Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Liszt, Franz von: Das deutsche Reichsstrafrecht. Berlin u. a., 1881.

Bild:
<< vorherige Seite

Erst. Buch. IV. Das Verbr. als schuldh. rechtswidr. Handl.
Strafe auch der fahrlässigen Begehung in folgenden
Fällen:

StGB. § 186 üble Nachrede; §§. 222 und 230
Tötung und Körperverletzung; §§. 121 und 347 Ent-
weichenlassen von Gefangenen; 163 Falscheid; 259 Par-
tiererei (vgl. unten IV a. E.); 309, 311, 314, 316, 318,
326, 329 gemeingefährliche Delikte; 345 Vollstreckung einer
nicht zu vollstreckenden Strafe.

Nebengesetze: die Urhebergesetze vom 11. Juni 1870
§§. 18, 20, 24; 9. Januar 1876 §. 16, 10. Januar 1876
§. 9, 11. Januar 1876 §. 14; Seemannsordnung vom
27. Dezember 1872 §§. 94 und 97; Preßgesetz vom
7. Mai 1874 §. 21;2 Gesetz betreffend Beseitigung von
Ansteckungsstoffen bei Viehbeförderung vom 25. Februar
1876 §. 5 (interessant für den Begriff der Fahrlässigkeit);
Nahrungsmittelgesetz vom 14. Mai 1879 §§. 11 und 14;
Gesetz betreffend Zuwiderhandlungen gegen die zur Ab-
wehr der Rinderpest erlassenen Vieheinfuhrverbote vom
21. Mai 1878 §§. 3 u. 4 (das Impfges. v. 8. April 1874
§. 17 gehört nur scheinbar hieher).

IV. Grade der Fahrlässigkeit. Das positive Recht
hat in zwei Fällen die Fahrlässigkeit als eine qualifizierte
behandelt, wenn der Thäter zu der von ihm außer Acht
gelassenen Sorgfalt "vermöge seines Amtes, Berufes oder
Gewerbes besonders verpflichtet war" (StGB. §§. 222 und
230 Tötung und Körperverletzung).

Von dieser besonderen Anordnung des Gesetzes abgesehen,
sind zwei Stufen der Strafbarkeit innerhalb der Fahrlässig-
keit zu unterscheiden:

2 [Spaltenumbruch] Daß es sich hier um den
gewöhnlichen Begriff der Fahr-[Spaltenumbruch] lässigkeit handelt. s. bei Liszt
Preßrecht §. 51 f.

Erſt. Buch. IV. Das Verbr. als ſchuldh. rechtswidr. Handl.
Strafe auch der fahrläſſigen Begehung in folgenden
Fällen:

StGB. § 186 üble Nachrede; §§. 222 und 230
Tötung und Körperverletzung; §§. 121 und 347 Ent-
weichenlaſſen von Gefangenen; 163 Falſcheid; 259 Par-
tiererei (vgl. unten IV a. E.); 309, 311, 314, 316, 318,
326, 329 gemeingefährliche Delikte; 345 Vollſtreckung einer
nicht zu vollſtreckenden Strafe.

Nebengeſetze: die Urhebergeſetze vom 11. Juni 1870
§§. 18, 20, 24; 9. Januar 1876 §. 16, 10. Januar 1876
§. 9, 11. Januar 1876 §. 14; Seemannsordnung vom
27. Dezember 1872 §§. 94 und 97; Preßgeſetz vom
7. Mai 1874 §. 21;2 Geſetz betreffend Beſeitigung von
Anſteckungsſtoffen bei Viehbeförderung vom 25. Februar
1876 §. 5 (intereſſant für den Begriff der Fahrläſſigkeit);
Nahrungsmittelgeſetz vom 14. Mai 1879 §§. 11 und 14;
Geſetz betreffend Zuwiderhandlungen gegen die zur Ab-
wehr der Rinderpeſt erlaſſenen Vieheinfuhrverbote vom
21. Mai 1878 §§. 3 u. 4 (das Impfgeſ. v. 8. April 1874
§. 17 gehört nur ſcheinbar hieher).

IV. Grade der Fahrläſſigkeit. Das poſitive Recht
hat in zwei Fällen die Fahrläſſigkeit als eine qualifizierte
behandelt, wenn der Thäter zu der von ihm außer Acht
gelaſſenen Sorgfalt „vermöge ſeines Amtes, Berufes oder
Gewerbes beſonders verpflichtet war“ (StGB. §§. 222 und
230 Tötung und Körperverletzung).

Von dieſer beſonderen Anordnung des Geſetzes abgeſehen,
ſind zwei Stufen der Strafbarkeit innerhalb der Fahrläſſig-
keit zu unterſcheiden:

2 [Spaltenumbruch] Daß es ſich hier um den
gewöhnlichen Begriff der Fahr-[Spaltenumbruch] läſſigkeit handelt. ſ. bei Liszt
Preßrecht §. 51 f.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0146" n="120"/><fw place="top" type="header">Er&#x017F;t. Buch. <hi rendition="#aq">IV.</hi> Das Verbr. als &#x017F;chuldh. rechtswidr. Handl.</fw><lb/>
Strafe auch der fahrlä&#x017F;&#x017F;igen Begehung in folgenden<lb/>
Fällen:</p><lb/>
                <p>StGB. § 186 üble Nachrede; §§. 222 und 230<lb/>
Tötung und Körperverletzung; §§. 121 und 347 Ent-<lb/>
weichenla&#x017F;&#x017F;en von Gefangenen; 163 Fal&#x017F;cheid; 259 Par-<lb/>
tiererei (vgl. unten <hi rendition="#aq">IV</hi> a. E.); 309, 311, 314, 316, 318,<lb/>
326, 329 gemeingefährliche Delikte; 345 Voll&#x017F;treckung einer<lb/>
nicht zu voll&#x017F;treckenden Strafe.</p><lb/>
                <p><hi rendition="#g">Nebenge&#x017F;etze</hi>: die Urheberge&#x017F;etze vom 11. Juni 1870<lb/>
§§. 18, 20, 24; 9. Januar 1876 §. 16, 10. Januar 1876<lb/>
§. 9, 11. Januar 1876 §. 14; Seemannsordnung vom<lb/>
27. Dezember 1872 §§. 94 und 97; Preßge&#x017F;etz vom<lb/>
7. Mai 1874 §. 21;<note place="foot" n="2"><cb/>
Daß es &#x017F;ich hier um den<lb/>
gewöhnlichen Begriff der Fahr-<cb/>&#x017F;&#x017F;igkeit handelt. &#x017F;. bei <hi rendition="#g">Liszt</hi><lb/>
Preßrecht §. 51 f.</note> Ge&#x017F;etz betreffend Be&#x017F;eitigung von<lb/>
An&#x017F;teckungs&#x017F;toffen bei Viehbeförderung vom 25. Februar<lb/>
1876 §. 5 (intere&#x017F;&#x017F;ant für den Begriff der Fahrlä&#x017F;&#x017F;igkeit);<lb/>
Nahrungsmittelge&#x017F;etz vom 14. Mai 1879 §§. 11 und 14;<lb/>
Ge&#x017F;etz betreffend Zuwiderhandlungen gegen die zur Ab-<lb/>
wehr der Rinderpe&#x017F;t erla&#x017F;&#x017F;enen Vieheinfuhrverbote vom<lb/>
21. Mai 1878 §§. 3 u. 4 (das Impfge&#x017F;. v. 8. April 1874<lb/>
§. 17 gehört nur &#x017F;cheinbar hieher).</p><lb/>
                <p><hi rendition="#aq">IV.</hi><hi rendition="#g">Grade der Fahrlä&#x017F;&#x017F;igkeit</hi>. Das po&#x017F;itive Recht<lb/>
hat in zwei Fällen die Fahrlä&#x017F;&#x017F;igkeit als eine qualifizierte<lb/>
behandelt, wenn der Thäter zu der von ihm außer Acht<lb/>
gela&#x017F;&#x017F;enen Sorgfalt &#x201E;vermöge &#x017F;eines Amtes, Berufes oder<lb/>
Gewerbes be&#x017F;onders verpflichtet war&#x201C; (StGB. §§. 222 und<lb/>
230 Tötung und Körperverletzung).</p><lb/>
                <p>Von die&#x017F;er be&#x017F;onderen Anordnung des Ge&#x017F;etzes abge&#x017F;ehen,<lb/>
&#x017F;ind zwei Stufen der Strafbarkeit innerhalb der Fahrlä&#x017F;&#x017F;ig-<lb/>
keit zu unter&#x017F;cheiden:</p><lb/>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[120/0146] Erſt. Buch. IV. Das Verbr. als ſchuldh. rechtswidr. Handl. Strafe auch der fahrläſſigen Begehung in folgenden Fällen: StGB. § 186 üble Nachrede; §§. 222 und 230 Tötung und Körperverletzung; §§. 121 und 347 Ent- weichenlaſſen von Gefangenen; 163 Falſcheid; 259 Par- tiererei (vgl. unten IV a. E.); 309, 311, 314, 316, 318, 326, 329 gemeingefährliche Delikte; 345 Vollſtreckung einer nicht zu vollſtreckenden Strafe. Nebengeſetze: die Urhebergeſetze vom 11. Juni 1870 §§. 18, 20, 24; 9. Januar 1876 §. 16, 10. Januar 1876 §. 9, 11. Januar 1876 §. 14; Seemannsordnung vom 27. Dezember 1872 §§. 94 und 97; Preßgeſetz vom 7. Mai 1874 §. 21; 2 Geſetz betreffend Beſeitigung von Anſteckungsſtoffen bei Viehbeförderung vom 25. Februar 1876 §. 5 (intereſſant für den Begriff der Fahrläſſigkeit); Nahrungsmittelgeſetz vom 14. Mai 1879 §§. 11 und 14; Geſetz betreffend Zuwiderhandlungen gegen die zur Ab- wehr der Rinderpeſt erlaſſenen Vieheinfuhrverbote vom 21. Mai 1878 §§. 3 u. 4 (das Impfgeſ. v. 8. April 1874 §. 17 gehört nur ſcheinbar hieher). IV. Grade der Fahrläſſigkeit. Das poſitive Recht hat in zwei Fällen die Fahrläſſigkeit als eine qualifizierte behandelt, wenn der Thäter zu der von ihm außer Acht gelaſſenen Sorgfalt „vermöge ſeines Amtes, Berufes oder Gewerbes beſonders verpflichtet war“ (StGB. §§. 222 und 230 Tötung und Körperverletzung). Von dieſer beſonderen Anordnung des Geſetzes abgeſehen, ſind zwei Stufen der Strafbarkeit innerhalb der Fahrläſſig- keit zu unterſcheiden: 2 Daß es ſich hier um den gewöhnlichen Begriff der Fahr- läſſigkeit handelt. ſ. bei Liszt Preßrecht §. 51 f.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/liszt_reichsstrafrecht_1881
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/liszt_reichsstrafrecht_1881/146
Zitationshilfe: Liszt, Franz von: Das deutsche Reichsstrafrecht. Berlin u. a., 1881, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liszt_reichsstrafrecht_1881/146>, abgerufen am 21.11.2024.