Was übrigens den Mangel der Ernst- haftigkeit betrift, den man mir vorwirft, so begehre ich nicht zu leugnen, daß ich gescher- tzet, und über die Fehler meiner Gegner gela- chet habe. Jch glaube aber nicht, daß dieses eine Sünde sey. Man kan nicht allemahl ehrbar seyn. Der Schertz hat oft seinen Nutzen, so wohl als der Ernst.
Jch habe über die Fehler meiner Gegner ge- lachet: Aber waren sie nicht lächerlich? Soll- te ich darüber weinen? Sollte ich mich über fremde Thorheiten betrüben? So traurig bin ich nicht. Wer es thun will, der thue es immerhin: Aber er muß wissen, daß er in mei- nen Augen noch lächerlicher ist, als derjeni- ge, über dessen Thorheit er sich betrübet. Ein solcher Schwermüthiger kan unmöglich ei- ne fröliche Stunde haben, und ich möchte lieber nicht gebohren seyn, als in einem sol- chen Zustande leben. Wollen die Feinde der Freude mich darum unter die Unwiederge- bohrnen rechnen, so muß ich es geschehen las- sen: Sie werden mir aber dann auch er- lauben, daß ich ihre murrische Schwer-
muth
(12)Horas. Lib. 1. Sat. 10.
(o)
Was uͤbrigens den Mangel der Ernſt- haftigkeit betrift, den man mir vorwirft, ſo begehre ich nicht zu leugnen, daß ich geſcher- tzet, und uͤber die Fehler meiner Gegner gela- chet habe. Jch glaube aber nicht, daß dieſes eine Suͤnde ſey. Man kan nicht allemahl ehrbar ſeyn. Der Schertz hat oft ſeinen Nutzen, ſo wohl als der Ernſt.
Jch habe uͤber die Fehler meiner Gegner ge- lachet: Aber waren ſie nicht laͤcherlich? Soll- te ich daruͤber weinen? Sollte ich mich uͤber fremde Thorheiten betruͤben? So traurig bin ich nicht. Wer es thun will, der thue es im̃erhin: Aber er muß wiſſen, daß er in mei- nen Augen noch laͤcherlicher iſt, als derjeni- ge, uͤber deſſen Thorheit er ſich betruͤbet. Ein ſolcher Schwermuͤthiger kan unmoͤglich ei- ne froͤliche Stunde haben, und ich moͤchte lieber nicht gebohren ſeyn, als in einem ſol- chen Zuſtande leben. Wollen die Feinde der Freude mich darum unter die Unwiederge- bohrnen rechnen, ſo muß ich es geſchehen laſ- ſen: Sie werden mir aber dann auch er- lauben, daß ich ihre murriſche Schwer-
muth
(12)Horas. Lib. 1. Sat. 10.
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(o)
Was uͤbrigens den Mangel der Ernſt-
haftigkeit betrift, den man mir vorwirft, ſo
begehre ich nicht zu leugnen, daß ich geſcher-
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chet habe. Jch glaube aber nicht, daß dieſes
eine Suͤnde ſey. Man kan nicht allemahl
ehrbar ſeyn. Der Schertz hat oft ſeinen
Nutzen, ſo wohl als der Ernſt.
. . . . . . . Ridiculum acri
Fortius & melius magnas plerumque
ſecat res (12).
Jch habe uͤber die Fehler meiner Gegner ge-
lachet: Aber waren ſie nicht laͤcherlich? Soll-
te ich daruͤber weinen? Sollte ich mich uͤber
fremde Thorheiten betruͤben? So traurig
bin ich nicht. Wer es thun will, der thue es
im̃erhin: Aber er muß wiſſen, daß er in mei-
nen Augen noch laͤcherlicher iſt, als derjeni-
ge, uͤber deſſen Thorheit er ſich betruͤbet. Ein
ſolcher Schwermuͤthiger kan unmoͤglich ei-
ne froͤliche Stunde haben, und ich moͤchte
lieber nicht gebohren ſeyn, als in einem ſol-
chen Zuſtande leben. Wollen die Feinde der
Freude mich darum unter die Unwiederge-
bohrnen rechnen, ſo muß ich es geſchehen laſ-
ſen: Sie werden mir aber dann auch er-
lauben, daß ich ihre murriſche Schwer-
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(12) Horas. Lib. 1. Sat. 10.
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/84>, abgerufen am 04.12.2024.
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