräume.
Wenn sich übrigens der Hr. Prof. Man- zel über den Beyfall des Hrn. Reinbecks ge- freuet hat, so hat er Ursache sich zu betrü- ben, daß dieser berühmte Mann nicht in allen Stücken seiner Meinung ist. Jn un- serm Streit über die Frage: Ob der Mensch im Stande der Unschuld auch im Beyschla-
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Mannes nicht zu viel einbilde. Die Ein- wuͤrfe, die ich wieder einige Stellen der vortreflichen Betrachtungen des Hrn. Rein- becks uͤber die Augsburgiſche Confeßion ma- che, ruͤhren alſo nicht aus einem Kuͤtzel her, einem Manne zu wiederſprechen, deſſen groſſe Gaben ich verehre, und deſſen Schrif- ten ich mit Luſt und Nutzen leſe: ſondern bloß aus einer unſchuldigen Begierde einen Satz zu behaupten, den ich vor wahr halte. Jch beſorge auch gar nicht, daß der Herr Probſt Reinbeck meine Freyheit uͤbel neh- men werde. Er kan verſichert ſeyn, daß dieſelbe der beſondern Hochachtung die ich vor ihn hege, nicht den geringſten Eintrag thut, und allen falls meinen Widerſpruch als eine Schutz-Schrift wieder diejenigen anſehen, die ihm Schuld geben, daß er der Vernunft, zum Nachtheil der Theolo- gie, zu viel einraͤume.
Wenn ſich uͤbrigens der Hr. Prof. Man- zel uͤber den Beyfall des Hrn. Reinbecks ge- freuet hat, ſo hat er Urſache ſich zu betruͤ- ben, daß dieſer beruͤhmte Mann nicht in allen Stuͤcken ſeiner Meinung iſt. Jn un- ſerm Streit uͤber die Frage: Ob der Menſch im Stande der Unſchuld auch im Beyſchla-
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Mannes nicht zu viel einbilde. Die Ein-
wuͤrfe, die ich wieder einige Stellen der
vortreflichen Betrachtungen des Hrn. Rein-
becks uͤber die Augsburgiſche Confeßion ma-
che, ruͤhren alſo nicht aus einem Kuͤtzel her,
einem Manne zu wiederſprechen, deſſen
groſſe Gaben ich verehre, und deſſen Schrif-
ten ich mit Luſt und Nutzen leſe: ſondern
bloß aus einer unſchuldigen Begierde einen
Satz zu behaupten, den ich vor wahr halte.
Jch beſorge auch gar nicht, daß der Herr
Probſt Reinbeck meine Freyheit uͤbel neh-
men werde. Er kan verſichert ſeyn, daß
dieſelbe der beſondern Hochachtung die ich
vor ihn hege, nicht den geringſten Eintrag
thut, und allen falls meinen Widerſpruch
als eine Schutz-Schrift wieder diejenigen
anſehen, die ihm Schuld geben, daß er
der Vernunft, zum Nachtheil der Theolo-
gie, zu viel einraͤume.
Wenn ſich uͤbrigens der Hr. Prof. Man-
zel uͤber den Beyfall des Hrn. Reinbecks ge-
freuet hat, ſo hat er Urſache ſich zu betruͤ-
ben, daß dieſer beruͤhmte Mann nicht in
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 625. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/717>, abgerufen am 22.11.2024.
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