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Liszt, Franz von: Das deutsche Reichsstrafrecht. Berlin u. a., 1881.

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Der Diebstahl. §. 64.

3. Diebstahl im 2. Rückfall19 (StGB. §§. 244 und
245). Voraussetzung: zweimalige frühere Bestrafung im In-
lande
20 wegen Diebstahl, Raub, räuberischen Diebstahls und
räuberischer Erpressung und Hehlerei. Die Vorstrafen müssen
ganz oder teilweise verbüßt oder erlassen sein. Ein 10jäh-
riger Zeitraum von Verbüßung oder Erlaß der letzten21
Strafe bis zur Begehung des neuen Diebstahls schützt vor
der Rückfallsstrafe (sogenannte Rückfallsverjährung).
Die Strafe beträgt:

a) für einfachen Diebstahl (StGB. §. 242) Zuchthaus
bis zu 10 Jahren, bei mildernden Umständen Gefängnis
nicht unter 3 Monaten;
b) für schweren Diebstahl (StGB. §. 243) Zuchthaus
nicht unter 2 Jahren, bei mildernden Umständen Ge-
fängnis nicht unter einem Jahre.

4. Räuberischer Diebstahl (StGB. §. 252), wenn
der Dieb auf frischer That betroffen, gegen eine Person (in
hominem
) Gewalt verübt (vgl. oben §. 63 I 1 a) oder Dro-
hungen (vgl. oben §. 63 I 1 b) mit gegenwärtiger Gefahr
für Leib oder Leben anwendet, um sich im Besitze des ge-
stohlenen Gutes zu erhalten.

Strafe: die des Raubes (vgl. unten §. 66).

5. Privilegierte Fälle22 (StGB. §. 247):

a) Diebstahl von Verwandten aufsteigender Linie gegen
Verwandte absteigender Linie oder zwischen Ehegatten
begangen (§. 257 Abs. 2), bleibt straflos (subjektiver
Strafausschließungsgrund, vgl. oben §. 30 III 3);
19 [Spaltenumbruch] Begriff oben §. 41 I. Be-
handlung oben §. 54 I 1.
20 [Spaltenumbruch] Begriff oben §. 13 III.
21 [Spaltenumbruch] Der zwischen der ersten
und zweiten Verurteilung ver-[Spaltenumbruch] strichene Zeitraum ist gleichgül-
tig: vgl. RGR. 4. März 1880,
R I 425, E I 246; 29. Mai
1880, R I 833.
22 [Spaltenumbruch] Vgl. Voitus GS. XXX.
Der Diebſtahl. §. 64.

3. Diebſtahl im 2. Rückfall19 (StGB. §§. 244 und
245). Vorausſetzung: zweimalige frühere Beſtrafung im In-
lande
20 wegen Diebſtahl, Raub, räuberiſchen Diebſtahls und
räuberiſcher Erpreſſung und Hehlerei. Die Vorſtrafen müſſen
ganz oder teilweiſe verbüßt oder erlaſſen ſein. Ein 10jäh-
riger Zeitraum von Verbüßung oder Erlaß der letzten21
Strafe bis zur Begehung des neuen Diebſtahls ſchützt vor
der Rückfallsſtrafe (ſogenannte Rückfallsverjährung).
Die Strafe beträgt:

a) für einfachen Diebſtahl (StGB. §. 242) Zuchthaus
bis zu 10 Jahren, bei mildernden Umſtänden Gefängnis
nicht unter 3 Monaten;
b) für ſchweren Diebſtahl (StGB. §. 243) Zuchthaus
nicht unter 2 Jahren, bei mildernden Umſtänden Ge-
fängnis nicht unter einem Jahre.

4. Räuberiſcher Diebſtahl (StGB. §. 252), wenn
der Dieb auf friſcher That betroffen, gegen eine Perſon (in
hominem
) Gewalt verübt (vgl. oben §. 63 I 1 a) oder Dro-
hungen (vgl. oben §. 63 I 1 b) mit gegenwärtiger Gefahr
für Leib oder Leben anwendet, um ſich im Beſitze des ge-
ſtohlenen Gutes zu erhalten.

Strafe: die des Raubes (vgl. unten §. 66).

5. Privilegierte Fälle22 (StGB. §. 247):

a) Diebſtahl von Verwandten aufſteigender Linie gegen
Verwandte abſteigender Linie oder zwiſchen Ehegatten
begangen (§. 257 Abſ. 2), bleibt ſtraflos (ſubjektiver
Strafausſchließungsgrund, vgl. oben §. 30 III 3);
19 [Spaltenumbruch] Begriff oben §. 41 I. Be-
handlung oben §. 54 I 1.
20 [Spaltenumbruch] Begriff oben §. 13 III.
21 [Spaltenumbruch] Der zwiſchen der erſten
und zweiten Verurteilung ver-[Spaltenumbruch] ſtrichene Zeitraum iſt gleichgül-
tig: vgl. RGR. 4. März 1880,
R I 425, E I 246; 29. Mai
1880, R I 833.
22 [Spaltenumbruch] Vgl. Voitus GS. XXX.
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[263/0289] Der Diebſtahl. §. 64. 3. Diebſtahl im 2. Rückfall 19 (StGB. §§. 244 und 245). Vorausſetzung: zweimalige frühere Beſtrafung im In- lande 20 wegen Diebſtahl, Raub, räuberiſchen Diebſtahls und räuberiſcher Erpreſſung und Hehlerei. Die Vorſtrafen müſſen ganz oder teilweiſe verbüßt oder erlaſſen ſein. Ein 10jäh- riger Zeitraum von Verbüßung oder Erlaß der letzten 21 Strafe bis zur Begehung des neuen Diebſtahls ſchützt vor der Rückfallsſtrafe (ſogenannte Rückfallsverjährung). Die Strafe beträgt: a) für einfachen Diebſtahl (StGB. §. 242) Zuchthaus bis zu 10 Jahren, bei mildernden Umſtänden Gefängnis nicht unter 3 Monaten; b) für ſchweren Diebſtahl (StGB. §. 243) Zuchthaus nicht unter 2 Jahren, bei mildernden Umſtänden Ge- fängnis nicht unter einem Jahre. 4. Räuberiſcher Diebſtahl (StGB. §. 252), wenn der Dieb auf friſcher That betroffen, gegen eine Perſon (in hominem) Gewalt verübt (vgl. oben §. 63 I 1 a) oder Dro- hungen (vgl. oben §. 63 I 1 b) mit gegenwärtiger Gefahr für Leib oder Leben anwendet, um ſich im Beſitze des ge- ſtohlenen Gutes zu erhalten. Strafe: die des Raubes (vgl. unten §. 66). 5. Privilegierte Fälle 22 (StGB. §. 247): a) Diebſtahl von Verwandten aufſteigender Linie gegen Verwandte abſteigender Linie oder zwiſchen Ehegatten begangen (§. 257 Abſ. 2), bleibt ſtraflos (ſubjektiver Strafausſchließungsgrund, vgl. oben §. 30 III 3); 19 Begriff oben §. 41 I. Be- handlung oben §. 54 I 1. 20 Begriff oben §. 13 III. 21 Der zwiſchen der erſten und zweiten Verurteilung ver- ſtrichene Zeitraum iſt gleichgül- tig: vgl. RGR. 4. März 1880, R I 425, E I 246; 29. Mai 1880, R I 833. 22 Vgl. Voitus GS. XXX.

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Zitationshilfe: Liszt, Franz von: Das deutsche Reichsstrafrecht. Berlin u. a., 1881, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liszt_reichsstrafrecht_1881/289>, abgerufen am 23.11.2024.