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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739.

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(o)
kömmt, daß der Unterscheid unter diesen Thieren so
alt als die Welt sey: oder warum er vor wahrschein-
lich hält, daß GOtt den Thieren nothwendig einerley
Natur gegeben haben müsse. Er muß dieses nicht, als
eine unstreitige Wahrheit, voraussetzen.

II. Hätte der Hr. Prof. sich deutlicher erklären
müssen, was er durch seine Gleichheit der Natur
(una aequalique natura) verstehe? Will er, daß
GOtt den Thieren gleiche Eigenschaften, gleiche
Neigungen, eine gleiche Gestalt solle gegeben, und
einerley Nahrung verordnet haben, so begehrt er et-
was, das im höchsten Grad ungereimt ist: indem die-
ses eben so viel heissen würde, als wenn man sagen
wolte, GOtt habe nicht so vielerley Arten von Thie-
ren erschafen sollen. Denn Thiere von unterschiede-
ner Art haben eine unterschiedene Natur. Will er
aber nur so viel sagen, GOtt habe die Thiere entwe-
der alle wild, oder alle zahm erschafen müssen, so be-
geht er eine vollständige petitionem principii, wann
er daher schliesset, der Unterscheid unter wilden und
zahmen Thieren könne nicht von GOtt seyn.

III. GOtt hat seine Geschöpfe dergestalt verviel-
fältiget, daß man die Arten derselben kaum alle zäh-
len kan. Man darf sich also nicht wundern, daß die
Thiere hiervon nicht ausgenommen sind. Jch glaube
auch nicht, daß der Hr. Prof. Mantzel sich an den
vielen unterschiedenen Arten der Thiere stösset: Allein,
warum kömmt ihm dann der geringe Unterscheid un-
ter den wilden und zahmen Thieren so wunderlich
vor, daß Er selbigen lieber vor eine Folge eines gewalt-
samen Zufalles, als vor eine, aus der unterschiedenen
Natur der Thiere fliessende, Sache ansehen will?

Man

(o)
koͤmmt, daß der Unterſcheid unter dieſen Thieren ſo
alt als die Welt ſey: oder warum er vor wahrſchein-
lich haͤlt, daß GOtt den Thieren nothwendig einerley
Natur gegeben haben muͤſſe. Er muß dieſes nicht, als
eine unſtreitige Wahrheit, vorausſetzen.

II. Haͤtte der Hr. Prof. ſich deutlicher erklaͤren
muͤſſen, was er durch ſeine Gleichheit der Natur
(una æqualique natura) verſtehe? Will er, daß
GOtt den Thieren gleiche Eigenſchaften, gleiche
Neigungen, eine gleiche Geſtalt ſolle gegeben, und
einerley Nahrung verordnet haben, ſo begehrt er et-
was, das im hoͤchſten Grad ungereimt iſt: indem die-
ſes eben ſo viel heiſſen wuͤrde, als wenn man ſagen
wolte, GOtt habe nicht ſo vielerley Arten von Thie-
ren erſchafen ſollen. Denn Thiere von unterſchiede-
ner Art haben eine unterſchiedene Natur. Will er
aber nur ſo viel ſagen, GOtt habe die Thiere entwe-
der alle wild, oder alle zahm erſchafen muͤſſen, ſo be-
geht er eine vollſtaͤndige petitionem principii, wann
er daher ſchlieſſet, der Unterſcheid unter wilden und
zahmen Thieren koͤnne nicht von GOtt ſeyn.

III. GOtt hat ſeine Geſchoͤpfe dergeſtalt verviel-
faͤltiget, daß man die Arten derſelben kaum alle zaͤh-
len kan. Man darf ſich alſo nicht wundern, daß die
Thiere hiervon nicht ausgenommen ſind. Jch glaube
auch nicht, daß der Hr. Prof. Mantzel ſich an den
vielen unterſchiedenen Arten der Thiere ſtoͤſſet: Allein,
warum koͤmmt ihm dann der geringe Unterſcheid un-
ter den wilden und zahmen Thieren ſo wunderlich
vor, daß Er ſelbigen lieber vor eine Folge eines gewalt-
ſamen Zufalles, als vor eine, aus der unterſchiedenen
Natur der Thiere flieſſende, Sache anſehen will?

Man
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[688/0780] (o) koͤmmt, daß der Unterſcheid unter dieſen Thieren ſo alt als die Welt ſey: oder warum er vor wahrſchein- lich haͤlt, daß GOtt den Thieren nothwendig einerley Natur gegeben haben muͤſſe. Er muß dieſes nicht, als eine unſtreitige Wahrheit, vorausſetzen. II. Haͤtte der Hr. Prof. ſich deutlicher erklaͤren muͤſſen, was er durch ſeine Gleichheit der Natur (una æqualique natura) verſtehe? Will er, daß GOtt den Thieren gleiche Eigenſchaften, gleiche Neigungen, eine gleiche Geſtalt ſolle gegeben, und einerley Nahrung verordnet haben, ſo begehrt er et- was, das im hoͤchſten Grad ungereimt iſt: indem die- ſes eben ſo viel heiſſen wuͤrde, als wenn man ſagen wolte, GOtt habe nicht ſo vielerley Arten von Thie- ren erſchafen ſollen. Denn Thiere von unterſchiede- ner Art haben eine unterſchiedene Natur. Will er aber nur ſo viel ſagen, GOtt habe die Thiere entwe- der alle wild, oder alle zahm erſchafen muͤſſen, ſo be- geht er eine vollſtaͤndige petitionem principii, wann er daher ſchlieſſet, der Unterſcheid unter wilden und zahmen Thieren koͤnne nicht von GOtt ſeyn. III. GOtt hat ſeine Geſchoͤpfe dergeſtalt verviel- faͤltiget, daß man die Arten derſelben kaum alle zaͤh- len kan. Man darf ſich alſo nicht wundern, daß die Thiere hiervon nicht ausgenommen ſind. Jch glaube auch nicht, daß der Hr. Prof. Mantzel ſich an den vielen unterſchiedenen Arten der Thiere ſtoͤſſet: Allein, warum koͤmmt ihm dann der geringe Unterſcheid un- ter den wilden und zahmen Thieren ſo wunderlich vor, daß Er ſelbigen lieber vor eine Folge eines gewalt- ſamen Zufalles, als vor eine, aus der unterſchiedenen Natur der Thiere flieſſende, Sache anſehen will? Man

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Zitationshilfe: [Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 688. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/780>, abgerufen am 21.11.2024.