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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739.

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(o)

Was übrigens den Mangel der Ernst-
haftigkeit betrift, den man mir vorwirft, so
begehre ich nicht zu leugnen, daß ich gescher-
tzet, und über die Fehler meiner Gegner gela-
chet habe. Jch glaube aber nicht, daß dieses
eine Sünde sey. Man kan nicht allemahl
ehrbar seyn. Der Schertz hat oft seinen
Nutzen, so wohl als der Ernst.

. . . . . . . Ridiculum acri
Fortius & melius magnas plerumque

secat res (12).

Jch habe über die Fehler meiner Gegner ge-
lachet: Aber waren sie nicht lächerlich? Soll-
te ich darüber weinen? Sollte ich mich über
fremde Thorheiten betrüben? So traurig
bin ich nicht. Wer es thun will, der thue es
immerhin: Aber er muß wissen, daß er in mei-
nen Augen noch lächerlicher ist, als derjeni-
ge, über dessen Thorheit er sich betrübet. Ein
solcher Schwermüthiger kan unmöglich ei-
ne fröliche Stunde haben, und ich möchte
lieber nicht gebohren seyn, als in einem sol-
chen Zustande leben. Wollen die Feinde der
Freude mich darum unter die Unwiederge-
bohrnen rechnen, so muß ich es geschehen las-
sen: Sie werden mir aber dann auch er-
lauben, daß ich ihre murrische Schwer-

muth
(12) Horas. Lib. 1. Sat. 10.
(o)

Was uͤbrigens den Mangel der Ernſt-
haftigkeit betrift, den man mir vorwirft, ſo
begehre ich nicht zu leugnen, daß ich geſcher-
tzet, und uͤber die Fehler meiner Gegner gela-
chet habe. Jch glaube aber nicht, daß dieſes
eine Suͤnde ſey. Man kan nicht allemahl
ehrbar ſeyn. Der Schertz hat oft ſeinen
Nutzen, ſo wohl als der Ernſt.

. . . . . . . Ridiculum acri
Fortius & melius magnas plerumque

ſecat res (12).

Jch habe uͤber die Fehler meiner Gegner ge-
lachet: Aber waren ſie nicht laͤcherlich? Soll-
te ich daruͤber weinen? Sollte ich mich uͤber
fremde Thorheiten betruͤben? So traurig
bin ich nicht. Wer es thun will, der thue es
im̃erhin: Aber er muß wiſſen, daß er in mei-
nen Augen noch laͤcherlicher iſt, als derjeni-
ge, uͤber deſſen Thorheit er ſich betruͤbet. Ein
ſolcher Schwermuͤthiger kan unmoͤglich ei-
ne froͤliche Stunde haben, und ich moͤchte
lieber nicht gebohren ſeyn, als in einem ſol-
chen Zuſtande leben. Wollen die Feinde der
Freude mich darum unter die Unwiederge-
bohrnen rechnen, ſo muß ich es geſchehen laſ-
ſen: Sie werden mir aber dann auch er-
lauben, daß ich ihre murriſche Schwer-

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(12) Horas. Lib. 1. Sat. 10.
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[80/0084] (o) Was uͤbrigens den Mangel der Ernſt- haftigkeit betrift, den man mir vorwirft, ſo begehre ich nicht zu leugnen, daß ich geſcher- tzet, und uͤber die Fehler meiner Gegner gela- chet habe. Jch glaube aber nicht, daß dieſes eine Suͤnde ſey. Man kan nicht allemahl ehrbar ſeyn. Der Schertz hat oft ſeinen Nutzen, ſo wohl als der Ernſt. . . . . . . . Ridiculum acri Fortius & melius magnas plerumque ſecat res (12). Jch habe uͤber die Fehler meiner Gegner ge- lachet: Aber waren ſie nicht laͤcherlich? Soll- te ich daruͤber weinen? Sollte ich mich uͤber fremde Thorheiten betruͤben? So traurig bin ich nicht. Wer es thun will, der thue es im̃erhin: Aber er muß wiſſen, daß er in mei- nen Augen noch laͤcherlicher iſt, als derjeni- ge, uͤber deſſen Thorheit er ſich betruͤbet. Ein ſolcher Schwermuͤthiger kan unmoͤglich ei- ne froͤliche Stunde haben, und ich moͤchte lieber nicht gebohren ſeyn, als in einem ſol- chen Zuſtande leben. Wollen die Feinde der Freude mich darum unter die Unwiederge- bohrnen rechnen, ſo muß ich es geſchehen laſ- ſen: Sie werden mir aber dann auch er- lauben, daß ich ihre murriſche Schwer- muth (12) Horas. Lib. 1. Sat. 10.

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Zitationshilfe: [Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/84>, abgerufen am 04.12.2024.