Hrn. Prof. Philippi sey eine Schmäh-Schrift, in welcher derselbe sich nicht nur an dem Hrn. Hof- Rath Wolf, sondern auch an GOtt, und diejeni- gen, die, wie er p. 14. Not. k. redet, in dem Häl- lischen Waysenhause an dem Wercke des HErrn arbeiten, gröblich versündiget. Er hält sich daher in seinem Gewissen verbunden, den Vorwitz des Hrn. Prof. Philippi mit Ernst zu bestrafen. Zu dem Ende hat er einen gantzen Bogen mit Deut- schen Versen bemackelt, in welchen er dem Herrn Prof. Philippi vermeinten Unverstand, Eigen-Lie- be, Schmäh-Sucht und dergleichen Fehler, auf eine ziemlich plumpe Art vorwirft. Was sich nicht in Reime zwingen lassen wollen, hat er in ge- wisse Anmerckungen eingeschlossen, und diese unge- bundene Anmerckungen sind eben so ungereimt, als der gereimte Text, den sie erläutern sollen. Aus beyden leuchtet die eigene Schwäche des Verfassers so deutlich hervor, daß man leicht siehet, wie er gar nicht gebohren, andern Leuten die ihrige zu zeigen. Niemand hat jemahlen den Titul eines unbesonnenen Critici besser verdienet, als eben er, und es müste viel seyn, wenn sein Vorwitz unbe- straft bleiben solte. Der gute Herr Grimaldo, so nennet sich der Verfasser in seinem letzten Verse, wird sein Unglück nicht übersehen, wo sein verderb- tes Priesterthum, so er p. 15. Not. l. ehestens ans Licht zu stellen verspricht, nicht besser geräth, als seine nachdrückliche Erinnerung an den Hrn. Prof. Philippi, und wir rathen ihm wohlmeinentlich, sowol mit diesem Büchlein zu Hause zu bleiben, als auch die gelehrte Welt mit ferneren Straf-Predig-
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Hrn. Prof. Philippi ſey eine Schmaͤh-Schrift, in welcher derſelbe ſich nicht nur an dem Hrn. Hof- Rath Wolf, ſondern auch an GOtt, und diejeni- gen, die, wie er p. 14. Not. k. redet, in dem Haͤl- liſchen Wayſenhauſe an dem Wercke des HErrn arbeiten, groͤblich verſuͤndiget. Er haͤlt ſich daher in ſeinem Gewiſſen verbunden, den Vorwitz des Hrn. Prof. Philippi mit Ernſt zu beſtrafen. Zu dem Ende hat er einen gantzen Bogen mit Deut- ſchen Verſen bemackelt, in welchen er dem Herrn Prof. Philippi vermeinten Unverſtand, Eigen-Lie- be, Schmaͤh-Sucht und dergleichen Fehler, auf eine ziemlich plumpe Art vorwirft. Was ſich nicht in Reime zwingen laſſen wollen, hat er in ge- wiſſe Anmerckungen eingeſchloſſen, und dieſe unge- bundene Anmerckungen ſind eben ſo ungereimt, als der gereimte Text, den ſie erlaͤutern ſollen. Aus beyden leuchtet die eigene Schwaͤche des Verfaſſers ſo deutlich hervor, daß man leicht ſiehet, wie er gar nicht gebohren, andern Leuten die ihrige zu zeigen. Niemand hat jemahlen den Titul eines unbeſonnenen Critici beſſer verdienet, als eben er, und es muͤſte viel ſeyn, wenn ſein Vorwitz unbe- ſtraft bleiben ſolte. Der gute Herr Grimaldo, ſo nennet ſich der Verfaſſer in ſeinem letzten Verſe, wird ſein Ungluͤck nicht uͤberſehen, wo ſein verderb- tes Prieſterthum, ſo er p. 15. Not. l. eheſtens ans Licht zu ſtellen verſpricht, nicht beſſer geraͤth, als ſeine nachdruͤckliche Erinnerung an den Hrn. Prof. Philippi, und wir rathen ihm wohlmeinentlich, ſowol mit dieſem Buͤchlein zu Hauſe zu bleiben, als auch die gelehrte Welt mit ferneren Straf-Predig-
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Hrn. Prof. Philippi ſey eine Schmaͤh-Schrift, in
welcher derſelbe ſich nicht nur an dem Hrn. Hof-
Rath Wolf, ſondern auch an GOtt, und diejeni-
gen, die, wie er p. 14. Not. k. redet, in dem Haͤl-
liſchen Wayſenhauſe an dem Wercke des HErrn
arbeiten, groͤblich verſuͤndiget. Er haͤlt ſich daher
in ſeinem Gewiſſen verbunden, den Vorwitz des
Hrn. Prof. Philippi mit Ernſt zu beſtrafen. Zu
dem Ende hat er einen gantzen Bogen mit Deut-
ſchen Verſen bemackelt, in welchen er dem Herrn
Prof. Philippi vermeinten Unverſtand, Eigen-Lie-
be, Schmaͤh-Sucht und dergleichen Fehler, auf
eine ziemlich plumpe Art vorwirft. Was ſich
nicht in Reime zwingen laſſen wollen, hat er in ge-
wiſſe Anmerckungen eingeſchloſſen, und dieſe unge-
bundene Anmerckungen ſind eben ſo ungereimt, als
der gereimte Text, den ſie erlaͤutern ſollen. Aus
beyden leuchtet die eigene Schwaͤche des Verfaſſers
ſo deutlich hervor, daß man leicht ſiehet, wie er
gar nicht gebohren, andern Leuten die ihrige zu
zeigen. Niemand hat jemahlen den Titul eines
unbeſonnenen Critici beſſer verdienet, als eben er,
und es muͤſte viel ſeyn, wenn ſein Vorwitz unbe-
ſtraft bleiben ſolte. Der gute Herr Grimaldo, ſo
nennet ſich der Verfaſſer in ſeinem letzten Verſe,
wird ſein Ungluͤck nicht uͤberſehen, wo ſein verderb-
tes Prieſterthum, ſo er p. 15. Not. l. eheſtens ans
Licht zu ſtellen verſpricht, nicht beſſer geraͤth, als
ſeine nachdruͤckliche Erinnerung an den Hrn. Prof.
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 842. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/934>, abgerufen am 21.11.2024.
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