nicht gespottet, sondern ihn nach Würden gelobt, auch dessen Anmerckungen über die Paßion sich als ein Muster der Vortreflichkeit zur Nachahmung er- kohren, und nichts gesagt habe, was ihm zur Beschim- pfung gereichen könne. Gedachte Anmerckungen, heißt es ferner, wären deßwegen unter einem verstell- ten Nahmen herausgekommen, um mit desto meh- rerer Sicherheit zu vernehmen, was kluge Leute von des X. Y. Z. ersten Schrift urtheilen würden. Daß man sagt, er habe die Nachahmung glücklich getroffen, ist ihm lieb zu vernehmen; denen aber widerspricht er kräftiglich, welche in der irrigen Meynung stecken, man habe des Hrn. Mag. gespot- tet, und ihn durch dergleichen Lobes-Erhebungen lächerlich zu machen gesucht. Der Hr. Mag. Sie- vers müsse, nach der theologischen Regel, von den eigentlichen Worten eines Scribenten nicht abwei- chen. Sey er auf das ihm gegebene Lob zornig, so mache er sich dadurch verdächtig, und verachte seine eigene Arbeit. Am angenehmsten ist zu lesen, was von des Herrn Mag. Sievers Predigten zu St. An- nen in Lübeck erzehlet wird, wie er allda seine Zu- hörer in der tiefen Theologie unterrichte, daß sie die Gnosticos, Valentinianer, und andere sowohl alte als neue Ketzer widerlegen können. Eine andächti- ge Frau soll aus seinen Predigten einen solchen Ei- fer gegen den Dippel geschöpft haben, daß, als sie im Traum mit diesem Ketzer zu thun gehabt, ihren Mann unwissend in das rechte Auge geschlagen, daß es ihm braun und blau geworden. Endlich aber wird dem Herrn Mag. Sievers im Ernst vorgehal- ten, wie unbedachtsam er in einer seiner Predigten
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nicht geſpottet, ſondern ihn nach Wuͤrden gelobt, auch deſſen Anmerckungen uͤber die Paßion ſich als ein Muſter der Vortreflichkeit zur Nachahmung er- kohren, und nichts geſagt habe, was ihm zur Beſchim- pfung gereichen koͤnne. Gedachte Anmerckungen, heißt es ferner, waͤren deßwegen unter einem verſtell- ten Nahmen herausgekommen, um mit deſto meh- rerer Sicherheit zu vernehmen, was kluge Leute von des X. Y. Z. erſten Schrift urtheilen wuͤrden. Daß man ſagt, er habe die Nachahmung gluͤcklich getroffen, iſt ihm lieb zu vernehmen; denen aber widerſpricht er kraͤftiglich, welche in der irrigen Meynung ſtecken, man habe des Hrn. Mag. geſpot- tet, und ihn durch dergleichen Lobes-Erhebungen laͤcherlich zu machen geſucht. Der Hr. Mag. Sie- vers muͤſſe, nach der theologiſchen Regel, von den eigentlichen Worten eines Scribenten nicht abwei- chen. Sey er auf das ihm gegebene Lob zornig, ſo mache er ſich dadurch verdaͤchtig, und verachte ſeine eigene Arbeit. Am angenehmſten iſt zu leſen, was von des Herrn Mag. Sievers Predigten zu St. An- nen in Luͤbeck erzehlet wird, wie er allda ſeine Zu- hoͤrer in der tiefen Theologie unterrichte, daß ſie die Gnoſticos, Valentinianer, und andere ſowohl alte als neue Ketzer widerlegen koͤnnen. Eine andaͤchti- ge Frau ſoll aus ſeinen Predigten einen ſolchen Ei- fer gegen den Dippel geſchoͤpft haben, daß, als ſie im Traum mit dieſem Ketzer zu thun gehabt, ihren Mann unwiſſend in das rechte Auge geſchlagen, daß es ihm braun und blau geworden. Endlich aber wird dem Herrn Mag. Sievers im Ernſt vorgehal- ten, wie unbedachtſam er in einer ſeiner Predigten
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nicht geſpottet, ſondern ihn nach Wuͤrden gelobt,
auch deſſen Anmerckungen uͤber die Paßion ſich als
ein Muſter der Vortreflichkeit zur Nachahmung er-
kohren, und nichts geſagt habe, was ihm zur Beſchim-
pfung gereichen koͤnne. Gedachte Anmerckungen,
heißt es ferner, waͤren deßwegen unter einem verſtell-
ten Nahmen herausgekommen, um mit deſto meh-
rerer Sicherheit zu vernehmen, was kluge Leute
von des X. Y. Z. erſten Schrift urtheilen wuͤrden.
Daß man ſagt, er habe die Nachahmung gluͤcklich
getroffen, iſt ihm lieb zu vernehmen; denen aber
widerſpricht er kraͤftiglich, welche in der irrigen
Meynung ſtecken, man habe des Hrn. Mag. geſpot-
tet, und ihn durch dergleichen Lobes-Erhebungen
laͤcherlich zu machen geſucht. Der Hr. Mag. Sie-
vers muͤſſe, nach der theologiſchen Regel, von den
eigentlichen Worten eines Scribenten nicht abwei-
chen. Sey er auf das ihm gegebene Lob zornig, ſo
mache er ſich dadurch verdaͤchtig, und verachte ſeine
eigene Arbeit. Am angenehmſten iſt zu leſen, was
von des Herrn Mag. Sievers Predigten zu St. An-
nen in Luͤbeck erzehlet wird, wie er allda ſeine Zu-
hoͤrer in der tiefen Theologie unterrichte, daß ſie die
Gnoſticos, Valentinianer, und andere ſowohl alte
als neue Ketzer widerlegen koͤnnen. Eine andaͤchti-
ge Frau ſoll aus ſeinen Predigten einen ſolchen Ei-
fer gegen den Dippel geſchoͤpft haben, daß, als ſie
im Traum mit dieſem Ketzer zu thun gehabt, ihren
Mann unwiſſend in das rechte Auge geſchlagen,
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 810. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/902>, abgerufen am 22.11.2024.
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